Eisiges Herz

von Giles Blunt
Rezension von Janett Cernohuby | 08. Februar 2009

Eisiges Herz

Wer kennt das nicht. Ein unglückliches Ereignis, eine unglückselige Fügung und schon meint man, man hätte die ganze Welt gegen sich. Den meisten Menschen gelingt es, solche Tiefs, je nach Situation, über kurz oder lang zu überwinden. Doch einige haben nicht die nötige Kraft dazu und geraten immer tiefer in Depressionen. Diesen Menschen bleibt dann oft nur die Hilfe eines Therapeuten, um wieder neuen Lebensmut zu fassen. Doch so sehr sich diese auch bemühen, es gibt Patienten, die es nicht schaffen, den Teufelskreis zu durchbrechen und schließlich den Freitod als einzige Rettung sehen.

Detective John Cardinals Ehefrau Catherine leidet unter solchen Depressionen. Viele Therapeuten haben versucht ihr zu zeigen, dass das Leben schön sein kann, doch trotzdem musste Catherine immer wieder in die Klinik eingewiesen werden. Seit ihrem letzten Aufenthalt scheint sie sich stabilisiert zu haben, woran auch ihr derzeitiger Therapeut großen Anteil trägt. Mit Freude geht sie ihrem Beruf als Fotografin und Dozentin an der Universität nach, arbeitet sogar wieder an neuen Projekten. Für eines dieser Projekte packt Catherine an einem goldenen Oktoberabend ihrer Fotoausrüstung zusammen und bricht zu einem Fotoshooting auf. Ihr Mann begibt sich kurz nach seiner Frau ebenfalls auf den Weg zu seinem Arbeitsplatz, dem Polizeirevier. John ist bei einem Außeneinsatz, als er über Funk zu einem neuen Tatort gerufen wird. Dort angekommen, informieren die bereits anwesenden Kollegen ihn, dass die Leiche einer Frau gefunden wurde, die vermutlich von einem der Hochhäuser gesprungen sei. Die Polizisten haben die Identität der Frau noch nicht ermittelt, was sie, wie sich herausstellt, auch nicht brauchen. Denn sofort erkennt John in der Toten seine Frau Catherine.
Zutiefst erschüttert, kann der Detective einfach nicht glauben, dass seine Frau Selbstmord begangen hat. Ihr Zustand schien stabil, es gab keine Andeutungen oder Zeichen, die auf einen möglichen Suizid hingewiesen hätten. Als Cardinal Beileidskarten erhält, die Schadenfreude und Hohn anstelle von Mitgefühl ausdrücken, wird in ihm der Verdacht geweckt, dass Catherine womöglich einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen ist. Da die Polizei aber von einem Selbstmord ausgeht, beginnt er eigene Ermittlungen anzustellen.

"Eisiges Herz" ist ein Kriminalroman, der nicht durch knisternde Spannung oder weit reichende Verwicklungen fasziniert, sondern eher von seinem überraschenden und außergewöhnlichen Ausgang. Als Detective bei der Polizei hat der Protagonist John Cardinal schon so einige Verbrecher hinter Gitter gebracht. Da wäre es nur selbstverständlich, wenn einer dieser Straftäter sich an Cardinal rächen wollte. Die beleidigenden Kondolenzkarten, die den Leser in eben jene Richtung führen sollen, stammen zwar von einem solchen Ex-Häftling, aber mit dem eigentlichen Tod von Cardinals Frau haben sie doch nichts zu tun. Denn tatsächlich gibt es am Ende nicht einfach einen Mörder, sondern vielmehr einen Schuldigen, der in mehrfacher Hinsicht die Schuld an Catherines Tod trägt. Dieser ist aber keinesfalls ein Gewaltverbrecher oder brutaler Ehemann, sondern eine Person, die eigentlich Catherines Leben hätte retten sollen.
Giles Blunt schreibt vom perfekten Mord, der eigentlich kein solcher ist. Dadurch bringt der Autor in seinem Buch eine überraschende und erfrischend abwechselnde Idee ein. Geschickt führt er den Leser zu Beginn auf eine falsche Fährte und offenbart erst nach und nach, in einem zweiten Handlungsstrang, den wahren Übeltäter. Dieses doch recht vorzeitige Wissen um den Täter nimmt dem Buch keineswegs an Spannung. Stattdessen eröffnet sich dem Leser die Möglichkeit zu verstehen, warum die Person anderen Menschen den Tod bringt. Somit unterscheidet sich dieser Roman von vielen anderen und macht die doch etwas schwach ausgeprägte Spannung wieder wett.

Zusammengefasst ist "Eisiges Herz" ein unterhaltsamer Kriminalroman, der weniger durch Spannung als durch ein überraschendes Ende überzeugt. Ein kurzweiliges Lesevergnügen, welches Krimibegeisterten auf jeden Fall gefallen wird.

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    03/2007
  • Umfang:
    428 Seiten
  • Typ:
    Hardcover
  • ISBN 13:
    9783426197578
  • Preis (D):
    19,9 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
    Keine Bewertung
  • Gewalt:
  • Gefühl:
    Keine Bewertung
  • Erotik:
    Keine Bewertung

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