Alle Farben meines Lebens

von Cecilia Ahern
Rezension von Emilia Engel | 17. Februar 2023

Alle Farben meines Lebens

Was würdest du tun, wenn du die Gabe hättest, die Farben aller Menschen zu sehen, zu jeder Zeit? So vieles kann man anhand dieser Auren ablesen. Doch will man überhaupt so viel über seine Mitmenschen wissen? Für die achtjährige Alice ist es weit mehr als sie ertragen kann, denn all diese Emotionen, die sie anhand der Farben sieht, schwappen ungefiltert auf sie ein. Doch auch die erwachsene Alice hat es nicht leicht mit ihrer Gabe, bis sie unerwartet Unterstützung findet.

Als Alice das erste Mal in ihrem Leben die Farben eines Menschen sieht, ist es für sie ein großer Schock, unheimlich und gewaltig. Als sie feststellen muss, dass sie die Einzige ist, die diese Farben sehen kann, beschließen sie und ihr großer Bruder Hugh, dem sie alles anvertraut, es für sich zu behalten. Diese Gabe, die für Alice mehr Fluch ist, bringt auch noch andere Nebenwirkungen mit sich. Und so beginnt sie sich schon von klein auf von anderen Menschen abzuschotten und sich zurückzuziehen. Gemeinsam mit ihrem großen Bruder Hugh und ihrem kleinen Bruder Ollie wohnt sie bei ihrer alleinerziehenden Mutter, einer sehr destruktiven Umgebung mit düsteren Farben, vor denen sich das Mädchen zu schützen versucht. Das Heranwachsen ist schwer für das kleine Mädchen. Sie muss mit ihrem vergifteten Zuhause zurechtkommen und mit ihrem Status als Außenseiterin in der Schule. Doch auch als sie älter wird und Alice eine junge Erwachsene ist, muss sie endlich einen Weg finden, um mit ihren Fähigkeiten umzugehen, ohne dass sie sich dabei selbst weiterhin ins soziale Abseits manövriert. Mithilfe einer liebenswerten, ebenfalls begabten Nachbarin könnte sie den Schritt ins normale Leben schaffen. Für Alice gibt es viel zu lernen, denn auch mit ihrer Kraft muss sie verantwortungsvoll umgehen. Immer wieder hilft ihr dabei ihre Liebe zur Natur und Pflanzen. Doch was hat es mit diesem einen Menschen auf sich, dessen Aura sie nicht sehen kann? Wie kann sie diesen Mann wiederfinden?

“Alle Farben meines Lebens” ist der neueste Roman der irischen Bestseller-Autorin Cecilia Ahern. Die Leser und Leserinnen begleiten Alice beim ersten Kennenlernen ihrer Fähigkeiten und dem Schock, der damit einhergeht. Denn so praktisch man es sich vielleicht vorstellen mag, die Farben anderer Menschen zu sehen, so traumatisch kann es auch sein. Vor allem für ein so junges Mädchen mit diesen Lebensumständen.
Das Buch handelt von zwischenmenschlichen Beziehungen und welche Auswirkungen sie auf uns haben. Mit den Auren wird für Alice sichtbar gemacht, wie sich die Menschen fühlen, aber auch wie sie mit den Farben ihrer Mitmenschen interagieren. Da gibt es natürlich jene, die miteinander harmonieren, aber sehr wohl auch die Menschen, die mit ihrer dunklen Farbe oder Energie andere völlig einnehmen wollen. Davor hat Alice von Beginn an Angst und sie bemüht sich, sich davor zu schützen.
Die Protagonistin wächst in einem zerstörerischen Elternhaus auf und hat mehr Sorgen und Ängste als ein gesundes Kind haben sollte. Auch als Alice erwachsen ist, schottet sie sich noch sehr von anderen ab. Erst als sie eine ähnlich sensitive Person trifft, lernt sie, wie man sich vor fremden Energien schützen kann.. Das erste Mal in ihrem Leben testet sie, was ihre Gabe noch kann und greift aktiv in dieses Farbenspiel ein.
Wenn man sich einen Liebesroman erwartet, wie sie die Autorin schon so erfolgreich geschrieben hat, wartet hier mehr oder weniger vergebens. Es gibt sehr wohl jemanden, in die sich Alice verliebt, aber erst in der zweiten Hälfte des Buches. Vielmehr konzentriert sich die Geschichte ganz auf die Protagonistin. Die Autorin probiert sich hier an etwas Neuem und wir sind schon gespannt, wie das die Leserschaft aufnimmt.
Auf alle Fälle liest sich der Roman flüssig und gut, wie alles von Cecilia Ahern. Doch unterschwellig ist er eindeutig etwas bedrückend und nicht ganz so leichte Kost.

Obschon wir uns bei dieser Lektüre etwas anderes erwartet hatten, zum Beispiel etwas farbenfroheres wie das Cover, war dieser Roman dennoch unterhaltsam und durchaus empfehlenswert. Die Leserschaft kann hier miterleben, wie aus einer kleinen Pflanze mit den denkbar schlechtesten Voraussetzungen eine junge Frau erblüht, die am Ende vielleicht doch mit sich ins Reine kommt und sich so annimmt, wie sie ist. 

Details

  • Autor*in:
  • Originaltitel:
    A Thousand Different Ways
  • Verlag:
  • Genre:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    10/2022
  • Umfang:
    368 Seiten
  • Typ:
    Hardcover
  • ISBN 13:
    9783492071802
  • Preis (D):
    22 €

Bewertung

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