Ikone

von Neil Olson
Rezension von Janett Cernohuby | 08. Februar 2009

Ikone

Der zweite Weltkrieg war nicht nur für die Menschen eine Schreckenszeit. Auch Museen und Kunstsammlungen mussten stark unter ihm leiden. So wurden zahlreiche Kunstwerke gestohlen. Einige von ihnen tauchten im Laufe der Zeit wieder auf, andere blieben für immer verloren. Und über manche von ihnen gibt es Geschichten, die es wert sind erzählt zu werden.

Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges verschwindet in der Kirche eines griechischen Bergdorfes eine uralte Ikone: Die Heilige Mutter Gottes von Katarini. Dieser geheimnisvollen byzantinischen Ikone werden wundersame Kräfte zugeschrieben. So vermag sie jeden Kranken zu heilen, der die Ikone berührt. In den brutalen Raub der Ikone schienen Partisanen verwickelt zu sein, die eigentlich das Heiligtum hätten schützen sollen. Doch auch sie werden letztendlich verraten und so verschwindet die Ikone in den Wirren des Krieges.
Sechzig Jahre später stirbt in New York der Schweizer Bankier Kessler. Im Keller seines Hauses ließ er eine kleine Kapelle errichten, deren Herzstück die Heilige Mutter von Katarini darstellt. Ana Kessler, seine Enkelin und einzige Erbin, ist wenig angetan von diesem Heiligtum und bietet es dem Metropolitan Museum zum Verkauf an. Plötzlich meldet auch die griechische Kirche, die durch einen Landsmann auf die Ikone aufmerksam gemacht wurde, Interesse an dem Kunstwerk an. Ana Kessler ist hin und her gerissen. Soll sie die Ikone an den Meistbietenden verkaufen oder soll sie das Kunstwerk dem rechtmäßigen Besitzer, der griechischen Kirche, zurückverkaufen? Nach gründlichen Überlegungen entscheidet sie sich für letzteres und nimmt mit einem Vertreter der Kirche Kontakt auf. Doch nach dem erfolgreichen Verkauf verschwindet die Ikone erneut. Wieder beginnt eine rasante Jagd nach die Ikone, an der auch dieses Mal die Personen teilnehmen, die schon einmal vor sechzig Jahren zum Verschwinden der Ikone beigetragen haben...

Schon der Klappentext des Buches verspricht eine etwas andere Geschichte. Kein Mord ist geschehen, kein Mensch wurde entführt oder ist verschwunden. Stattdessen ist dieses Mal ein altes Kunstwerk der Mittelpunkt des Geschehens. Schon bald findet sich der Leser in einer unterhaltsamen, flüssig erzählten Geschichte wieder.
Obwohl mitreißend geschrieben, schafft der Autor es nicht, Spannung aufzubauen, wie man es von einem Thriller erwarten würde. Überraschungseffekte oder Wow-Erlebnisse bleiben ganz aus. Trotzdem ist das Buch weder vorhersehbar noch langweilig. Denn Neil Olson ist es durchaus gelungen, die Handlungsstränge stimmig miteinander zu verflechten und abzuschließen. Gleiches gilt übrigens auch für die Personen. Gut eingeführt, treten nach und nach die wichtigsten Handlungspersonen auf. Ihre Beziehungen untereinander werden im Verlauf der Geschichte ausreichend erklärt. Jedoch wirken alle Charaktere sehr oberflächlich und wenig ausgefeilt, so dass der Leser zu keinem von ihnen eine Beziehung aufbauen kann. Die Guten sind gut, die Bösen böse und die Naiven werden an der Nase herumgeführt - eine klassische und simple gut-böse-Polarisierung.
Mit "Ikone" veröffentlichte Neil Olson seinen Debütroman und machte so den ersten Schritt in die Schreiberwelt. In seinem Buch lässt er einige Elemente seiner eigenen, griechischen Familiengeschichte einfließen. Heute lebt er zusammen mit seiner Frau und Lektorin Caroline Sutton in New York. Der Autor ist Leiter und Seniorpartner der New Yorker Literaturagentur Donadio & Olson.

Insgesamt ist "Ikone" also kein sehr anspruchsvoller Roman, aber dennoch ein gut geschriebenes Buch, welches sich alle mal lohnt, gelesen zu werden.

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    03/2006
  • Umfang:
    510 Seiten
  • Typ:
    Taschenbuch
  • ISBN 13:
    9783426629680
  • Preis (D):
    8,95 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
    Keine Bewertung
  • Gewalt:
  • Gefühl:
    Keine Bewertung
  • Erotik:
    Keine Bewertung