Drenai-Saga

Die Legende

von David Gemmell
Rezension von Stefan Cernohuby | 16. Oktober 2016

Die Legende

Legenden aus grauer Vorzeit haben einen deutlichen Vorteil gegenüber lebenden Legenden. Denn erstere kann man zwar hinterfragen, sie müssen sich jedoch nicht mehr beweisen. Ganz im Gegensatz zu zweiteren. Diese müssen jeden Tag ihrer Existenz darlegen, dass sie ihrem eigenen Ruf gerecht werden. Bei Knaur ist David Gemmells legendärer Roman „Die Legende“ aus dem Jahr 1984 wieder neu aufgelegt worden, der erste Teil der Drenai-Saga.

Das Großreich der Drenai ist am Zerbröckeln. Vor Generationen brachte es anderen Völkern Zivilisation, Regeln – allerdings auch Unterdrückung. Jetzt, nachdem das Reich träge geworden ist und die ehemaligen Untertanen und Verbündeten aufbegehren, zieht ein Sturm auf. Ein Sturm voller Schwerter, denn das Reich der Nadir zieht ein gewaltiges Heer zusammen. Unter ihrem Kriegsherr Ulric scheint eine Niederlage unausweichlich. Doch die Verteidiger des Reichs haben eine letzte verzweifelte Hoffnung. Einen Krieger, der die vorangegangene Bedrohung vor zwanzig Jahren beinahe im Alleingang abgewendet hat. Druss, die Legende. Noch einmal soll er seine ruhmreiche Axt Snaga ergreifen und die Dros – die Festung, die das Reich der Drenai beschützt – verteidigen. Für sein Alter in beneidenswerter Verfassung erreicht er die Feste, beginnt die Verteidigung zu organisieren und nutzt jedes Mittel, um die Stadt für eine Belagerung vorzubereiten. Unterstützt wird er von einem Bogenschützen namens Schütze, den lokalen Verteidigern, einer Gruppe mit übersinnlicher Begabung, und der Tochter des verstorbenen Grafen, mitsamt ihrem Geliebten. Und dann steht eine Truppe aus einigen tausend Soldaten einer Übermacht von einer halben Million Kriegern gegenüber. Obwohl zu Beginn Erfolge erzielt werden können, scheint es nur eine Frage der Zeit, bis die Truppen die Verteidiger überrennen...

„Die Legende“ ist ein Roman, der nicht nur in einer fremden Welt spielt, sondern der auch aus einer anderen Zeit stammt. Das Werk ist mittlerweile über 30 Jahre alt, was man ihm auch anmerkt. Die Handlung ist im Grunde sehr einfach gestrickt – eine ausweglose Situation, ein alter Recke mit eisernem Willen und einige mutige Menschen, die ihn in seinem (Beinahe)Wahnsinn unterstützen. Es geht also weniger um hirnloses Dahingemetzel von Kriegern, Kämpfe, Magie und das ultimative Böse. Es geht mehr darum, wofür ein Held steht, warum man trotzdem für eine aussichtslose Sache einstehen sollte und dass es auch eine Niederlage wert sein kann, für sie sein Leben zu geben. Heutzutage wäre das vermutlich kein sehr populäres Thema mehr, beziehungsweise keines, das man mit positiven Tönen belegen könnte – gerade auch in Hinblick auf die Weltpolitische Situation. Doch als Teil der großen Drenai-Saga funktioniert die Mär der Legende Druss trotzdem. Insofern sollten sich Fans klassischer Fantasy das Werk dennoch zu Gemüte führen und kennenlernen. Und auch für die eigene Sammlung der Romane von David Gemmell ist das Buch unverzichtbar.

„Die Legende“ war nicht nur das erste Werk der populären „Drenai-Saga“, sondern auch der erste erfolgreiche Roman von David Gemmell überhaupt. Auch wenn die Geschichte selbst heute etwas einfach und möglicherweise auch anachronistisch in ihrem Aufbau wirkt, zeigt sie bereits die erzählerischen Fähigkeiten des britischen Fantasyautors, der 2006 verstorben ist. Allein dies macht das Buch zu einem Pflichtkauf für Fantasykenner und -fans, falls sie noch keine frühere Ausgabe ihr Eigen nennen. Wir sind froh, an dieser Stelle eine unserer Wissenslücken geschlossen zu haben.

Details

Bewertung

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