Salz des Lebens

von Benîte Groult
Rezension von Janett Cernohuby | 27. Januar 2009

Salz des Lebens

Wenn man an Salz denkt, gibt es viele Assoziationen, denen man nachgehen kann. Es gibt Salzbergwerke und Salzwüsten. Alle Ozeane unseres Planeten besitzen einen hohen Salzgehalt. Vor allem anderen ist Salz aber ein Gewürz, das aus dem alltäglichen Leben kaum mehr wegzudenken ist. Wofür man allerdings sorgen sollte ist, dass dem eigenen Leben niemals die notwendige Würze fehlt. Etwas, wofür die Charaktere im Buch "Salz des Lebens" zu sorgen wissen.

Alice kann sich nur schwer damit abfinden, 75 Jahre zu sein. Sie fühlt sich nicht als Großmutter, die sich in ihrem alten Ohrensessel zurücklehnt und auf ihr Leben zurückblickt. Nein, hat noch Anforderungen an das Leben, will noch aktiv sein. Schließlich ist sie nicht tot, sondern nur alt. Nun ja, der Körper will zwar nicht mehr so recht und sie muss auf die schmerzenden Knie Rücksicht nehmen, aber trotzdem hat sie noch sehr wohl ein Recht, am aktiven Leben teilzuhaben.
Aber das Alter kommt nun mal, ob man will oder nicht. Und die jungen Leute, die heute so abfällig auf ihre älteren Mitmenschen schauen, werden morgen entsetzt feststellen, dass sie ebenfalls alt sind. Alices Tochter Marion ist glücklich mit ihrem Mann verheiratet. Zumindest macht es den Anschein. Denn nebenher hat Marion eine heimliche Affäre mit dem ebenfalls verheirateten Iren Brian. In ihn verliebte sie sich einst in jungen Jahren, aber das Schicksal wollte nicht, dass beide eine gemeinsame Zukunft aufbauen konnten. So führen sie über viele Jahre eine moralisch verwerfliche aber leidenschaftliche Beziehung.
Alice und Marion - zwei Frauengenerationen die sich ihrer weiblichen Ausstrahlung ihres feministischen Auftretens durchaus bewusst sind.

Benoîte Groult schreibt ein Buch über Liebe, Leidenschaft und den Prozess des Älterwerdens. Es ist ein bewegender Roman, dessen Sprache voller charmanter Bitterkeit, aber auch Witz ist. Alice, die Hauptfigur, erzählt mit direktem und vorwurfsvollem Tonfall, dass Altsein kein Verdienst ist, man nicht mehr mit Respekt behandelt wird, sondern viel eher geduldet wird und eigentlich lästig ist. Dicksein ist da viel angenehmer, denn dagegen kann man Abhilfe schaffen. Gegen das Altsein nicht. - So ihre Worte.
Wie viel Ähnlichkeit hat Alice mit der Autorin? Denn schließlich sind beide Jahrgang 1920. Ist es ein Aufruf an die Öffentlichkeit, der älteren Generation wieder mehr Achtung gegenüber zu zeigen oder ist es doch nur ein leidenschaftlicher Roman, der unterhalten soll?
Geschrieben ist das Buch übrigens in der Ich-Form. Dabei wechseln jedoch die Perspektiven; einmal ist es Alice, die erzählt, ein anderes Mal ihre Tochter Marion und dann Moira - das Schicksal. Diese Wechsel gehen nahtlos ineinander über und verlangen vom Leser große Aufmerksamkeit und Geduld. Denn besonders die Passagen in denen Moira erzählt, wirken mitunter überflüssig und langatmig.
Allgemein verlang die Geschichte hohe Konzentration und Aufmerksamkeit. Es ist keineswegs einfache Unterhaltungslektüre, von der man sich berieseln lassen kann.

Zusammengefasst ist "Salz des Lebens" ein bewegender Roman, der Passagen voller Humor, Lebenswärme, Tragik und tiefer Gefühle bietet. Fans von Benoîte Groult werden an dem neuen Werk der Autorin Freude finden, Menschen die zu dieser Form der Literatur jedoch keinen Zugang finden, sollten doch zu einem anderen Titel greifen.

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    02/2007
  • Umfang:
    223 Seiten
  • Typ:
    Hardcover
  • ISBN 13:
    9783827006967
  • Preis (D):
    18 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
    Keine Bewertung
  • Gewalt:
    Keine Bewertung
  • Gefühl:
  • Erotik:
    Keine Bewertung