0-1-0-1

von Elisabeth Strasser
Rezension von Stefan Cernohuby | 26. Februar 2018

0-1-0-1

Wie sagt man so schön? Es gibt genau 10 verschiedene Arten von Menschen. Jene, die das binäre Zahlensystem kennen und jene, die es nicht tun. Auch Elisabeth Strasser könnte sich diesen Satz zum Vorbild genommen haben, als sie ihren aktuellen Roman „0-1-0-1“ genannt hat. Oder sie hatte dafür andere Gründe. Wir wollten uns ihr Werk, das die Überschneidung der Realität mit virtuellen Welten verspricht, näher ansehen.

Das Reich Wandell steht immer wieder kurz vor seiner Vernichtung. Denn Acandor versucht stets, das Gleichgewicht zu zerstören. Zum Glück gibt es Helden, die sich dem entgegenstellen. Doch nicht rund um die Uhr. Denn selbst Daniel, arbeitslos und immer wieder erfolglos vom Briefträger gesucht, braucht ab und zu seinen Schlaf in der Realität. Moni, die gerade ihren Job verloren hat, den sie als reiche Erbin eigentlich nicht braucht, hat noch gar nicht damit begonnen, andere Welten zu retten. Erst als ihr Geliebter Oliver ihr urplötzlich mit einem LKW und Komplizen das ganze Haus ausräumt, verirrt sie sich beim Surfen in jene andere Welt, die Wandell genannt wird. Dort gibt es nicht nur die Avatare von Schöpfer und Programmierer, sondern auch ein Orakel, das natürlich in Rätseln spricht. Soray wird es genannt und gehört ebenso wie Meister Chirul zum Spiel. Ein Spiel, in das sich immer mehr Menschen verstricken. Monis neuer Boss findet sich als Ritter wieder und auch der räuberische Oliver findet einen Platz als Bote des Bösen. Als Daniel in Realität eine Beziehung beginnt, wird nicht nur die seltsame Balance in seinem Haus gestört, auch die Welt von Wandell beginnt sich zu verändern...

Es gibt Romane, die erklären, wie die Dinge stattfinden, die in ihm passieren. Manche erledigen das durch technische Schilderungen, andere deuten es nur an. Und es gibt solche, bei denen man bei gewissen Details einfach nicht nachfragen darf, was eigentlich passiert. „0-1-0-1“ ist ein Roman, der in die letzte Kategorie einzuordnen ist. Denn manches lässt sich einfach nicht erklären, man muss es als Leser hinnehmen. Natürlich können sich Charaktere in virtuellen Welten verlieren. Das passiert Menschen auf der ganzen Welt tagtäglich und vielen fällt es schwer aus diesen digitalen Tiefen wieder aufzutauchen. Und doch fragt man sich, wie gewisse Interaktionen stattfinden. Wie man völlig von etwas in den Bann gezogen werden kann, das eigentlich nicht zu hören sein sollte. Und wie mehrere miteinander in Verbindung stehende Charaktere allesamt durch Zufälle auf der gleichen Website landen. Davon einmal abgehen begegnet man einer bunten Mischung aus verschiedenen Persönlichkeiten, von denen die meisten keinerlei besondere Affinität für Rollenspiele im Internet haben. Und doch werden sie alle von der Faszination einer Welt und den Ereignissen davongetragen, was letztendlich für alle Folgen hat – auch in der realen Welt. Was als Idee gut klingt, holpert in der Umsetzung an einigen Stellen. Dennoch ist das Werk kurzweilig und schnell erzählt, was es zu einer flotten Lektüre für zwischendurch macht. Und das hat auch etwas für sich, selbst wenn der Roman nicht den Literaturolymp erklimmt.

„0-1-0-1“ ist ein spannender und unterhaltsamer Roman von Elisabeth Strasser, der jedoch zahlreiche Fragen unbeantwortet zurücklässt. Fragen, die nicht in der Handlung selbst aufgeworfen werden, sondern die sich der Leser stellen könnte. Man muss also akzeptieren, diese besser nicht zu stellen, da man auf sie keine Antwort erhält. Davon einmal abgesehen ist das kurzweilige Werk solide, wenngleich nicht außerordentlich gelungen.

Details

Bewertung

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