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A schöne Leich: Wiener Lied trifft Wiener Krimi

Beitrag von Janett Cernohuby | 17. April 2015

Wiener Lied trifft Wiener Krimi - so lautete am 16. April 2015 das Motto in der Buchhandlung Kuppitsch in der Schottengasse. Hier trafen sich nicht nur interessierte Krimifreunde sondern auch zwei Wiener Autoren, die aus ihren aktuellen Büchern vorlasen. Das Motto des Abends rührte aber nicht daher, dass Theresa Prammer aus ihrem ersten Kriminalroman 'Wiener Totenlieder' las, sondern dass der Abend musikalisch von dem Wiener Akkustik-Duo 'Die Strottern' begleitet wurde.

Sänger und Geiger Klemens Lendl sowie Sänger und Gittarrist David Müller eröffneten mit 'Schaun, zahn, drahn' musikalisch den Abend. Mit ihren Wienerliedern untermalten sie den Abend und verliehen ihm eine ganz spezielle Atmosphäre. Ihre Lieder sind lustig bis morbid ('Die zwei von der Pietät'), gespickt mit poetischem, manchmal etwas bösem Schmäh. Da der Abend im Zeichen von Mord, Totschlag und Ermittlern stand, durfte natürlich auch ein Lied über 'Dod und Dodal' (dem Tod und seinen Sohn) sowie die moralischen Worte aus 'Haundschuach aus Saumt' nicht fehlen. Dass Mörder mittlerweile sogar vor der singenden Zunft nicht mehr zurückschreckten, beschäftigte das Duo sehr und sie besangen, was sie doch hätten werden können - aber die anderen, tja 'sie war'n ned dafür'.

So stimmungsvoll in den Abend gesungen und durch ihn begleitet, lauschte das Publikum gebannt den Lesungen von Christian David und Theresa Prammer. Ersterer begann und las den Gästen aus seinem aktuellen Krimi 'Sonnenbraut' vor. In diesem lässt er erneut sein Ermittlerduo Major Belonoz und Staatsanwältin Lily Horn in Erscheinung treten. Es gilt im winterlichen Wien eine Mordserie aufzuklären, der eine Geiselnahme vorrausging. Auch der Fall eines entführten Kindes scheint wichtig bei diesen Ermittlungen zu sein. Gespannt lauschte man dem Autor. Der Kommentar aus dem Publikum, dass die Lesung langweilig sei, könnte daher rühren, dass er seinen Zeitrahmen etwas überzog und das Publikum überforderte.

Eine musikalische Pause gab uns Gästen die Möglichkeit den Kopf frei zu bekommen, um an einen anderen Schauplatz in Wien zu gehen: die Wiener Oper. Theresa Prammer präsentierte ihr Krimidebüt 'Wiener Totenlieder' und nahm das Publikum mit zu einer Premierenvorstellung. Diese endet jedoch abrupt, als der Tenor vor den Augen des Publikums ermordet wird. Dies ist jedoch nur der Auftakt zu einer Reihe Morde an der Wiener Oper, welche die Polizei aufzuklären hat. Da Außenstehende in diesen Mikrokosmos jedoch nicht einfach so eindringen können, wird ein verdecktes Ermittlerduo eingeschleust. Zu diesem gehört eine Kaufhausdetektivin und Tochter einer weltberühmten Sopranistin, die von einem ehemaligen Kriminalkommissar unterstützt wird.
Auch wenn Theresa Prammer aufgrund der Zeitüberziehung ihres Vorgängers nicht mehr die volle Konzentration des Publikums hatte, gelang es ihr trotzdem die Gäste noch einmal zu fesseln. Sie wählte drei sehr atmosphärische, spannende Szenen aus und ließ zudem bei zweien davon das Ende offen. Die Neugier beim Publikum war geweckt. Wer nun wissen wollte wie es weitergeht, was es mit den Morden auf sich hat und wie sich das Undercover-Duo in der Wiener Oper schlägt, der bekam nach der Lesung die Chance, das Buch zu erwerben. Eine persönliche Widmung der Autorin gab es selbstverständlich auch dazu.

Die Lesung unter dem Motto 'Wiener Lied trifft Wiener Krimi' war ein gelungener und sehr unterhaltsamer Abend. Ganz gleich ob einem der Stil der 'Strottern' liegt, sie waren die perfekte Begleitung für diese Krimilesung. Zwei unterschiedliche Bücher mit unterschiedlichen Ermittlern und Handlungen, angesiedelt jedoch in der gleichen Metropole, verdienten natürlich auch eine angemessene Begleitung. Beide Autoren präsentierten zwei tolle hochkarätige Krimis, auch wenn die Zeitverteilung der Lesungen sehr ungleich war. Denn Theresa Prammers 'Wiener Totenlieder' ist wesentlich vielschichtiger, als man an diesem Abend vermittelt bekam. Zum Glück hatte man nach der Lesung noch die Zeit, sich ausführlich mit den Autoren und auch deren Angehörigen zu unterhalten. So konnte man vieles über die Schaffenden und auch die Bücher selbst erfahren. Liest man die Werke jetzt mit anderen Augen? Auf jeden Fall.

Der Buchhandlung Kuppitsch und ihren Mitarbeitern sagen wir Danke - auch dafür, dass alle nach der Lesung noch geduldig warteten, bis auch der letzte Gast auf dem Heimweg war.