Die Fürsten der See und der Erde

Der Wandel des Landes

von Jorina C. Havet
Rezension von Stefan Cernohuby | 19. Mai 2022

Der Wandel des Landes

Betrachtet man die Welt, ist die einzige wahre Konstante, auf die man sich mit Sicherheit einstellen kann, Veränderung. Dabei ist Veränderung nie etwas pauschal Gutes oder Schlechtes, sie ist einfach. Jene Auswirkungen, die durch den Wandel entstehen, können jedoch problematisch sein. Jorina C. Havet hat im zweiten Band ihrer Reihe „Die Fürsten der See und der Erde“, welcher den Titel „Der Wandel des Landes“ trägt, diese Prämisse genau getroffen.

Politische Geiseln sind ein zweischneidiges Schwert. Insbesondere, wenn es sich bei ihnen zwar um angenehme Zeitgenossen handelt, sie aber für unterschiedliche Parteien großen Wert besitzen. Kein Wunder also, dass Sabeta Gain nicht nur gefangen hält, sondern ihn tatsächlich in seiner Bewegungsfreiheit massiv einschränkt. Bei der Reise ins umkämpfte Grenzland, bei dem er Sabeta begleiten muss, sind schwere Eisen nur ein Aspekt seiner Gefangenschaft. Als die Fürstin zu aggressiven Verhandlungen aufbricht, bleibt Gain mit der Skaldin Andra zurück. Eine Aufgabe für die Walkriegerin, die Folgen haben soll.
Der junge Fürst Tristan ist nach seinem Kampf mit einem Magischen in seiner Höhlenzuflucht schwer verletzt. Mehr tot als lebendig liegt er dort, bis ihn nach einer schier endlosen Suche seine Apprendi Ann findet. Doch er ist zu krank und zu schwach, um ihn zu transportieren. Sie muss sich erst darum kümmern, dass er wieder gesund wird. Während ihn der Rest der Welt schon abgeschrieben hat, versucht die junge Frau ihr Bestes.
Doch die Ereignisse, die man konkret verfolgt, stehen im Zeichen eines Wandels. Ist es ein Zyklus, der wiederkehrt? Ist es eine neue Bedrohung? Vieles bleibt unklar, aber es zeigt sich, dass das typisch menschliche Verhalten hinsichtlich Ländern, Reichen und politischen Ränken noch zu großen Problemen führen könnte.

Der Roman konzentriert sich stark auf die zwischenmenschlichen Beziehungen der Charaktere und inwieweit diese sich durch Veränderungen im größeren Kontext verändern. Dies ist jedoch eine bidirektionale Angelegenheit. Denn obwohl scheinbare Freundschaft durch politische Intrigen zerstört wird, sind es doch starke Gefühle, die dazu führen, dass eine Person stirbt und eine andere am Leben bleibt. Entscheidungen, die getroffen werden, haben Folgen und große Tragweite. Das Fehlen von Personen führt zu großem Chaos. Und das alles steht vor dem Hintergrund einer nahenden Veränderung, deren Tragweite noch kaum jemand wirklich realisiert hat. Hier stellt sich dem Leser die Frage, ob eine ernsthafte Reaktion der Entscheidungsträger – idealerweise sogar eine koordinierte Aktion – nüchtern gesehen überhaupt rechtzeitig kommen kann, um Erfolg zu haben. Man darf auf den dritten Band der Reihe gespannt sein, in dem sicher noch mehr in Bewegung gerät und das auf einer ganz anderen Ebene. Dank der überzeugenden Charaktere und der engen Bindung aneinander erlebt man eine sehr dichte Erzählung, deren Fokus auf den Einzelnen liegt, aber dennoch sehr fesselnd erzählt wird.

„Der Wandel des Landes“ ist der zweite Band der Reihe „Die Fürsten der See und der Erde“ und geht langsam aber unaufhaltsam vor sich. Während die Charaktere hauptsächlich mit politischen Winkelzügen und persönlichen Problemen auseinandersetzen, scheint sich eine Woge an Ereignissen aufzutürmen, bereit alles zu überschwemmen. Man kann mit Fug und Recht davon ausgehen, dass dies im dritten Band der Reihe passieren wird.

Details

Bewertung

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  • Erotik:

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