Largo Winch

20 Sekunden

von Jean van Hamme, Philippe Francq (Illustrator*in)
Rezension von Stefan Cernohuby | 14. April 2016

20 Sekunden

Internationale Multi-Konzerne, die ihre Finger in allen möglichen Unternehmungen haben, gibt es eine ganze Menge. Eigene Romane, eine Verfilmung und eine mittlerweile 20bändige Comicreihe hat aber bisher nur Largo Winch vorzuweisen. Der aktuellste Band der Serie, der passenderweise den Titel „20 Sekunden“ trägt, wurde uns vom Verlag „Schreiber & Leser“ als Rezensionsmuster zur Verfügung gestellt. Wir waren gespannt.

Manchmal trifft es einen wie ein Blitz, so auch bei Largo Winch. Wie im Märchen verliebt er sich auf den ersten Blick in eine völlig Fremde, die er bei der Vernissage seiner Bekannten Domenica kennenlernt. Saidee lautet der Name der Frau, mehr weiß er nicht, doch beide schweben auf Wolke 7 – zumindest bis zu dem Zeitpunkt, als sie nicht mehr auftaucht. Was Largo allerdings nicht weiß, die Dame spielt nicht nur ein doppeltes, sondern sogar ein dreifaches Spiel. Sie wurde vom CIA erpresst sich einer radikalen salafistischen Terrorzelle anzuschließen, die ein Attentat auf den Winch Tower – das Hauptquartier des Konzerns in London plant. Das ist natürlich noch lange nicht genug des Ärgers. Die CIA hält Naheen (Saidees richtiger Name) gefangen, Administrator Dwight Cochrane wird erpresst und andere Mitarbeiter pflegen ihre zwischenmenschlichen Beziehungen auf unterschiedlich lautstarke Art und Weise. Alles im Angesicht der drohenden Gefahr.

Die Reihe „Largo Winch“, geschrieben von Jean van Hamme und gezeichnet von Phillippe Francq, ist eine der erfolgreichsten französisch-belgischen Produktionen. Die Geschichten rund um den adoptierten Erben eines Großkonzerns haben nicht immer nur eine spannende Handlung – die meist dem abenteuerlustigen Protagonisten zu verdanken ist, sondern warten auch mit Sex und Blut auf, nicht unbedingt in direkter Kombination. Im aktuellen Band sind es eher die Nebencharaktere, die es wild treiben, denn Largo selbst ist verliebt. Ein Zustand, der alle überrascht, da es auch sein Verhalten dementsprechend beeinflusst. Die Ereignisse überschlagen sich jedoch, weswegen weder Leser noch Largo selbst völlig klar ist, was sich aus jener Liebe entwickeln könnte. Die Geschichte stellt einen Bezug zu aktuellen Ereignissen in Frankreich her, vor allem zu terroristischen Anschlägen von fehlgeleiteten islamischen Fanatikern. Er stellt allerdings auch klar, dass es Mistkerle (wie beim CIA) in allen Lagern gibt und die Liebe trotzdem triumphieren kann, auch wenn Radikale mit im Spiel sind. Die Zeichnungen von Phillipe Francq sind interessant. Einerseits beschränkt er sich bei den Details von Gesichtern auf das Wesentliche, andererseits zeichnet er bei anderen Objekten mitunter das kleinste Detail – wie bei einem Hubschrauber, einem Flugzeug oder gar einem Zaun mit Zierspitzen.
Insgesamt bekommen Fans von bandes dessinées – also franko-belgischen Comics – und Kenner der Reihe das übliche geboten. Die Fortsetzung der bisherigen Handlung mit Bezug auf aktuelle politische Ereignisse ist unter Umständen etwas, das nicht jedem gefallen wird.

„20 Sekunden“ ist der 20. Band der erfolgreichen Comicreihe „Largo Winch“ von Jean van Hamme und Phillippe Francq, die hierzulande bei „Schreiber & Leser“ erscheint. Stilistisch hat sich an dem Werk wenig geändert, auch wenn sich die Handlung direkt Terrorereignissen des Jahres 2015 bedient – wenngleich in einer abgeschwächten Form. Obwohl das und die liebesbedingte Monogamie des Protagonisten möglicherweise nicht allen Kennern der Reihe gefallen wird, können wir das Werk dennoch bedenkenlos empfehlen.
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Details

Bewertung

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