Temperance Brennan
Durch Mark und Bein
von Kathy Reichs
Rezension von Janett Cernohuby
| 08. Februar 2009
Das Flugzeug zählt zu den sichersten Verkehrsmitteln, denn die Zahl der Unglücke und Opfer sind im Vergleich zu anderen Fortbewegungsmitteln sehr niedrig. Dennoch ist man immer wieder erschüttert, wenn doch ein Flugzeug abstürzt und verunglückt. Denn in einem solchen Fall gibt es sehr viele Opfer und auch die Bilder der Unglücksstelle sind erschreckend. Etwas, dass auch die forensische Anthropologin Temperance Brennan in ihrem vierten Fall erfährt.
Dieses Mal wird Tempe zu der Absturzstelle des Fluges 228 der TransSouth Air nähe Swain Country hinzugerufen. Also sie dort eintrifft, findet sie ein Bild des Grauens vor: Alle Passagiere des Fluges sind ums Leben gekommen und ihre Leichen liegen rund um die Absturzstelle verstreut. Sofort beginnen Tempe und ihre Kollegen mit der Bergung und Identifikation der Opfer, die zum Großteil aus jungen Studenten und Mitgliedern eines College-Fußballteams bestehen. Bei der Bergung der Leichen kann Tempe in letzter Sekunde einen Fuß vor einem hungrigen Rudel Kojoten retten. Bei näherer Untersuchung stellt die Anthropologin jedoch fest, dass er nicht zu den Opfern des Absturzes gehören kann. Die Verwesung ist schon zu weit fortgeschritten. Auch die vorgenommene Bestimmung zu Alter und Rasse passt nicht zu den Daten der Passagiere. Tempe beginnt Nachforschungen anzustellen, doch diese werden schon bald von höchster Stelle behindert. Sie wird vom Dienst suspendiert und ihr Name durch den Schmutz gezogen. Doch ihre Freunde, unter ihnen ihr Partner und Geliebter Andrew Ryan, ermutigen sie weiterzukämpfen. Schon bald trachtet jemand nach Tempes Leben, was diese ignoriert und als Einbildung abtut. Sie forscht so lange weiter, bis sie schließlich eine grausige Entdeckung macht...
Wieder einmal hat es Kathy Reichs geschafft, einen brillanten Thriller zu schreiben. Sie hält sich nicht lange mit Vorerzählungen und Einleitungen auf, sondern wirft den Leser gleich mitten in den Schauplatz des Geschehens hinein. Dieses zuerst etwas fehlende "Warmlesen" unterstreicht jedoch sehr gut den grausigen Eindruck der Absturzstelle, wie ihn wohl auch Temperance bei ihrem ersten Erscheinen erlebt hat. Zusätzlich hält es auch die Spannung und das Mitfiebern nach der Suche der Unglücksursache aufrecht. Und hierin zeigt Kathy Reichs wieder einmal ihr Können: Die Spannung wird stetig und gleichmäßig aufgebaut, flacht zu keinem Moment ab und zieht so den Leser von der ersten bis zur letzten Seite in seinem Bann.
Doch Kathy Reichs kann noch mehr. Mit der Entscheidung den Roman in der Ich-Form zu schreiben, ist der Autorin ein guter stilistischer Griff gelungen. Dadurch kann sie die Gefühle und Gedanken, die Tempe in den verschiedenen Situationen durchlebt, dem Leser besser vermitteln. Auch fühlt man sich direkt am Ort des Geschehens und erlebt jedes Hoch und Tief der Protagonistin hautnah mit. Die Sprache des Buches ist einfach und dennoch anspruchsvoll. Gerichtsmedizinische Spezialuntersuchungen und Fachgebiete weiß die Autorin auch für den Laien verständlich zu erklären, so dass sich der Leser an keiner Stelle von Fachsimpeleien erschlagen fühlt. Lediglich die Aufzählungen und Erläuterung der unterschiedlichen Institutionen und Behörden, die an der Aufklärung eines solchen Unglücks beteiligt sind, wirken verwirrend. Da dies jedoch nur eine kurze, am Anfang der Geschichte auftauchende Passage ist, stört sie die weitere Entwicklung und den Fortgang des Romans keineswegs.
Kurz gesagt: Mit diesem Werk ist Kathy Reichs ein weiterer hervorragender Obduktionsroman gelungen. Vierhundert Seiten purer Spannung zum Mitfiebern. Hat man den Roman einmal zu lesen angefangen, fällt es sehr schwer, ihn wieder aus der Hand zu legen. Dies ist auf jeden Fall eine Motivation, auch weitere Werke der Autorin zu lesen.
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