Die Krone des Schäfers

von Terry Pratchett
Rezension von Stefan Cernohuby | 11. Januar 2016

Die Krone des Schäfers

Es ist immer schwer ein Buch einer Reihe zu lesen, von der man weiß, dass es keine Folgebände mehr geben wird. Nicht weil es keine Geschichten mehr zu erzählen gäbe oder weil alle losen Handlungsfäden schlussendlich ihren Platz gefunden haben, sondern weil der Autor schlicht und einfach verstorben ist. So ist es auch ein wenig mit Wehmut verbunden, wenn man als Kritiker mit „Die Krone des Schäfers“ den letzten Roman von Terry Pratchett zur Hand nimmt.

Das letzte Märchen von der Scheibenwelt kehrt einmal mehr zu Tiffany Weh zurück, einer Hexe, die trotz ihrer Jugend bereits beträchtliche Leistungen vollbracht hat. Doch ihre größte Bewährungsprobe steht noch vor ihr. Als Esmeralda Wetterwachs, den meisten als Oma Wetterwachs bekannt, stirbt, hat sie natürlich alles bis ins kleinste Detail durchgeplant. Hexen haben schließlich den Vorteil über ihr Ableben im Voraus Bescheid zu wissen. Und so macht sie in ihrem (sehr kurzen) Testament Tiffany zu ihrer Nachfolgerin und inoffiziellen Obersten Hexe – denn eine solche Rolle existiert offiziell nicht. Doch all ihrer Kraft, ihrem Können und ihren Bemühungen zum Trotz kann Tiffany die Lücke, die der Tod von Oma Wetterwachs gerissen hat, nicht vollends füllen. So werden gewisse Barrieren zwischen den Welten schwächer und lassen nun wieder Elfen in die Welt vordringen. Elfen, die sich hauptsächlich am Leid anderer ergötzen – besonders, wenn sie es vorher zugefügt haben. Unterstützt wird Tiffany wie immer von ihren Wilden, Freien Männern, aber auch von Esmes alter Freundin Nanny Ogg und ihrer Katze Du!. Aber auch der junge Gottfried, ein Mann der gerne Hexe werden möchte und dabei von seinem treuen Geißbock Mephisto begleitet wird, spielt noch eine gewichtige Rolle...

Der letzte Scheibenwelt-Roman ist also ein Märchen. Eine jener Geschichten, die sich eher an Jugendliche gerichtet haben und daher nicht unbedingt die interessantesten Vertreter von Pratchetts Werken waren. Dennoch hat „Die Krone des Schäfers“ einiges an Charme. Nicht nur, weil das Abschiednehmen bereits mit einem der Hauptcharaktere seinen Anfang nimmt, sondern auch weil Hoffnung und konstante Veränderung ebenfalls Themen sind, die das Buch behandelt. Auch wenn sich die Welt weiterdreht, die Eisenbahn kommt, der Fortschritt selbst in der Scheibenwelt unaufhaltsam ist und sowohl Protagonisten als auch Schriftsteller sterben, jeder hat sein eigenes Schicksal, dem er selbst folgen kann. So traurig es auch ist, dass man als Leser eben diese Abenteuer nicht mehr weiterverfolgen kann, gibt einem das Buch doch noch den einen oder anderen Ratschlag mit auf den Weg und gibt einem die Möglichkeit von zahlreichen Persönlichkeiten Abschied zu nehmen, nachdem sie ein letztes Mal auftreten. Dementsprechend ist das Werk ein Muss für jeden Pratchett-Fan, auch wenn das Märchen nicht an seine besten Romane heranreicht und auch die Übersetzung, insbesondere im Hinblick auf Formulierungen, eher unterdurchschnittlich ist.

„Die Krone des Schäfers“ ist, so traurig es auch zu schreiben ist, der letzte Scheibenweltroman des 2015 verstorbenen britischen Autors Terry Pratchett. Man erlebt ein letztes Abenteuer mit der Hexe Tiffany Weh, nimmt Abschied von einer der wichtigsten und einflussreichsten Persönlichkeiten der Scheibenwelt und setzt dies gedanklich mit allen anderen Charakteren fort, die im Buch auftreten. So wohnt dem Werk ein Zauber inne, der über kleinere inhaltliche Schwächen oder schwache Übersetzungen hinwegsehen lässt. Übrig bleibt ein Pflichtkauf für Fans und ein „Dankeschön“ an Terry Pratchett.

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Genre:
  • Erschienen:
    11/2015
  • Umfang:
    384 Seiten
  • Typ:
    Taschenbuch
  • ISBN 13:
    9783442547708
  • Preis (D):
    17,99 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
  • Gefühl:

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