Anstich

von Su Turhan
Rezension von Janett Cernohuby | 01. Oktober 2015

Anstich

Alle Jahre wieder fiebert der Münchner zwei ganz besonderen Wochen im Jahr entgegen. Jenen, wenn sich die Theresienwiese in einen riesigen Rummel mit zahlreichen Festzelten verwandelt und es endlich heißt "O'zapft is". Nach diesen zwei Wochen kehrt wieder Ruhe in das Münchner Leben ein, was so manchen in Katerstimmung versetzt. Eine solche wartet auch auf Kommissar Pascha, alias Zeki Demirbilek. Sein vierter Fall führt ihn auf das Münchner Oktoberfest - oder besser gesagt zu den Aufräumarbeiten - und trägt den Titel "Anstich".

Zeki Demirbilek verbringt gerade ein paar erholsame Tage mit Derya in Istanbul, als ihn ein Anruf seiner Chefin erreicht. Bei den Aufräumarbeiten des Münchner Oktoberfests wurden drei Leichen gefunden, was auch das Sonderdezernat MIGRA auf den Plan ruft. Bei zwei Leichen handelt es sich um ein altes Rentnerpaar, doch die dritte ist in einem weißen Kaftan gekleidet und zudem ausländischer Staatsbürger. Doch was verbindet die drei miteinander? Und warum wurden sie auf dem Oktoberfest umgebracht? Um die Antwort auf diese Fragen zu finden, unterstützt Kommissar Pius Leipold, Münchner und zudem Oktoberfest-Experte, die Untersuchungen.
Doch nicht nur beruflich geht es heiß her, auch in Zekis Privatleben ist es recht turbulent. Die Geburt seines ersten Enkels steht bevor, ebenso die Hochzeit der werdenen Eltern. Schwiegertochter Jale unterliegt extremen Stimmungsschwankungen, die Sohn Aydin mit Ruhe und Gelassenheit nimmt.

Es kommt also niemand zur Ruhe - weder Kommissar Pascha noch der Leser. Letzteres ist natürlich gut, denn hier entfaltet sich ein kurzweiliger, fesselnder und unterhaltsamer Kriminalroman. Von Anfang an ist in diesem vierten Band Spannung geboten. Auch die folkloristischen Klischees und das Münchner Flair kommen wieder nicht zu kurz. Wobei in diesem Band ganz klar das berühmte Münchner Volksfest in den Fokus gerät. Zwar kommt der Leser erst zum Ende desselben hinzu, darf noch ein paar Stunden am letzten Abend zwischen Bierzelten und anderen Etablissement verbringen, die eigentliche Handlung beginnt dann erst bei den Aufräumarbeiten. Doch auch die bieten noch genügend Stoff, um mit dem gigantischen Volksfest einmal abzurechnen - auf humorvolle Art und Weise. Die Leser dürfen sich also wieder auf einen Zusammenprall der Kulturen freuen, der für so manchen Schmunzler sorgt.
Der Kriminalfall schreitet flott voran, ist fesselnd, wenngleich man bald schon einen Verdacht hat. Dennoch bleibt es bis zum Schluss spannend, wenn alle Fragen geklärt werden, was nochmal die eine oder andere Überraschung für den Leser bereithält.
Doch nicht nur bei den Ermittlungen geht es turbulent zu, auch in Zekis Privatleben steht einiges auf dem Programm. Hier wird man sich als Quereinsteiger in die Reihe etwas schwer tun, denn die Geschehnisse bauen auf Ereignisse aus den vorhergehenden Romanen auf. Doch das Familienleben des Kommissars ist kein Buch mit sieben Siegeln und man kann sich so einiges zusammenreimen. So wird auch diese Nebenhandlung zu einem unterhaltsamen Teil des Romans. Die Balance zwischen Kriminalfall und Privatleben Zekis ist dem Autor Su Turhan gut und ausgewogen gelungen.

Zusammengefasst hält man mit "Anstich" einen unterhaltsamen und fesselnden Kriminalroman in der Hand. Für den Ermittler Zeki Demirbilek, auch bekannt als Kommissar Pascha, ist dies nun schon der vierte Fall. Der Regionalkrimi überzeugt vor allem durch seinen bayerisch-türkischen Charme, der sehr unterhaltsam ist. Der Kriminalroman ist spannend bis zum Schluss und man kann das Buch Kennern der Reihe sehr empfehlen.

Details

Bewertung

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