Das Höllenschiff

von James McGee
Rezension von Stefan Cernohuby | 09. Mai 2010

Das Höllenschiff

In vergangenen Jahrhunderten waren die Seestreitkräfte maßgeblich für den Erfolg oder den Misserfolg einer Nation verantwortlich. Doch einige einst stolze Schiffe wurden im späteren Verlauf ihrer Existenz zweckentfremdet. Davon handelt der neuste Roman von James McGee, der den Titel "Das Höllenschiff" trägt und in der Zeit der Napoleonischen Kriege angesiedelt ist. Ob sich ein Schiff mit einem historischen Krimi verträgt, wollen wir uns näher ansehen.

Nicht nur, dass sich die Royal Navy mit Kämpfen gegen französische Schiffe auseinandersetzen und um die Gefangennahme deren Besatzung kümmern muss, es gibt noch zahlreiche weitere Aufgaben. Dazu gehört auch, die Tätigkeiten von Schmugglern zu unterbinden, welche für eine entsprechende Bezahlung auch für den Feind arbeiten. Nachdem zwei Offiziere im Zuge ihrer Erhebungen im Bezug auf Gefängnisschiffe - ausgemusterte ehemalige Kriegsschiffe - verschwinden, wird die nächste Instanz aktiv. Das Innenministerium entsendet einen Ermittler, der sich auf einem Gefängnisschiff als Gefangener ausgeben soll, um den mörderischen Vorkommnissen auf die Spur zu kommen. Dabei lernt Matthew Hawkwood, eine völlig andere Welt kennen. Die Unterdecks, auf denen die Gefangenen hausen, bieten nicht nur schlimmste hygienische Zustände, sondern auch Menschen, die völlig verwildert sind. Dennoch freundet sich der Ermittler mit einem Häftling an, mit dem er gemeinsam einige Abenteuer erlebt und auch Unschuldigen das Leben rettet. Doch mit dieser Aktion macht er die Wächter auf sich aufmerksam, die ganz besondere Pläne mit ihm haben...

Englische Geheimagenten gibt es nicht erst seit dem Kalten Krieg. Das zeigt der Charakter Matthew Hawkwood überdeutlich. Mit Sarkasmus geht er an seine Aufträge heran und erlebt nun bereits sein drittes Romanabenteuer. Doch diesmal bewegt er sich nicht nur außerhalb seines Milieus, sondern auch auf der anderen Seite des Gesetzes. Gejagt von der Justiz, versucht er trotzdem herauszufinden, was wirklich hinter den Vorgängen auf dem Schiff steckt. Allerdings ist es sehr typisch, dass der Protagonist den ganzen Roman nicht von seinen Moralvorstellungen als Gentleman und Ermittler seiner Majestät abweicht. Insofern ist eines der wichtigsten Themen des Romans der Unterschied zwischen Hawkwood und seinem Freibeuter-Freund Lasseur. Denn dieser ist in erster Linie auf seinen Gewinn und Abenteuer aus, sehr konträr zum verantwortungsbewussten Hawkwood. Spannend ist auch zu sehen, inwiefern Patriotismus und Pflichtgefühl sich auf die Aktionen der beiden Charaktere auswirken. So gibt es Action, Nachforschungen und mehrere Schichten der Geheimnisse, denen man erst auf die Spur kommen muss. Auch die historischen Schauplätze kommen nicht zu kurz und verbreiten eine authentisch wirkende Atmosphäre. Das Buch ist keineswegs vorhersehbar - abgesehen von der Tatsache, dass der Held nicht sterben kann, genauso wie James Bond -, und kann daher allen Liebhabern historischer Kriminalromane empfohlen werden.

"Das Höllenschiff" von James McGee erzählt von Krieg, Geheimdienstoperationen und Schmugglern. Vor allem steht aber auch eine interessante zwischenmenschliche Beziehung im Fokus. Ein neuer Charakter mit viel Potenzial wird eingeführt und verleiht dem aktuellen Roman eine etwas andere Stimmung. Da das Werk aber zudem auch spannend ist und den Leser zu fesseln vermag, kann es allen Fans historischer Krimis wärmstens ans Herz gelegt werden. Auch das Preis-Leistungs-Verhältnis ist völlig in Ordnung.

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    01/2010
  • Umfang:
    576 Seiten
  • Typ:
    Taschenbuch
  • ASIN:
    3453434617
  • ISBN 13:
    9783453434615
  • Preis (D):
    9,95 €

Bewertung

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    Keine Bewertung