Heilige Kuh

von David Duchovny
Rezension von Stefan Cernohuby | 27. Mai 2015

Heilige Kuh

Es gibt unterschiedliche Tiere. Raubtiere, Haustiere und Nutztiere. Und natürlich ist je nach Region, Religion und Mentalität der Übergang fließend. Kühe haben hierzulande nicht unbedingt die größte Lobby. Sie existieren, definitiv, geben Milch, liefern Nahrung und Leder/Kleidung, damit hat es sich meistens. Schauspieler, Tierfreund und Vegetarier David Duchovny war das nicht genug, weswegen nun sein erster Roman "Heilige Kuh" erschienen ist.

Elise ist eine ganz normale junge Kuh, die wie so viele Kühe vor ihr auf einem Bauernhof im Norden von New York lebt. Ihre Wünsche und Begierden sind überschaubar, zumindest bis zu dem Tag, als sie einen Blick in die Flimmerkiste ihrer Besitzer wirft und feststellt, wofür Tiere und Kühe auf der Welt eigentlich gebraucht werden - was ihr auch gleich das Verschwinden ihrer Mutter erklärt. Ernüchtert und desillusioniert fasst sie den Plan nach Indien auszuwandern, wo Kühe nicht nur wie Nahrungslieferanten behandelt werden. Dabei trifft sie nicht nur das zum Judentum konvertierte Schwein Jerry, das lieber Shalom genannt werden will und den Truthahn Tom, der versucht als Hungerkünstler dem Thanksgiving zu entkommen, sie nimmt sie sogar mit. Jeder hat sein eigenes Wunschziel. Da der Truthahn ja auf Englisch Turkey heißt und die Türkei auch, glaubt er, dort sein heiliges Land gefunden zu haben. Ähnlich geht es dem Schwein, denn es glaubt nach Israel zu müssen - dort würde es ja bestimmt niemand essen wollen. Drei Tiere, drei Reiseziele, drei Flugzeuge. Doch nach dem erfolgreichen Tarnmanöver landen sie doch im gleichen Flieger und erleben ihre Abenteuer gemeinsam. Schwein Shalom nimmt immer mehr jüdische Züge an und Tom wird Pilot und Sigmund-Freud-Verschnitt. Und Elise, nun, die erzählt ohnehin alles aus der Ich-Perspektive.

Ein bekannter Name ist nicht immer Garant für Qualität, erregt aber sicherlich Aufmerksamkeit. Das war auch der Grund, warum uns das Buch ins Auge gesprungen ist. Da wir nicht vorab verdammen, wenn sich ein Prominenter als Autor (oder Diktator äh... Diktierender) versucht, gingen wir unvoreingenommen an das Werk heran, wurden aber schnell eines Besseren belehrt. David Duchovny hat definitiv einige Ideen und Überzeugungen, die er auch gerne an den Mann bringen möchte. Aus Sicht einer Kuh, die sich emanzipieren und aufklären will, dabei in der Übersetzung von Timur Vermes einen starken pseudo-jugendlichen Stil bekommt und letztendlich an der eigenen moralischen Unflexibilität scheitert, ist vielleicht nicht der richtige Rahmen dafür. Denn die Witze sind meist flach und werden auch durch mehr-ins-Detail-gehen für die ganz Dummen nicht besser. Auch die Vierte Wand wird regelmäßig durchbrochen und der Leser (auch im Hinblick auf die Verlegerin und mögliche Verfilmungen) direkt angesprochen. Aber auch das kann das Buch nicht wirklich retten. Wir können es nur sehr eingeschränkt empfehlen, denn auch fanatischen Fans des Schauspielers und Autors wird zu wenig von ihm selbst begegnen, außer der Name auf dem Umschlag genügt ihnen.

"Heilige Kuh" ist der Debütroman des bekannten Schauspielers David Duchovny (Akte X, Evolution, Californication), der einige der für ihn wichtigen Themen in einem Buch verarbeitet hat. Leider tut er das nicht nur auf seltsame Weise, sondern mit einer fragwürdigen Handlung, seltsamem Humor und nicht wirklich einem roten Faden folgend. Wer gerne liest, wie Kühe sich emanzipieren, kann ruhig zu diesem Buch greifen. Allen anderen können wir nur raten, das Werk mit Vorsicht zu genießen. Denn die Wahrheit... ist irgendwo da draußen!

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    03/2015
  • Umfang:
    224 Seiten
  • Typ:
    Hardcover
  • ASIN:
    3453269896
  • ISBN 13:
    9783453269897
  • Preis (D):
    13,80 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
  • Gefühl:
  • Erotik:
    Keine Bewertung