Die Runen der Freiheit

von Michael Peinkofer
Rezension von Stefan Cernohuby | 14. August 2017

Die Runen der Freiheit

Die Geschichte der Beziehung von England und Schottland ist keine sehr harmonische. Immer wieder gab es englische Herrscher, die Anspruch auf die Herrschaft über die schottischen Hochlande erhoben. Die dickköpfigen, auf ihre Ehre bedachten Schotten stellten sich diesen Bestrebungen mal erfolgreich, mal weniger erfolgreich entgegen. Ein Name  ist mit diesen Auseinandersetzungen untrennbar verbunden: William Wallace. In seinem Roman „Die Runen der Freiheit“ widmet sich Michael Peinkofer unter anderem auch ihm.

Eadic hat es als Kind nicht leicht. Er wird als unehelicher Sohn eines schottischen Adeligen geboren, lebt bei seiner Mutter bis zu ihrem Tod und hat kaum Perspektiven. Er übt sich tagtäglich im Bogenschießen, bis er diese Kunst zur Meisterschaft gebracht hat. Immer wieder gerät er mit seinem Halbbruder Gerard aneinander, der ihn am liebsten tot sehen würde. Als ihr beider Vater bei einer Jagd von einem wilden Eber tödlich verwundet wird, nimmt der seinem Sohn das Versprechen ab, sich mit Eadic zu versöhnen. Daran hat dieser allerdings kein Interesse, dennoch behält er seinen Halbbruder bei sich, um sich seiner Talente zu bedienen – allem Voran der Meisterschaft im Bogenschießen. Diese Chance kommt als Gerard beschließt, dass sein Haus FitzKane die Seiten wechseln und sich der englischen Krone unterstellen solle. Er selbst verspricht sich viel von einem wagemutigen Plan. Um im Ansehen des Adels und des Königs zu steigen, will er Eadic in den Norden entsenden, um William Wallace zu töten. Natürlich kommt es dazu nicht, denn Eadic fällt in die Hände von Wegelagerern, wird schwer verwundet und danach von Angehörigen des Hauses MacLean gesund gepflegt. Als er den Zusammenhalt der Familien und nicht zuletzt William Wallace kennenlernt, muss er sich entscheiden, wem seine Loyalität gehört...

Jeder, der ein wenig über die Geschichte Schottlands und William Wallace weiß, ist sofort im Bilde darüber, dass Eadic seinen Auftrag nicht ausführen kann – denn den schottischen Freiheitskämpfer erwartete ein völlig anderes Schicksal. Doch im Fahrwasser der historischen Ereignisse, bedeutender Schlachten, Verrat und Gegenverrat, spinnt Michael Peinkofer eine spannende Geschichte, der auch die tragische Liebesgeschichte nicht fehlen darf. Natürlich bedient er sich dabei einiger bekannter Elemente. Ungeliebten Halbbrüdern, tödlichen Keilern, (fast) unfehlbaren Bogenschützen und nicht zuletzt der Frage nach der Loyalität. Doch das Konstrukt stimmt und gegen Ende des Romans nimmt die Geschichte eine überraschende Wendung, bei der sich der Leser immer wieder fragt, wie der Autor es schaffen will, die Ereignisse wieder in Richtung der bekannten historischen Fakten auszurichten. Doch dies gelingt ihm bravourös – was dem Roman zusätzlich ein befriedigendes Ende verschafft. Einzig und allein die titelgebenden „Runen der Freiheit“ kommen im Roman wenig zur Geltung, sie spielen im Grunde nur zweimal eine Rolle. Möglicherweise wurde der Titel auch gewählt, um eine gewisse Verwandtschaft mit seinen anderen beiden „Runen“-Romanen anzuzeigen, die jedoch in einer völlig anderen Zeitperiode angesiedelt sind.

„Die Runen der Freiheit“ ist ein spannender und kurzweiliger historischer Roman von Michael Peinkofer. Man begleitet den Protagonisten durch die Zeit von William Wallace und die nicht enden wollenden Auseinandersetzungen zwischen den schottischen Clans und England. Mit überzeugenden Charakteren, einer fesselnden Geschichte und einem sehr überraschendenden letzten Drittel vermag das Werk bestens zu unterhalten. Liebhaber historischer Stoffe können hier bedenkenlos zugreifen.

Details

Bewertung

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