Über allem war Licht

von Magda Woitzuck
Rezension von Stefan Cernohuby | 14. Januar 2016

Über allem war Licht

Das Fehlen von Licht ergibt Dunkelheit. Doch wenn sich über allem Licht befindet, muss es eigentlich unter allem Schatten geben. Und in Schatten kann man eine Menge Dinge verbergen. Oder Taten verschleiern. Im Roman „Über allem war Licht“ von Magda Woitzuck geht es um Grautöne im Leben. Um Taten, die sowohl Licht als auch Dunkelheit beinhalten und um Protagonisten, von denen man nicht weiß ob sie das Licht am Ende des Tunnels erreichen.

Es ist etwas passiert. Rosas Mann ist tot und sie hat ihn getötet. War es Notwehr? Vielleicht, zumindest zum Teil. Wie immer hat er sie geschlagen, doch seit sie eine Affäre mit Hans bestem Freund Milo hat, ist sie nicht mehr so passiv. Und das ist ihm zum Verhängnis geworden. Das, eine Schere und die Treppe. Sie ruft Milo, der die Situation schnell erfasst. Schnell hat er einen Plan. Er will die Leiche außer Landes schaffen und dort loswerden. Rosa wahrt den Schein, beseitigt so viele Spuren wie möglich und meldet ihren Mann nach 24 Stunden als vermisst. Etwas, was zu Beginn nicht wirklich ernst genommen wird, ist der brutale Halodri doch schon öfter für einige Zeit verschwunden, unter anderem auch über die tschechische Grenze, in eindeutige Etablissements. Während sie sich ihrer Mutter erwehrt und die Fragen der Polizei über sich ergehen lässt, begibt sich Milo auf eine Reise nach Slowenien und auf eine Zeitreise in die eigene Vergangenheit. Beide lassen während der folgenden Tage sowohl ihr Leben als auch ihre gemeinsame Zeit Revue passieren. Dabei ist weder die Gegenwart sicher, noch ob die beiden eine Zukunft haben können...

Schon die ersten Seiten des Buchs werfen den Leser direkt ins Geschehen. Es wird gänzlich darauf verzichtet, erst die gesamte Hintergrundgeschichte der Dreiecksbeziehung aufzuarbeiten, das passiert erst später, inmitten der Aufräumarbeiten des entstandenen Chaos. Ein Mord ist geschehen, ein Mord im Affekt. Nach jahrelangen Misshandlungen aber dennoch in voller Absicht. Das Problem lösen soll der Geliebte, der immer auf Abstand gehalten wurde – denn Rosa wollte sich nie trennen. Die Konflikte zwischen den beiden Hauptpersonen des Buchs sind nie geklärt worden, als sie sich bereits trennen müssen um zu vertuschen, wozu jahrelange Verleugnung geführt haben. Dies geschieht überzeugend, spannend, immer mit einem gewissen Druck in jedem Kapitel, der auf den Protagonisten lastet. Der Spannungsbogen bleibt zwar nicht immer konstant, dennoch liest man das Werk gefesselt zu Ende, ohne merkliche Einbrüche in Stil oder Glaubwürdigkeit zu finden. Wenn man wirklich etwas kritisieren will, dann ist das der Klappentext, in dem ein langsamer Aufbau von Handlung und Situation suggeriert wird – man könnte damit kaum stärker in die Irre geführt werden. Da der Roman jedoch so gut gelungen ist, muss man sich nicht zwangsläufig mit solchen Details aufhalten. Wer sich also auf einem Mord, aus dem Alltag geboren, und der überraschend spannenden Selbstreflexion der beiden Protagonisten einlassen kann, wird mit „Über allem war Licht“ sicherlich keine Enttäuschung erleben.

„Über allem war Licht“ ist ein Roman der niederösterreichischen Autorin Magda Woitzuck, der eigentlich nicht viel anders macht, als vergleichbare Werke. Dennoch weiß die Mischung als Alltag, Mord und Gedankenspielen zu überzeugen. Obwohl das Werk kein Actionreißer oder Krimi ist, bleibt die Spannung konstant, die Charaktere glaubwürdig und das Werk lesbar. Insofern können wir den Roman, der im noch jungen Wortreich Verlag erschienen ist, mit gutem Gewissen empfehlen.

Details

Bewertung

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