Mortal Engines

Mortal Engines - Jagd durchs Eis

von Philip Reeve
Rezension von Stefan Cernohuby | 26. Februar 2019

Mortal Engines - Jagd durchs Eis

Manchmal kann der zweite Band einer Reihe überraschen, selbst wenn der erste eigentlich nicht so vielversprechend war. Denn selten, aber doch gelingt es einem Autor, die Linie, die er eigentlich gesucht hat, erst mit dem zweiten Werk zu finden und von da an zu überzeugen. Mitunter ist es schwierig, dem Verfasser eines ersten Romans, der nicht überzeugt hat, noch eine Chance zu geben – aber wir wollten das im Fall von Philip Reeve und seiner „Mortal Engines“-Reihe dennoch tun. „Jagd durchs Eis“ heißt der zweite Teil der Serie.

Tom und Hester haben mit ihrem Luftschiff bereits etliche Abenteuer erlebt. Gemeinsam haben sie alle Gefahren überstanden und sind zu Hesters großer Überraschung auch ein Paar geworden. Und vieles wäre vermutlich anders verlaufen, hätten sie nicht die Aufmerksamkeit verschiedener Leute auf sich gezogen. Alles beginnt mit einer Passage, die der populäre Forschungsreisende Nimrod Pennyroyal auf ihrem Schiff bucht. Als sie dabei von anderen Luftschiffen angegriffen werden und abstürzen, finden sie sich in der Stadt Anchorage wieder. Dort hat eine schreckliche Krankheit den größten Teil der Bevölkerung dahingerafft und die junge Herrscherin hat einen kühnen Plan gefasst. Sie will wieder zurück auf den toten Kontinent Amerika reisen – denn in einem Buch von Nimrod Pennyroyal hat sie gelesen, dass es dort doch noch Leben gibt. Doch die Reise wird durch die Anwesenheit von Tom, Hester und Pennyroyal nicht einfacher. Verschiedene Leute sind an ihnen interessiert und schrecken nicht davor zurück, sie zu entzweien, zu entführen und zu foltern. Verrat liegt mehrfach in der Luft…

Besonders in der ersten Hälfte des Romans wird kaum zurückgeblickt, die Handlung geht geradlinig nach vorne. Der Autor muss seine wahnwitzige Weltkonstruktion nicht nochmals vorstellen und aufarbeiten, was die Lesbarkeit des Werks stark erhöht. Die wichtigen Charaktere sind bereits etabliert und können in ihrer Interaktion überzeugen. Zudem gibt es zahlreiche Anspielungen auf historische Gestalten, die zumindest namentlich in die Handlung integriert werden – und sie sorgen für mehr als nur einen Lacher, sondern über weite Strecken wirklich für gute Unterhaltung. Letztendlich ist es erst das letzte Drittel des Werks, wo es an Action, Befreiungsaktionen und Auseinandersetzungen wieder etwas zu viel wird, was den Leser wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholt. Dennoch ist der zweite Band der Reihe „Mortal Engines“ deutlich besser lesbar als der erste. Zwar werden noch das eine oder andere Mal – metaphorisch gesehen – Asse aus dem Ärmel gezaubert, die man auch vernünftig hätte integrieren können, aber dennoch kann man das Buch nach dem Lesen weglegen und das Gefühl dabei haben, einen ansprechenden Roman gelesen zu haben. Die vom Autor geschaffene Logik des Weltenbaus muss an dieser Stelle einfach akzeptiert werden. Wenn das passiert, werden die Kritikpunkte deutlich weniger als beim Vorgängerband.

„Jagd durchs Eis“ ist der zweite Band der Reihe „Mortal Engines“ von Philip Reeve. Was ihm im ersten Band nicht wirklich gelungen ist – exotischen Weltenbau mit einer überzeugenden Geschichte zu vereinen – hat er nun im zweiten Teil der Saga geschafft. Obwohl der Roman im letzten Drittel ein wenig abbaut, bekommen interessierte Phantastik-Leser trotzdem eine spannende und unterhaltesame Handlung geboten, die gewisse Logiklöcher durch andere Qualitäten vergessen macht.

Details

Bewertung

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