Robocalypse

von Daniel H. Wilson
Rezension von Stefan Cernohuby | 11. Mai 2013

Robocalypse

Es gibt unzählige Beispiele in der Literatur, in den sich eine Kreatur gegen ihren Schöpfer wendet und ihn tötet. Selbst wenn man sich auf eine weit modernere und spezifischere These beschränkt, in der es Maschinen sind, die ihre Schöpfer - also die Menschheit - vernichten, gibt es unzählige Versionen der gleichen Geschichte. Auch der Autor Daniel H. Wilson hat sich an diesem Thema versucht, das bei ihm den Titel "Robocalypse" trägt.

Es beginnt beinahe klassisch. Ein Wissenschaftler erschafft eine künstliche Intelligenz und unterschätzt sie. Als er - nicht zum ersten Mal, wohlgemerkt - merkt, dass sie der Menschheit nicht wohlgesinnt ist, versucht er sie zu töten. Doch sie kommt ihm zuvor und macht sich unter dem Namen Archos daran, still und heimlich die Welt zu übernehmen.
Es folgen Momentaufnahmen von überall auf der Welt. Das Buch unterteilt sich in mehrere Abschnitte. So wird man zuerst mit den ersten Sichtungen von seltsamer Maschinenaktivität konfrontiert, die immer öfter auftritt. Dann kommt es zur Stunde null, an der die Maschinen beginnen, Menschen gnadenlos zu töten. Man liest mit, wie die Menschen sich organisieren um überleben zu können. Man erfährt wie neue Intelligenzen und Mischungen aus Mensch und Maschine erwachen und letztendlich erlebt man die Vergeltung von Seiten der Menschen.
Es werden zahlreiche Handlungsstränge angefangen, von denen einige, aber längst nicht alle fortgesetzt werden. Zudem wird am Ende jedes Kapitels eine Art Ausblick platziert, in dem sowohl die Bedeutung des Ereignisses und der Personen für die Konfrontation mit den Maschinen erläutert wird, als auch die folgenden Ereignisse umrissen.

Was würde eine künstliche Intelligenz machen, wenn sie die vollständige Kontrolle über alle Maschinen auf der Erde hätte und die Menschheit ausrotten wollte? Richtig. Sie zündet ein paar große Neutronen- oder Wasserstoffbomben und das Thema ist erledigt. Falsch, denn dann wäre der Roman zu Ende. Denn da die Schlussfolgerung natürlich auch für den Autor klar auf der Hand lag, musste er ein Dilemma schaffen, damit die Menschen eine Chance zum Überleben bekommen. So schuf er eine Maschinenintelligenz, die witzigerweise von biologischem Leben fasziniert ist und so versucht die Menschen auszulöschen, aber alle anderen Kreaturen zu bewahren. Leider ist das wenig glaubwürdig. Auch das Stilmittel, alle Kapitel mit einer "externen Bewertung" und einem Ausblick zu versehen, erweist sich als kompletter Rohrkrepierer. Zahlreiche Kapitel würden wirklich spannend und stilvoll zu Ende gehen, was dann vollständig durch einen hölzernen und gekünstelt wirkenden Nachsatz entwertet wird. Auch werden Charaktere lang und breit eingeführt und ihre Wichtigkeit untermauert, ohne dann noch eine einzige wichtige Szene im Buch zu erhalten. Letztendlich hat man einen einigermaßen preiswerten Roman mit einigen interessanten Ansätzen. Doch jede Möglichkeit, höheres Potenzial zu nutzen, wird leider sträflich vertan, wodurch das Endergebnis sogar nur unterdurchschnittlich gelungen ist. Dies macht die Zielgruppe für den Roman leider immer überschaubarer.

"Robocalypse" ist ein Endzeitszenario von Daniel H. Wilson, in dem wieder einmal Menschen gegen Maschinen antreten müssen. Leider wimmelt es in dem Werk nicht nur von logischen und konzeptionellen Fehlern, auch die technische Ausführung des Romans ist nur mittelmäßig. Dementsprechend ist das Werk wirklich nur für absolute Roboterfreunde oder Fans des Autors interessant. Alle anderen sollten besser die Finger von diesem Buch lassen.

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    03/2013
  • Umfang:
    464 Seiten
  • Typ:
    Taschenbuch
  • ASIN:
    3426509059
  • ISBN 13:
    9783426509050
  • Preis (D):
    9,99 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
  • Gefühl:
  • Erotik:
    Keine Bewertung

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