Seeker

von Megan Nash
Rezension von Stefan Cernohuby | 03. April 2018

Seeker

Um nach etwas zu suchen, muss man überhaupt nichts verloren haben. Die Suche nach einem Sinn im Leben ist eine gleichermaßen philosophische wie spirituelle Angelegenheit. Insofern lässt sich auch der Titel des aktuellen Albums von Megan Nash erklären. „Seeker“ heißt das Album, das Ende März hierzulande über Greywood Records vertrieben wird.

Eine Musikerin und ihre Suche im Fokus

Viele Alben zeigen fantasievolle und aktive Cover, die viel interpretieren aber tatsächlich nicht allzu viel mit dem eigentlichen Thema des Albums oder dem Künstler zu tun haben. Hier befindet sich Megan Nash in verschiedenen Posen und mit unterschiedlicher Sichtbarkeit vor einem Hintergrund, den man nicht genau einschätzen kann. Sie blickt nach vorne, nach rechts, nach links und in die Ferne – hält Ausschau nach etwas, von dem vermutlich nur sie weiß, worum es sich handelt. Hier kann zumindest festgehalten werden, dass das Gesamtkonzept der Gestaltung passt.

Die einzelnen Tracks

Andere Alben beginnen vielleicht zaghaft und zurückhaltend. „Bad Poetry“ ist dagegen ein Kickstart, der viel Lebensfreude und musikalische Bandbreite vermittelt. Abwechselnd mit voller, rauchiger Stimme und dazwischen mit sanften hohen Klängen ist das Lied ganz an der Stimme ausgerichtet. Man könnte verschiedene Einflüsse vermuten, das ist an dieser Stelle jedoch unnötig. Ein toller Start.
„Lavender & Leather“ schlägt in ebenfalls in diese Kerbe. Schon nach zwei Akkorden steckt man mitten im Lied. Mit treibendem Rhythmus und von euphorischer Stimme wird man mitgerissen und hofft, dass das Album genau so bleibt.
Einen Tempostopp legt das Album beim dritten Titel „Vampire“ ein. Es geht nicht um klassische Vampire und der Funke springt bei diesem sehr melancholischen Titel leider nicht wirklich über.
Zum Glück steigt „Offsale Gin“ wieder aufs Gaspedal und präsentiert einen Sound, bei dem man eigentlich nur begeistert mitgehen kann. Stimme und Instrumente ergänzen sich hervorragend. Ebenfalls ein Highlight des Albums.
Über Ernährung lässt sich nicht streiten, so kann man auch einen Titel namens „Salted Salamander“ akzeptieren. Der Song hat eher wieder eine traditionellere Ausrichtung, versucht mit minimalistischen Mitteln zu punkten, schafft es aber nicht ganz.
Sehr leise startet „Joan“ und erzählt eine Geschichte, die beinahe ohne Musik auskommt, sondern nur sphärische Hintergrundklänge hören lässt und ansonsten gesprochen wird. Spannend ist das allerdings nicht.
Das geht dann nahtlos in „Girl Vs Ocean“ über, in der die sphärischen Klänge dann zumindest durch Gesang und im Laufe des Lieds auch durch immer mehr Instrumente ergänzt werden. Am Ende kann man sich dadurch, dass die Sängerin offenbar in Farbe träumt, ein wenig mit dem Lied anfreunden. Es gehört jedoch nicht unbedingt zu den Songs, die im Ohr bleiben.
Nachdenklich wirkt auch „Saturn“, versucht es jedoch mit ganz anderen stilistischen Elementen als das ähnlich angelegte „Vampire“ und vermag dadurch eher zu überzeugen.
„Summer“ besingt die gleichnamige Jahreszeit. Es scheint jedoch ein eher nachdenklicher Sommer gewesen zu sein – und eine Person, die ihr sehr wichtig war. Ein Rückblick, der nachdenklich wirkt, auch darüber nicht geschätzt zu haben, als es da war. Und doch schafft man nicht wirklich mitzufühlen.
Der titelgebende Song kommt mit Nummer 11: „Seeker“ legt wieder eine ganz andere Rhythmik vor als die vorangegangenen langsamen Lieder. Der Track bleibt bis auf einige Ausbrüche von Emotion ruhig, man spürt jedoch im Hintergrund Gefühle und Bedeutsamkeit für die Sängerin. Insofern geht es hier zum Glück nochmal bergauf.
Als Bonustrack, der auf dem Album nicht angeführt ist, gibt es eine remasterte Version von „Wait“, einem bereits früher erschienenen Song. Auch dieser ist geeignet, nochmal einen versöhnlicheren Abschluss zu liefern.

Hätte das Album die Emotionen, das Tempo und die Glaubwürdigkeit der ersten Tracks beibehalten, wäre es wohl einer unserer Tipps des Jahres geworden. Leider gibt es bis zum versöhnlichen Abschluss des Albums einige Songs die zu stark auf die Tempobremse treten oder mit denen man musikalisch nur schwer etwas anfangen kann. Es ist toll, wenn man als Künstler Vielseitigkeit demonstriert, aber man sollte vielleicht trotzdem seine Stärken gezielter ausspielen. Etwas, das vielleicht bei späteren Alben von Megan Nash noch passieren wird. Wir können „Seeker“ aufgrund einer Mehrzahl an guten Tracks allen Musikfreunden empfehlen.

Tracklist

1. Bad poetry
2. Lavender & leather
3. Vampire
4. Offsale gin
5. Hurt people hurt
6. Salted Salamanders
7. Joan
8. Girl vs Ocean
9. Saturn calling
10. Summer
11. Seeker
12. Wait (Remastered 2017)

Details

Bewertung

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