Bestien von Haygenhast

von C. Gina Riot
Rezension von Stefan Cernohuby | 22. Juli 2023

Bestien von Haygenhast

Mit kleinen Dörfern mitten im Wald bringt man lokale Feste, düstere Bäume und ganz viel Aberglaube in Verbindung. Hinter so mancher Geschichte steckt jedoch auch ein Körnchen Wahrheit. Etwas, das sich als problematisch erweisen könnte, wenn ein Dorf Schauplatz von bestialischen Morden wird und es sich beim Opfer um eine Steuereintreiberin des Königs handelt. In „Bestien von Haygenhast“ von C. Gina Riot machen sich mehrere Personen auf den Weg, um auf ihre Weise mit den Vorfällen umzugehen.

Wer die Grenze in den Flüsterwald in Haygenhast überschreitet, verliert den Verstand. Das klingt zwar seltsam, ist aber leider wahr. Es ist nicht das erste Mal, dass etwas Derartiges passiert, aber diesmal wird die königliche Steuereintreiberin ein Opfer des Wahnsinns und ruft damit eine ganze Kette von Ereignissen hervor. Ein Steuereintreiber, ein königlicher Berater, zwei Leibwächterinnen und ein Barde machen sich auf den Weg, um den Ereignissen nachzugehen. Das passiert mit sehr unterschiedlicher Intention, Motivation und Inspiration. Während der vom König gesandte Bronnwick nur seinen Ruhestand vor Augen hat, wollen sich die Kriegerinnen Valettia und Freyda beweisen. Der Barde Spikerio will endlich etwas erleben, um als echter Künstler anerkannt zu werden, und der örtliche Frauenheld Brendon fühlt, dass er etwas wiedergutzumachen hat, da er bei einem der Morde nicht eingegriffen hat. Schnell stellt sich heraus, dass der Fluch des Haygenhast alles andere als reiner Aberglaube ist. Offenbar gibt es all die Kreaturen mitten im Wald wirklich, von denen man immer Geschichten erzählt: Gnome, Gremoiren, Walttrolle und vielleicht sogar der Waldschrat, der den Wald beherrscht. Es wird lebensgefährlich, nicht alle anwesenden kommen ungeschoren davon. Und alle tun, was sie denken, das notwendig ist – darunter gibt es allerdings zahlreiche Fehlentscheidungen.

In der Erdenwelt von C. Gina Riot gibt es eines ganz bestimmt nicht: strahlende Helden. Alle Charaktere versuchen mit den ihnen anvertrauten oder sich selbst auferlegten Aufgaben irgendwie zurecht zu kommen. Das gelingt ihnen sehr unterschiedlich. Als sich die Gruppe zusammenfindet, um sich auf den potenziell tödlichen Weg in den Wald zu machen, gleichen die verschiedenen Talente aus, was den Einzelnen fehlt. Aber ob sie im Flüsterwald das finden, was sie suchen, ist eine ganz andere Frage. Denn persönliche Verbindungen, Pflichten und sehr viel Vergangenheit spielen eine wichtige Rolle. Man merkt, dass die Autorin eine ganze Welt konzipiert hat und Charaktere erschaffen hat, von denen man manchen sicher nochmals begegnen wird. Gewisse Insider-Witze muss man auch einfach akzeptieren. Beispielsweise den Bihänder-schwingenden Obermetallrat-Steuereintreiber Pett, der seinen Opfern nicht einfach den Kopf spaltet, sondern sie durch Musik explodieren lässt. Insgesamt erhält man eine Geschichte mit mehreren überraschenden Wendungen, deren Ende vermutlich all jene nicht zufriedenstellt, die auf ein klassisches Happy End warten. Aber dafür gibt es sicherlich andere Autor*innen mit anderen Zielgruppen und Geschichten.

„Bestien von Haygenhast“ von C. Gina Riot ist die Antwort auf einen Kriminalroman in ihrer mittelalterlichen Erdenwelt. Magie, Kreaturen und düstere Wälder sind nur Teilaspekte des gesamten Werks. Denn die Hauptarbeit wird von den sehr unterschiedlichen Charakteren übernommen, die sich auf ihre eigene und unnachahmliche Art in die Herzen der Lesenden spielen, oder zum Teil auch hineinstolpern. Ein düsterer, blutiger aber auch teils humorvoller Roman, den man allen empfehlen kann, die phantastischen Inhalten in einer Kriminalgeschichte in einem historischen Setting nicht abgeneigt sind.

Details

Bewertung

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