Savior

von Todd McFarlane, Brian Holguin, Clayton Crain (Illustrator*in)
Rezension von Gabriel Zupcan | 08. Juli 2016

Savior

Ein Flugzeugabsturz in einer amerikanischen Kleinstadt im mittleren Westen bringt alles durcheinander. Die Katastrophe kostet nicht nur vielen Menschen das Leben, sie wirft auch unbeantwortete Fragen auf. Seltsame Geschehnisse rund um den Absturz werden beobachtet und am Ende stellen sich einige der Bewohner von Damascus die Frage: Wandelt Gott persönlich unter uns?

Aus der Feder von Image Comics-Gründer und Comic-Mastermind Todd McFarlane kommt „Savior“, eine Graphic Novel abseits von Spawnschem Höllengemetzel, für das er hauptsächlich bekannt ist. Obwohl er selbst ein hervoraggender Illustrator ist, hat Todd McFarlane sich Unterstützung geholt. Die wunderschönen Zeichnungen stammen von Clayton Crain (u.a. „Sensational Spider-Man“, „X-Force“ bei Marvel) und als Co-Autor kommt Brian Holguin an Bord, McFarlanes Spawn-Spezi.
Himmlisch-höllische Kräfte werden dennoch in Bewegung versetzt, jedoch auf eine weitaus dezentere Weise. Der Vorspann führt uns nach Kansas, wo ein Fernsehteam von einem unbekannten „Samariter“ berichtet, der in ein Gerichtsgebäude geführt wird. Zahlreiche Menschen demonstrieren wider und für diesen jungen Mann ohne Namen. Als er gefragt wird, ob er sich für Gott halte, fällt plötzlich ein Schuss. Danach wird ein halbes Jahr zurückgeblendet und wir begegnen unseren Protagonisten in Damascus. Cassie, die erfolgreiche Reporterin. Malcolm, der junge und wütende Außenseiter. Natalie, die Kleinstadt-Polizistin. Sie alle werden in einen Strudel seltsamer Ereignisse gezogen, als ein Passagierflugzeug eine Notlandung auf einer Straße in der Nähe von Damascus versucht. Die Maschine zersschellt und viele Passagiere und Insassen von Autos auf der Straße sterben. Doch inmitten der Tragödie taucht ein junger Mann auf. Er ist nackt, verletzt und er hält ein Mädchen in den Armen, das anscheinend aus dem Flugzeug geschleudert wurde. Sie ist unverletzt. Ein Video davon gelangt ins Internet und beginnt Aufmerksamkeit zu erregen. Hat der unbekannte Mann ein Wunder vollbracht? Im Polizeiverhör gibt er an sich an nichts zu erinnern. Die Regierung wird auf den Absturz aufmerksam und entdeckt sehr bald bei der Ermittlung der Ursachen gewisse Ungereimtheiten.

Der Trick mit der langen Rückblende gelingt auf Anhieb. Mit cleveren Dialogen, die an der richtigen Stelle durch Schnitte unterbrochen werden und einer durchkonstruierten Geschichte halten McFarlane und Holguin den Leser locker bei der Stange. Diese Art von Mystery ist hochspannend und intelligent erzählt. Man wähnt sich an die positiven Aspekte von Shyamalans Filmen oder die TV-Serie „Lost“ erinnert. Die Autoren greifen als zentrale Frage ihrer Erzählung die Konfrontation mit der Wahrheit auf. Was würde passieren, wenn als übernatürlich eingestufte Fähigkeiten publik würden? Wie würden die Menschen reagieren, aus religiöser, aus wissenschaftlicher Sicht? Diese Frage ist im weitesten Sinn eine Fortführung einer Thematik, wie sie in vielen Superheldencomics vorkommt. Dort sind jedoch Helden mit unvorstellbaren Kräften Alltag. Die Welt von Savior aber stellt unsere reale, großteils rationale Welt dar. Die Charaktere fühlen sich großteils wie echte Leute an, die man kennen könnte. Die Darstellung ist überaus treffend und pointiert. Die Geschichte wird auch durch die dezenten, aber großartigen Bilder von Clayton Crain erzählt. Er erschafft eine düstere Stimmung. Die Abgeschiedenheit der Kleinstadt, dunkle Töne, Farben die stark sind, aber etwas ausgewaschen wirken. Im Gegensatz zu seinen anderen Arbeiten übertreibt er hier nicht mit spektakulären Effekten, kann aber trotzdem spielend mit seinen kleinen Gemälden begeistern.

Savior ist ein von Anfang bis zum Ende spannender Mystery-Thriller mit großartigem Artwork. Als kleines Manko könnte man das in einem Cliffhanger mündende Ende bemängeln und dass einige Fragen nach wie vor offen bleiben. Gleichzeitig erweckt es jedoch die Hoffnung, dass das Autorenteam für eine Fortsetzung zusammenkommt. Ebenso sind offene Fragen der Dünger für Theorien, die im Mystery-Genre das Salz in der Suppe sind.

Details

Bewertung

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