Das Spiel des Puppenkönigs

von Wolf Serno
Rezension von Janett Cernohuby | 19. Juli 2009

Das Spiel des Puppenkönigs

Bauchredner sind Unterhaltungskünstler mit langer Tradition. Besonders in vergangenen Zeiten waren sie auf Jahrmärkten und ähnlichem ein beliebter Anhaltspunkt. Ihre Puppen mit losem Mundwerk betrachteten äußerst kritisch die aktuellen Geschehnisse und sprachen aus, was sich vielleicht mancher nicht traute zu sagen. Um einen solchen Künstler geht es auch in Wolf Sernos historischem Roman "Das Spiel des Puppenkönigs".

Juliuss Klingenthal ist nicht nur ein Puppenspieler, sondern darüber hinaus auch sehr bekannt und beliebt. Dennoch hilft ihm dies nicht weiter, als er im Jahr 1783 Berlin betreten will. Denn an der Stadtgrenze wird er von der Wache aufgehalten und unter fadenscheinigen Grund all seines Geldes erleichtert. Doch dem noch nicht genug, wird eine seiner wertvollen Puppen aufgeschlitzt. Zwar kann die Puppe durch einige geschickte Nadelstiche repariert werden, doch das Geld scheint erst einmal verloren. Da beschließt Julius, König Friedrich dem Großen einen Besuch abzustatten. Dieser ist gnädig gestimmt und gibt dem Puppenspieler sein Geld zurück. Doch auf dem Rückweg taumelt Julius ein Sterbender in die Arme. Entsetzt über das Geschehene und durch seine Vergangenheit geprägt, verlässt Julius fluchtartig Berlin. Nicht lange, denn ein Jahr später zieht es ihn erneut in Preußens Hauptstadt. Als hier weitere Morde geschehen, die dem des vergangenen Jahres ähnlich scheinen, sieht sich der König des Puppenspiels bald gezwungen, bei der Aufklärung der Verbrechen zu helfen...

Treuen Lesern Wolf Sernos ist Julius Klingenthal kein Unbekannter. Bereits in "Der Puppenkönig" stellte der Autor den talentierten Bauchredner vor und erzählte aus dessen schicksalhaftem Leben. In Folgeroman "Das Spiel des Puppenkönigs" trifft der Leser erneut auf Julius und beide werden wieder in einen spannenden Kriminalfall verwickelt.
Einmal mehr ist es Wolf Serno meisterhaft gelungen, einen historischen Roman zu schreiben. Sein Werk ist in sich stimmig, was bei der Handlung beginnt und bei den schriftstellerischen Fähigkeiten endet. Denn Wolf Serno präsentiert nicht nur eine fesselnde, kurzweilige und unterhaltsame Erzählung, er legt auch stilistisch und sprachlich einen niveauvollen Roman vor. Anders als viele der aktuellen Autoren schlägt Wolf Serno keine moderne Ausdrucksweise und Sprache an den Tag. Dies schlägt sich nicht nur in den Dialogen der Personen untereinander nieder, sondern auch in den Beschreibungen von Situationen oder Orten. Wolf Serno schafft es, sprachlich zur Zeit des Geschehens zu passen, ohne dabei jedoch allzu intellektuell und anspruchsvoll zu werden. Da kann sich so mancher vermeintliche historische Romanautor eine Scheibe abschneiden.
Doch nicht nur sprachlich kann der Roman überzeugen. Auch die Handlung und vor allem die Personen sind sehr gut ausgearbeitet. Egal ob Hauptfiguren oder nur Nebenrollen, sie alle sind so detailliert gezeichnet, dass der Leser sich ein Bild von ihnen machen kann. Natürlich sind es vor allem Julius und Alena die in den Mittelpunkt des Geschehens rücken. Sehr unfreiwillig nimmt sich Julius der Aufklärung der Morde an. Denn aufgrund seiner Erfahrungen würde er sich lieber von Ärger fern halten. Als aber Alena in die Schusslinie gerät, kann er nicht mehr untätig daneben sitzen. Doch Julius ist kein Meisterdetektiv und so sind seine Schritte zwar sehr gut durchdacht, doch die Schlussfolgerungen nicht immer sofort richtig. Das schmälert aber die Sympathie für ihn keineswegs, denn dadurch wirkt Julius menschlich und nicht wie der Superheld.
Wer Julius Klingenthal zuvor nicht kannte, braucht sich keine Sorgen zu machen, die Zusammenhänge nicht zu verstehen. Denn wie beiläufig gibt der Autor eine kurze Zusammenfassung über die Ereignisse des Vorgängerromans. So kann man also auch ohne diese zu kennen zum vorliegenden Band greifen und bekommt eine unterhaltsame und in sich abgeschlossene Geschichte präsentiert.

Somit liegt mit "Das Spiel des Puppenkönigs" ein weiterer fesselnder wie auch kurzweiliger historischer Roman des Autors Wolf Serno vor. Einmal mehr zeigt er sein Talent für das Schreiben von Werken jenes Genres. Sowohl Handlung, Personen als auch der stilistische Ausdruck wissen zu überzeugen und ziehen den Leser schon nach wenigen Seiten in seinen Bann.

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    06/2009
  • Umfang:
    496 Seiten
  • Typ:
    Taschenbuch
  • ISBN 13:
    9783426635452
  • Preis (D):
    8,95 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
    Keine Bewertung
  • Gewalt:
  • Gefühl:
  • Erotik:
    Keine Bewertung