Midnighter, Midnighter Megaband

Midnighter: Gnadenlos

von Steve Orlando
Rezension von Stefan Cernohuby | 28. Dezember 2016

Midnighter: Gnadenlos

Wenn Universen verschmelzen, kommen manchmal einige Komponenten zusammen, die sich niemals hätten nahekommen sollen. Als DC das Wildstorm-Universum in sich aufnahm, kamen dort einige Charaktere zum Vorschein, die ursprünglich als Parabeln oder Anspielungen auf existierende Helden entstanden waren. Einer davon war der Midnighter: die ultrabrutale, fast unverwundbare und homosexuelle Version von Batman. Und dieser darf nun in „Gnadenlos“ seinen Weg durch das gemeinsame Universum fortsetzen.

Man muss nicht unbedingt ein Held sein, um Gutes zu tun. Man muss aber auch nicht unbedingt gut sein, um Bösewichte zu töten. Und vor allem muss man keine Vergangenheit haben, um in der Gegenwart zu leben. Nach dieser Maxime lebt der Midnighter, ein Mann ohne Namen und ohne Vergangenheit. Seine Fähigkeiten geben ihm viele entscheidende Vorteile gegenüber seinen Gegnern. Er ist übermenschlich stark, besitzt einen starken Heilfaktor und hat darüber hinaus die Möglichkeit den nächsten Zug seines Gegners vorauszusehen. Er kann auch für kurze Zeit sehr schnell sein. Sein größter Vorteil ist allerdings, dass ihn seine Gegner auf seine Fähigkeiten reduzieren und vergessen, dass er selbst auch durchaus improvisieren kann und zudem ein echt zäher Brocken ist, der meist auch zu stur ist um aufzugeben. Als er sich von einer gescheiterten Beziehung in die nächste stürzt, fängt nicht nur jemand an mit ihm Spiele zu spielen, man will ihn auch für finstere Pläne missbrauchen. Als er hinter seiner Schöpferin aufräumen muss und ins Zentrum des Interesses von Journalisten rückt, zieht er trotzdem sein Ding durch, egal ob dabei Grayson, die Suicide Squad oder geheimnisvolle Diebe im Weg stehen.

Wer den Midnighter aus seinen Vor-DC-Zeiten kennt, hat sich sicherlich einige Gedanken gemacht, wie sich die „Killing Machine“ des Wildstorm-Universums dort zurechtfindet. Er tut dies ohne Probleme, hat mit dem ehemaligen Robin und Nightwing Dick Grayson bereits seinen Lieblingskontrahenten gefunden und legt sich mit jedem an, der ihm in die Quere kommt – Respekt vor der Obrigkeit des DC-Universums hat er keine. Und das ist auch gut so. Als dunkle Antithese von Batman, einem Profikiller, der keine Scheu davor hat tödlichste Mittel einzusetzen, darf er auch keinen Respekt zeigen. Die Geschichten von Steve Orlando führen ihren Antihelden zu verschiedensten Konfrontationen, lassen ihn so etwas wie Liebe erleben und geben einen Vorgeschmack darauf, dass der Midnighter auch Vergangenheit besitzt, selbst wenn sie ihn selbst nicht interessiert. Doch nur weil man selbst nicht auf diese besteht, bedeutet das nicht, dass man nicht von ihr eingeholt werden kann. Die Illustrationen von insgesamt fünf Zeichnern passen sich allesamt an den Handlungsstil des Protagonisten an und stellen sich auch völlig in dessen Dienste. Die Handlung trägt, die Bilder unterstützen – wobei man natürlich nicht unerwähnt lassen sollte, dass Blut eine wichtige Rolle spielt. Alle Fans des Midnighters können hier bedenkenlos zugreifen. Die Portion Gewalt stimmt.

„Gnadenlos“ ist ein passender Titel für den ersten Megaband von Midnighter, der sich dessen Existenz im DC-Universum widmet. Brutal, unkonventionell und ohne Respekt vor alteingesessenen Zeitgenossen beamt, prügelt und tritt sich der Midnighter durch seine Abenteuer, allerdings nicht ohne die eine oder andere leidenschaftliche Nacht mit gutaussehenden Männern. Vielleicht ist der Charakter deshalb für einige ein realistischerer Batman.

Details

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
  • Gefühl:
  • Erotik:
  • Illustration:

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