Constantine - The Hellblazer

Abwärts!

von Ming Doyle
Rezension von Stefan Cernohuby | 28. Juni 2016

Abwärts!

Helden werden oft von allen auf ein Podest gestellt. Sie dürfen sich keinerlei Schwäche oder Ausrutscher erlauben, denn dann sind alle enttäuscht von ihnen und sprechen von Verrat. Viel einfacher machen es sich diejenigen, die zwar gelegentlich das Richtige tun, sonst aber einen feuchten Dreck darauf geben, was andere von ihnen denken. So wie John Constantine. „The Hellblazer“ lautet der Name seiner neuen Serie, die mit dem Band „Abwärts!“ beginnt. Die von Ming Doyle verfasste Reihe geht also in die erste Runde.

John Constantine zeigt gleich zu Beginn, was für ein riesiges Arschloch er sein kann. So trifft er sich mit einer Frau, die ihn um Hilfe vor dämonischen Mächten bittet, nur um sie ans Messer – oder besser an Klauen und Tentakel – zu liefern. Und auch sein zweites Abenteuer ist nicht unbedingt positiv. Denn er kommt nicht dazu mit dem netten Barkeeper und Restaurantbesitzer Oliver Telefonnummern auszutauschen. Stattdessen muss er einer Dämonin helfen, die Probleme mit ihrem Vertragspartner hat. Auch das tut John auf eine Art und Weise, die ihm nur noch mehr neue Feinde beschafft. Dann wird es noch schwieriger für ihn, denn er macht eine Begegnung, die alte Wunden aufreißt. Aus einer Zeit, in der er gemeinsam mit einigen Freunden eine Band hatte, die sich weit über die Grenze des okkulten hinausbewegte. Und nun muss er mit etwas aufräumen, das er selbst angerichtet hat – und damit macht er sich wieder neue Feinde.

Ein so großes Ego, mit derartig verruchter Vergangenheit und skrupellosem Vorgehen benötigt einen besonderen Autor. Das dachte sich wohl auch die Chefredaktion von DC und vergab die aktuelle Reihe zu „Constantine – The Hellblazer“ zum ersten Mal an eine Frau. Ming Doyle ist es, die den zwielichtigen Hexer durch seine düsteren Abenteuer leitet. Unterstützt von James Tynion IV und neben ihren eigenen Arbeiten als Illustratorin tut sie das auf eine konsequente Art und Weise, die sogar Constantine-Legenden Garth Ennis und Brian Azzarello nicht in gleicher Form vorweisen können. Auch wird in „Abwärts!“ erstmals offen eine bisexuelle Neigung von einem John Constantine thematisiert – etwas, das bisher nur in Andeutungen passiert ist. Ming Doyle wagt sich hier in jeglicher Hinsicht auf Neuland vor. Und es handelt sich um ein Wagnis, das aufgeht. Sowohl die Geschichte, als auch die Illustrationen, die sich nun deutlich von dem ursprünglichen Constantine-Vorbild Sting entfernen, sind ein Erlebnis. Alle Fans früherer „Hellblazer“-Reihen sollten hier unbedingt zugreifen.

„Constantine – The Hellblazer“ ist die neueste Inkarnation des hexenden Dämonenjägers, der sich in „Abwärts!“ nicht nur den Dämonen seiner eigenen Vergangenheit stellen muss, sondern auch anderen. Das Werk, für das mit Ming Doyle erstmals eine Frau die Hauptverantwortung trägt, kann sowohl durch seine Handlung als auch seine Illustrationen punkten, auch wenn einige Schockerlebnisse für den Leser vorprogrammiert sind. Doch das macht den zusätzlichen Reiz des Werks auf. Fans kann man den Band nur empfehlen.

Details

Bewertung

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  • Gefühl:
  • Erotik:
  • Illustration:

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