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Born From Tradition

von Shane Ó Fearghail
Rezension von Stefan Cernohuby | 25. August 2020

Born From Tradition

Gewisse Dinge passieren nur alle vier Jahre. Ein Schaltjahr, Olympische Spiele. Ebenfalls vier Jahre hat es gedauert, bis das vierte Studioalbum von Shane Ó Fearghail erschienen ist, auf das so mancher Fan schon sehnsüchtig gewartet hat. Es trägt den Titel „Born From Tradition“ und ist vielleicht nicht ganz das Album, das es eigentlich werden sollte – aber dafür eben etwas Anderes.

Shane Ó Fearghail schreibt auf seiner Homepage richtigerweise, dass wir in seltsamen Zeiten leben. Der Weltenbummler, der sich sehr oft in Wien aufhält, war genauso vom Covid-Lockdown im Jahr 2020 betroffen, wie die meisten anderen. Allerdings mit dem Unterschied, von seiner Familie in Irland getrennt zu sein. Und genau deshalb wurde daraus ein irisches Folk-Album. Mit zehn Balladen erhält man deutlich andere Inhalte als beim Vorgängeralbum „They Might See Dolphins“.

„I Like It When You Try” erzählt von einem einsamen Iren, der sich in New York befindet und Hilfe braucht. Das Lied erzählt von sich verändernden Perspektiven und wichtigen Dingen. Ein toller Einstieg in das Album, schnörkellos und gerade heraus.
Mit „Roll on the Wind” geht es sehr entspannt, sehr unaufgeregt weiter. Man hat das Gefühl zu sitzen und die Zeit verstreichen zu fühlen. Fast ein wenig zu sehr.
In „Reynardine” wird eine der ältesten Geschichten der Welt erzählt, die gleichzeitig auch eine traditionelle Ballade aus dem Jahr 1818 darstellt. Junge trifft Mädchen in den einsamen Bergen und macht ihr den Hof. Doch sie glaubt, ihre Eltern wären nicht sehr von ihm angetan – und als er letztendlich seinen Namen verrät, ist es bereits zu spät. Eine sehr stimmungsvolle Interpretation.
Shane Ó Fearghail hat auf seinen bisherigen Alben immer auch gälische Songs integriert und setzt dies auch hier fort. „Trasna Na Gcianta“ ist für Kenner kein neuer Song, erschien er bereits 2009 auf einem Album namens Ceol 09, allerdings stilistisch ziemlich anders. Hier geht es sehr ruhig zu.
„The Green Fields of France“ ist ein bekanntes Lied über einen im ernsten Weltkrieg verstorbenen Soldaten, das in vielen Versionen existiert. Jene von Shane Ó Fearghail ist sicherlich keine der schlechteren.
„Molly Malone“ ist ein auch international bekanntes irisches Lied und auch die inoffizielle Hymne der Stadt Dublin, aus der Singer und Songwriter stammt. Als „Alive Alive O’” verbreitet es auch in der vorliegenden Version eine Stimmung zwischen Fröhlichkeit und Trauer.
„Ná Bí Buartha” ist so etwas wie die gälische Bezeichnung von „Don’t worry, be happy“, allerdings wird das Glücklichsein hier akustisch nicht so betont.
Wenn man „Anyway“ hört, hat man sofort einen anderen Song im Ohr und kann beinahe bereits mitsingen, ohne das Lied zuvor gehört zu haben. Hervorragend! Egal ob [Explicit] oder nicht.
„New England“ ist dagegen ein Lied, das Kritik übt, aber dabei nicht ganz überzeugen kann. Tyburn tree hin oder her.
Das letzte Lied auf dem Tonträger ist „Raglan Road“ und ist eine bekannte musikalische Interpretation eines Gedichts von Patrick Kavanagh  aus den 1940-ern.

Im Gegensatz zum Vorgängeralbum hat „Born From Tradition“ von Shane Ó Fearghail, wenig überraschend, eine traditionellere Ausrichtung. Das macht das Album aber natürlich auch weniger vielseitig und variantenreich und fokussiert sich auf die Wurzeln des Künstlers. Die Mischung aus bekannten Volksweisen und eigenen Werken ist sehr gut gelungen und besonders Folk-Fans zu empfehlen. Für andere Hörer und Fans bleibt „Born From Tradition“ jedoch etwas hinter „They Might See Dolphins“ zurück.

Tracklist:

1. I Like It When You Try
2. Roll on the Wind
3. Reynardine
4. Trasna Na Gcianta
5. The Green Fields of France
6. Alive Alive O’
7. Ná Bí Buartha
8. Anyway [Explicit]
9. New England
10. Raglan Road

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