Welt aus Staub

von Stephan R. Bellem
Rezension von Stefan Cernohuby | 26. Februar 2012

Welt aus Staub

2012 ist aufgrund des Maya-Kalenders ein ideales Jahr um Weltuntergangsszenarien in Romanform unter das Lesevolk zu bringen. Doch auch postapokalyptische Welten üben derzeit einen eigenen Reiz aus. "Welt aus Staub", der neue Roman von Stephan R. Bellem, der im Ueberreuter Verlag erschienen ist, kann definitiv in die zweite Sparte eingeordnet werden.

Wir schreiben das Jahr 2177. Auf der ganzen Erde hat eine Pilzerkrankung beinahe jegliches pflanzliche Leben ausgelöscht - die Welt ist in Staub versunken. Das hat alle Menschen in sogenannte Megacitys gezwungen, wo es die großen Lebensmittelkonzerne sind, welche die Geschicke lenken. Sam ist Experte für Filtersysteme, die überlebenswichtig sind. Denn nur durch perfekt gewartete Luftfilteranlagen in komplett abgeriegelten Umgebungen ist man in der Lage, Pflanzen so lange am Leben zu erhalten, dass man zumindest eine Ernte einholen kann. Sam ist Mitglied der "Drei Musketiere". Paul, Danny und Sam, die sich gemeinsam aus der Unterschicht hochgearbeitet haben, streben danach, die Welt zu verändern - bis plötzlich einer der drei stirbt.
Eine der Nebenwirkungen des Pilzes ist, dass es jedem außerhalb der Konzerne verboten ist, lebendige Pflanzen zu besitzen. Doch es hat sich ein reger Schwarzmarkt entwickelt. Pflanzensammler, die sich hinaus in die Außenwelt begeben um nach Keimlingen zu suchen - im Wissen dass diese nicht lange durchhalten werden - riskieren ihr Leben für äußerst ungewissen Gewinn. Eine von ihnen ist Elaine, die sich bei ihrer letzten Tour mit einer gewalttätigen Gang angelegt hat. Als Elaine eine Prostituierte auf der Flucht aufliest, stellt sich heraus, dass diese in jener Nacht bei Danny war, als dieser ermordet wurde. Auch Sam erfährt dies, als er versucht, eine Pflanze bei ihr zu erwerben. Gemeinsam mit Elaine stößt er auf ein Komplott, das eine zweite Chance für die Menschheit verhindern soll...

Eine der schwierigsten Aufgaben für einen Autor eines dystopischen oder gar postapokalyptischen Romans ist es, ein funktionierendes alternatives Gesellschafsmodell zu entwerfen, in dessen Rahmen ein Roman funktionieren kann. Stephan R. Bellem ist dies in "Welt aus Staub" hervorragend gelungen. Verschiedene Schichten, Privilegien, die nur von Konzernseite gewährt werden können und die üblichen zwielichtigen Elemente, die unbequeme Weisungen ausführen, kann man sich nur zu gut vorstellen. Auch die Handlung selbst ist glaubwürdig. Denn weder schreckt Stephan R. Bellem davor zurück wichtige Charaktere sterben zu lassen, noch geizt er mit schicksalsträchtigen Ereignissen. Nirgendwo hat man das Gefühl, dass eine Person gegen ihr Naturell handelt, noch dass einer der Protagonisten in irgendeiner Form übermächtig wäre. Einzig und allein die Darstellung der Schläger-Bösewichte ist etwas überzeichnet, vor allem da diese immer wieder die gleichen Fehler machen, ohne auch nur einmal dazuzulernen. Abgesehen davon ist das Werk allerdings durchgehend gelungen und kann jedem Fan guter Endzeit- oder Zukunfts-Romane empfohlen werden - allerdings unter dem Vorbehalt, dass in diesem Fall Zukunft nicht gleichbedeutend mit Science-Fiction ist.

"Welt aus Staub" von Stephan R. Bellem ist ein Roman, den man grob als "Urban Fantasy" einordnen könnte. Allerdings ist das nicht notwendig, denn das postapokalyptische Szenario, in dem die Handlung angesiedelt ist, überzeugt auch ohne Kategorisierung. Jeder Leser, der sich mit der Zukunft auch ohne fiktionale Technologie zufrieden gibt und stattdessen gute, spannende Unterhaltungsliteratur bevorzugt, kann bei diesem Werk bedenkenlos zugreifen.

Details

  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    01/2012
  • Umfang:
    397 Seiten
  • Typ:
    Taschenbuch
  • ASIN:
    380009553X
  • ISBN 13:
    9783800095537
  • Preis (D):
    16,95 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
  • Gefühl:
  • Erotik:

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