Lucifer

Mein Wille geschehe, Teil 1

von Holly Black, Lee Garbett
Rezension von Stefan Cernohuby | 17. November 2016

Mein Wille geschehe, Teil 1

Es ist schon öfter vorgekommen, dass ein Spin-Off einer Reihe mehr Erfolg hatte als das Original. Ein gutes Beispiel dafür ist „Boston Legal“, das der ursprünglichen Serie „The Practice“ schnell den Rang abgelaufen hat. Aus dem Bereich Comics hat es der „Sandman“-Ableger „Lucifer“ überraschenderweise vor dem Original zur Serien-Umsetzung geschafft, doch nun ist die Geschichte wieder zum Ursprungsmedium zurückgekehrt. „Mein Wille geschehe“ lautet der erste Teil jener Comicreihe, die zur TV-Serie inspiriert hat.

Luzifer ist ziemlich ramponiert. Er hat Wunden, die nicht verheilen und kaum mehr die Kraft, den Schein seiner Macht zu wahren. Da kommt es ihm ziemlich ungelegen, dass man Gabriel, den gefallenen Engel, zu ihm schickt. Dieser soll den Mord an Gott aufklären, was zuallererst einen Frontalangriff auf den üblichen Verdächtigen Nummer Eins – den Teufel – bedeutet. Doch nach einigen Anfangsschwierigkeiten machen sich die beiden gemeinsam auf, um den Fall zu untersuchen, denn Luzifer hat etwas dagegen, dass sein Vater offenbar von jemand anderem als ihm getötet wurde. Die Spur führt die beiden nicht nur in die Hölle, sondern auch ins Traumland, wo sie einige alte Bekannte treffen. Doch die Auflösung des Verbrechens ist schlussendlich anders, als sie sich erwartet haben.
Satanismus ist für manche eine Religion, die man als Anhänger genauso wenig oder sehr ernst nehmen kann wie Christen die ihre. Doch wenn man den Sohn des Teufels mit einer schwarzen Messe beeindrucken will, muss man schon sehr früh aufstehen...

Kann man eine „Sandman“-Geschichte schreiben, ohne dass Morpheus von den Ewigen vorkommt? Ja. „Mein Wille geschehe“ ist der Beweis dafür. Denn die Erzählung streift alle Schauplätze mit Relevanz für die früheren Graphic Novels, lässt auch zahlreiche Nebencharaktere der Saga auftreten, macht aber einen eleganten Bogen rund um den Protagonisten. Das ist auch nicht notwendig, denn Lucifer schafft es, die Handlung selbst zu tragen, obwohl man vermutlich davon ausgehen kann, dass es eines Tages doch noch zu einem direkten Zusammentreffen der beiden Kult-Antihelden kommen könnte. Die zweite Geschichte stellt auch den Sohn des Teufels vor, der für die weitere Handlung sicher ebenfalls eine wichtige Rolle spielen wird. Die Illustrationen des Bandes sind zwar nicht außergewöhnlich gut, aber dennoch dem Thema entsprechend gestaltet und qualitativ über jeden Zweifel erhaben. Wer also mit dem Kauf der Comic-Serienauskopplung von Lucifer kokettiert, wird damit sicherlich keinen Fehler machen. Hier hat man die Möglichkeit jene Geschichte kennenzulernen, die schließlich den Boden für die Fernsehadaption bereitet hat.

„Mein Wille geschehe“ ist der erste Teil der Reihe rund um den ehemaligen Herrn der Hölle, Lucifer Morningstar, auch Lichtbringer genannt. Alles andere als allmächtig und ganz bestimmt nicht unfehlbar hat der einstige Herr der Hölle doch immer noch genügend Ego, um sich nicht von übermächtigen Feinden oder gar der endgültigen Auslöschung eischüchtern zu lassen. Diese Graphic Novel ist nicht nur für Fans des „Sandman“ zu empfehlen.

Details

Bewertung

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