Totenweg

von Romy Fölck
Rezension von Manfred Weiss | 23. Februar 2018

Totenweg

Apfelernte in der Nähe von Hamburg. Vor vielen Jahren ein Mord in einem Stall am Totenweg, in einem kleinen Dorf. Eine traumatisierte Polizistin, ein desillusionierter Kommissar am Ende seiner beruflichen Laufbahn. Zeit die kriminalistische Ernte einzubringen.

Frida Paulsen ist eine angehende Kriminalkommissarin in Hamburg. Doch in ihrer Vergangenheit türmen sich Tragik und Trauma. Als ihr Vater brutal zusammengeschlagen wird, kehrt sie auf den heimatlichen Apfelhof in der Elbmarsch bei Hamburg zurück. Dort trifft sie auf den kurz vor der Pensionierung stehenden Kommissar Bjarne Haverkorn, der noch immer nicht von dem einen großen Fall losgekommen ist, bei dem er vor fast zwanzig Jahren die Ermittlungen leitete. Die Ermordung von Fridas bester Freundin Marit. Ein Mordfall, den er nie lösen konnte und der sich auch schnell mit den laufenden Geschehnissen in Deichgraben, Fridas Heimatort, vermischt.

Blutige Apfelernte

“Totenweg” von Romy Fölck ist, wie bereits angekündigt, der erste Fall einer Krimireihe rund um Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn. Entsprechend viel Zeit nimmt sich der Roman daher auch, um uns mit den Hintergrundgeschichten der beiden Hauptakteure vertraut zu machen und uns darüber hinaus auch bereits die eine oder andere weiterentwicklungsfähige Figur für zukünftige Bände vorzustellen.

Das Milieu in dem der Roman angesiedelt ist, die Apfelbauern in der Elbmarsch, ist originell und spannend, auch wenn man in dem ersten Band nur wenig rund um den Apfelanbau selbst erfährt. Da und dort mal die Erwähnung sogenannter “alter Sorten” und die Bedeutung ihrer Erhaltung, das Angewiesensein auf osteuropäische Erntehelfer in der Saison oder die wirtschaftlichen Zwänge zwischen Absatz, Hoferhaltung und Nachfolge. Aber das Umfeld ist für die weiteren Bände sicher noch ausbaubar.

Reetdachhäuser im Herbst

Die Handlung des Romans strotzt vor Rückblenden, die zum Verständnis der handelnden Personen notwendig sind, aber auch vor überraschenden Sprüngen im Handlungsverlauf. Wieder und wieder wähnt man sich der Lösung nahe, da wird der nächste Handlungsstrang aufgemacht. Da oder dort auch die eine oder andere Plattitüde, etwa um den zugewanderten Großgrundbesitzer, der den alteingesessenen Bauern Grund und Hof abkaufen will, um die Gegend nachhaltig zu verändern. Und natürlich der sich bildende lokale Widerstand dazu. Eine Geschichte, wie man sie auch bereits aus dem einen oder anderen Wildwestfilm kennt.

Darüber hinaus bleibt der Roman aber atmosphärisch dicht und trotz der vermutlich schönen Landschaft zur Zeit der Apfelernte sehr düster. Es gibt keine Freude, kein Lachen. Quälend und bedrohlich lastet das Schicksal auf den Personen und auf ihrer Geschichte. Für den Leser bleibt aber die Spannung dauernd gewahrt, auch wenn es fallweise dann doch fast schon ein zu viel der Handlung wird und bei weitem nicht jede Weiterentwicklung und Wendung rational nachvollziehbar ist, sondern manchmal vermutlich mehr dem Versuch geschuldet, den Leser atemlos von Seite zu Seite eilen zu lassen. Und das funktioniert dann auch.

“Totenweg” ist ein Roman für Krimifreunde, die nach einem regionalen, deutschsprachigen Krimi suchen. Hamburg ist eine Erwähnung, aber der Ort der Handlung bleibt der Großstadt fern. Das Kriminalgeschehen steht im Vordergrund, die Geschichten der beiden handelnden Hauptpersonen werden angerissen, sind aber lange noch nicht zu Ende erzählt und lassen so Platz für kommende Bände. Der Roman ist weniger ein Buch für Fans von nuancierter Beschreibung der handelnden Personen und ihrer Sicht auf die Dinge abseits der eigentlichen Krimihandlung. Dafür ist im Übermaß des Geschehens einfach nicht die Zeit. Aber nachdem schon weitere Bände der Reihe angekündigt sind und das Buch auch bereits eine Leseprobe des zweiten Bandes enthält, ist auch dafür noch Zeit.

Details

Bewertung

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