Ein europäisches Karussell

Am Ende der Welt

von Agda Bavi Pain
Rezension von Claudia Cernohuby | 27. Juni 2014

Am Ende der Welt

Die grausame und brutale Welt der Kleinganoven ist seit jeher für die Literatur interessant. Immer wieder spielen Romane in einem Milieu, das die meisten von uns glücklicherweise nur vom Hörensagen kennen. In diese Umgebung führt uns Agda Bavi Pain, übrigens wenig überraschend ein Künstlername, in seinem Roman "Am Ende der Welt".

Das Ende der Welt dürfte in der Slowakei liegen, genauer gesagt in Bratislava und Kosice. Oder irgendwo dazwischen, denn dort spielt ein Großteil der Handlung der Geschichte. Der gerade erst aus der Haft entlassene Robi lässt sich schnell wieder in dunkle Machenschaften verwickeln und bezahlt für sein Handeln schlussendlich wenig überraschend mit dem Leben.
Der nicht minder kriminelle ehemalige Polizist Luckay war schon lange in der Unterwelt verankert, er führt seine kriminelle Laufbahn in immer weitere Höhen und überlebt dabei allerlei Brutalität. Eine weitergehende Inhaltsangabe zu diesem Buch zu machen, ist - gelinde gesagt - schwierig.

In "Am Ende der Welt" führt Agda Bavi Pain schonungslos durch eine Welt, bevölkert von Kriminellen, Prostituierten, Zigeunern, die voller Gewalt, Drogen, Alkohol und noch Schlimmerem ist. Schlägereien und Morde sind an der Tagesordnung. Sex ist prinzipiell nur etwas, das mit Gewalt oder Bezahlung zu tun hat, und nahezu alle handelnden Personen sind widerwärtig und ekelhaft, haben Aversionen gegenüber Körperhygiene oder sonstige fragwürdige Gewohnheiten.
Die Dialoge sind zweifelhaft und schwer verständlich, was wahrscheinlich an den eingestreuten slowakischen, ungarischen und sonstigen fremdsprachigen Ausdrücken liegt, die ein wesentlicher Bestandteil der Gangstersprache zu sein scheinen. Im Original, in slowakischer Sprache, ist das vielleicht interessant, amüsant oder führt zu unterhaltsamen Wortwitzen. In der deutschen Übersetzung ist der mögliche Reiz aber sofort verflogen. Auch die Unterweltumgangssprache der handelnden Personen ist eher anstrengend denn unterhaltsam. Aussagen wie "Schön ham se dich angemalt, das haut ein richtich um! Ich tät solche Far´m nicht zusamm´mischen.", gehören zu den schöneren Sätzen. Was vielleicht auch am überraschenderweise einmal fehlenden Kraft- oder Fäkalausdruck liegt. Die hier verwendeten Ausdrücke kennt man, wenn überhaupt, nur von heutzutage beliebten "Sozialpornos" österreichischer Privatsender. Das Buch strotzt vor ekelhaften Situationen und Gewalt, die Anzahl der Morde dürfte weit über zehn liegen. Die Beschreibungen von sexuellen Handlungen könnten nicht weiter von Erotik entfernt sein und sind einfach nur abstoßend. Die detaillierten Beschreibungen sind nur die letzten Tropfen, die das Fass zum Überlaufen bringen und jeden Freund geschmackvoller Literatur für immer das Weite suchen lassen.

Vielleicht findet jemand, der das Buch auf Slowakisch liest, etwas, das es wert ist, gelesen zu werden. Vielleicht ist es einfach Trash, Kriminalpunk oder eine sonstige Modeerscheinung. Möglicherweise will der Autor aber nur eines: schockieren. Das ist ihm in jedem Fall gelungen.

Details

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
  • Gefühl:
  • Erotik:

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