Einsamer Wolf

Der Fluch von Naar

von Joe Dever
Rezension von Stefan Cernohuby | 31. Dezember 2015

Der Fluch von Naar

Jede epische Reise muss irgendwann einmal zu Ende gehen. Dabei gibt es viele unterschiedliche Möglichkeiten. Eine davon ist definitiv ein „Best of“. Im Fall der Spielbuch-Reihe „Einsamer Wolf“ geht die ursprüngliche Reihe mit Band 20 zu Ende. In diesem Werk, in dem man ein letztes Mal den titelgebenden Helden spielt, muss man sich in „Der Fluch von Naar“ noch einmal mit den eigenen Taten und deren Folgen auseinandersetzen.

Der größte Kampf ist jener mit sich selbst, doch im Fall von „Einsamer Wolf“ ist auch dieser schon gewonnen. Denn man hat sein eigenes dunkles Spiegelbild besiegt und ist zurück in die eigene Welt entkommen. Allerdings musste man vorher feststellen, dass der dunkle Gott Naar ein Artefakt an sich gebracht hat, welches die Kraft hätte, die Schöpfung selbst ungeschehen zu machen oder sie neu zu gestalten. Daher muss man sich noch einmal auf den Weg machen, um mit all den erworbenen Fähigkeiten und Gegenständen zu jenem Erzfeind vorzudringen. Doch der Weg ist weder geradlinig noch einfach. Er führt durch viele Orte und Welten, in denen man schon gewesen ist und beinahe jede falsche Entscheidung kann unmittelbar zum Tod des ohnehin schon legendären Protagonisten führen, den man darstellt. Nur die eigenen Fähigkeiten, Erfahrungen und die richtigen Pfade können das Abenteuer erfolgreich zu Ende bringen, um zu einem völlig anderen Konzept überzugehen. Denn die Nachfolger des Einsamen Wolfs warten bereits auf ihr eigenes Abenteuer...
Als kleines Extra gibt es ein Bonus-Abenteuer, in dem man einen jungen Magiekundigen bei der Aufklärung eines Mordes begleitet.

Es kommt ein Punkt, an dem es irgendwann nicht mehr glaubwürdig ist, wenn Charaktere immer mächtiger werden und dann weiter auf gleichwertige Gegner treffen. „Der Fluch von Naar“ illustriert das Problem, löst es aber auf elegante Weise. Denn mittlerweile schlägt man sich eben schon mit Göttern und Dämonen herum. Auch Wesen, die gewissermaßen die „Endgegner“ früherer Werke waren, trifft man wieder und isst sie beinah zum Frühstück – wenn man richtig vorbereitet ist, selbstverständlich. Trotz der vielen Kenntnisse des Protagonisten ist das Werk tödlicher als je zuvor. Manchmal führen zwei von drei Entscheidungen unmittelbar zum Ableben des Spielercharakters. Notizen sind unabdingbar, außer man besitzt ein fotografisches Gedächtnis. Doch obwohl man ein Luxusproblem hat, weil man sich mit unglaublichen Fähigkeiten mit Kreaturen von noch größerer Macht duelliert, sind sowohl Stimmung als auch Handlung sehr gut umgesetzt. Man darf sich noch einmal in der Düsternis verlieren, aus dem Dunkel fliegen, das Sommerswerd schwingen und Welten retten. Auch wenn es in unserem Fall sieben Anläufe gebraucht hat, war es das wert. Jedem Kenner der Reihe „Einsamer Wolf“, der vielleicht sogar eine zweistellige Anzahl an Abenteuer hinter sich gebracht hat, kann dieses Werk nur empfohlen werden. Denn trotz des hohen Schwierigkeitsgrades kommen beim Spielen Erinnerungen hoch und ein kleines bisschen Nostalgie auf.

„Der Fluch von Naar“ ist der äußerst schwierige 20. Band der Fantasy-Spielbuch-Reihe „Einsamer Wolf“. Das wie die Vorgänger von Joe Dever konstruierte Werk ist ein würdiger Abschluss für die Serie und lässt neben Frustration beim Scheitern auch Nostalgie aufkommen. Eine Reise, die mache vor über 20 Jahren begonnen haben, kann nun zu Ende geführt werden. Das macht das Werk zu einem Pflichtkauf für alle Fans von „Der Einsame Wolf“. Denn die Nachfolger, das ist bereits bekannt, werden andere Protagonisten besitzen.

Details

Bewertung

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