Die Legende von Richard und Kahlan

Die Seelen der Toten

von Terry Goodkind
Rezension von Stefan Cernohuby | 03. März 2017

Die Seelen der Toten

Für weniger wichtige Personen in einem Roman oder einem Film kann ihr Ende plötzlich kommen, beinahe beiläufig – und schon wenige Seiten später erinnert man sich kaum mehr daran, wer eigentlich fehlt. Das Sterben von Protagonisten kann dagegen lange dauern. Ganze Romane oder Filme lang, wenn es sein muss. Der Roman „Die Seelen der Toten“ von Terry Goodkind ist ein solches Beispiel und das dritte Buch der Reihe „Die Legende von Richard und Kahlan“.

Richard und Kahlan sterben schon seit geraumer Zeit. Konkret bedeutet das, dass sie durch den Tod einer Heckenmagd mit deren Todeshauch infiziert wurden. So ist es auch kein Wunder, dass Richard verwirrte und verirrte Geister sehen kann, die durch ihre Welt wandeln. Doch zuallererst beabsichtigt Richard Rahl in den Palast des Volkes zurückzukehren, damit man sie dort von der Infektion des Todes befreien kann. Diese Pläne ändern sich schlagartig, als sie von einer Unzahl an Halbmenschen angegriffen werden – Wesen ohne Seele, die sich an menschlichem Fleisch laben, in der Hoffnung dadurch eine Seele zu erhalten. Während dieser Angriffe streckt das wahre Böse weiter seine Fühler in Richtung der Hauptstadt des Reiches aus. Lord Ark zieht mit einer Armee aus Halbmenschen und wiedererweckten Toten Richtung Süden, während sich der die Folter liebende Abt Dreier anderswo selbst zum Lord ausruft. Derweil werden Richard und Kahlan immer kranker. Als die mit ihnen reisende Irena ihnen mitteilt, ein für die Heilung nötiges Dämpfungsfeld zu kennen, ändern sie ihre Richtung und tappen mitten in eine Falle, bei der auch eine Hexe eine wichtige Rolle spielt.

Man konnte Terry Goodkind bisher vor allem eines vorwerfen: Inkonsequenz, wenn es um den Umgang mit den wichtigen Charakteren ging. So hat eine erhebliche Anzahl von Freunden, Verwandten und Verbündeten die erste Reihe überlebt – eigentlich überraschend, angesichts der gewaltigen Gefahren, mit denen sich die Protagonisten auseinandersetzen mussten. Hier und in diesem Band macht er damit endgültig Schluss. Wer sich als Leser zu sehr an bestimmte Nebencharaktere gewohnt hat, sollte sich dem Werk vorsichtig annähern, denn Terry Goodkind scheint in Schnitterlaune gewesen zu sein, als er den Band geschrieben hat. Tatsächlich ist die Tat jedoch nachvollziehbar, denn mehrere Nebencharaktere, die einem früher wirklich ans Herz gewachsen sind, stellen nur noch ein zweidimensionales Zerrbild dar. Sie bleiben blass oder gar farblos, im kompletten Gegensatz dazu, wie sie es früher geschafft haben, allein durch ihre Anwesenheit die gesamte Handlung zu verändern.
Leider ist auch der Rest des Werks nicht so beeindruckend, wie man es gerne hätte. Die Haupthandlung zieht sich, besteht hauptsächlich aus Flucht und langsamem Dahinschwinden. Die Schurken haben zwar große Pläne, wirklich ernst nehmen kann man sie trotz ihrer Bedrohlichkeit nicht. Gerade beim Ende des Romans fragt man sich, wohin der Autor die Handlung steuern lassen will. Und langsam verliert man die Hoffnung, dass einen die Reihe irgendwann doch so packt, wie „Das Schwert der Wahrheit“.

Auch wenn „Die Seelen der Toten“, der dritte Roman der neuen Reihe „Die Legende von Richard und Kahlan“ von Terry Goodkind ein wenig den Wildwuchs an Nebencharakteren reduziert, vermag die Handlung nicht wirklich zu fesseln. Denn der Hauptstrang zieht sich in die Länge, die Nebenhandlungen zeigen die Bösewichte beim Böses tun. Und letztendlich stellt das Buch als Hauptaspekt das langsame dahinsterben der beiden Protagonisten dar. Leider ist das nicht wirklich das, was wir von einem Meister seines Fachs wie Terry Goodkind erwartet haben.

Details

Bewertung

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