Rathauskellerlesung mit Andreas Gruber

Beitrag von Stefan Cernohuby | 03. März 2016

Sobald Autoren den Durchbruch schaffen, reisen sie in der ganzen Welt herum und geben Lesungen aus ihren Werken nur noch in ausgebuchten Hallen, wobei die Lesung einem strikten Zeitplan folgt, denn schließlich ist Zeit gleich Geld. Stimmt das auch immer? Zumindest nicht, wenn es um den österreichischen Autor Andreas Gruber geht, der trotz vieler Termine auch bei Lesungen in kleineren Städten und Locations zu finden ist. So wie bei der aktuellen im Rathauskeller der Stadt Korneuburg, etwas westlich von Wien gelegen.

Der erwähnte Rathauskeller zeigt, dass er schon eine längere Geschichte hinter sich hat und dass dort schon die eine oder andere Schlacht (oder Feier) geschlagen wurde. Da hat er etwas mit Andreas Gruber gemeinsam, der schon einige Protagonisten schlagen hat lassen und die eine oder andere längere Geschichte geschrieben hat. Darunter auch seinen aktuellen Roman „Racheherbst“, den er dem Publikum am 3. März 2016 vorstellte. Doch bevor es losging holte Andreas Gruber noch einmal aus. Er erzählte von der Art und Weise, wie er Ideen notiert, wie er unterschiedliche Handlungsstränge aufgreift, die er erst im Laufe der Entstehung des Buchs miteinander zu verweben pflegt.

Nach einer ersten Leseprobe aus dem Prolog von „Racheherbst“ gab es einen kleinen Rückblick über seine Karriere als Schriftsteller, einen Exkurs über das Einbinden von Psychoterror als Romanbeginn – sogar entgegen den Wünschen des Lektorats – sowie eine thematische Abschweifung, die bis hin zu den unterschiedlichen Covern seiner Romane und damit verbundenen veränderten Textstellen in Romanen führte.
Danach wurde der Prolog fertig erzählt – um nicht dem Autorenklischee zu entsprechen, an einer speziellen Stelle abzubrechen und die Zuhörer zum Kauf aufzufordern – einen Cliffhanger gab es allerdings trotzdem.
Ein Jahr später, also im Roman, findet der Protagonist und Mitarbeiter des Kriminaldauerdienstes Walter Pulaski eine Leiche mit deutlichen Anzeichen für Mord – dennoch wird der Fall ad acta gelegt, geht es doch „nur“ um eine ermordete tschechische Prostituierte…

Bevor es zur nächsten Stelle aus dem Buch ging, berichtete Andreas Gruber von anderen Lesungen mit weniger Zuhörern (Zitat: „Ich hab‘ Zeit“) und erzählte auch einige Details von seinen spannenden Recherchen für wichtige Stellen aus Romanen. So beispielsweise der Besuch eines einschlägigen Etablissements, um für eine glaubwürdige Darstellung eines Bordells sorgen zu können, in welchem der Protagonist auf eigene Faust Nachforschungen allstellt. Wie bereits erwähnt, ist im Roman eine Prostituierte ermordet worden. Und jene Erzählung, die Andreas Gruber für seine Nachforschungen präsentiert hat, könnte man sicherlich gut als Kurzgeschichte verarbeiten.
Nachdem genügend von der Feldforschung berichtet wurde, wurde ein Teil der umgesetzten Materie aus dem Buch selbst vorgetragen.
Aus den Erzählungen selbst gab es zahlreiche Anekdoten, die sich mitunter unglaubwürdig anhörten. Doch vermutlich ist es nur natürlich, einem Schrifsteller, der der gewohnt ist mit Fiktion seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, ein wenig zu misstrauen. Ob zurecht oder nicht, muss jeder selbst für sich entscheiden.

Danach blieb der Autor noch eine ganze Weile vor Ort. Zuerst um Fragen zu beantworten, dann um Bücher zu signieren. Erfreulich war seine entspannte Einstellung zum Termin, zu den Zuhörern und auch zu den Signaturen in den mitgebrachten oder vor Ort gekauften Büchern (unterstützt von der lokalen Buchhandlung Korneuburg), bei denen er gerne auch auf Sonderwünsche einging. Wir nutzten die Gelegenheit um ebenfalls ein wenig miteinander zu plaudern und einigten uns auf ein Interview anlässlich seines nächsten erscheinenden Buchs im August 2016. Wir freuen uns bereits auf beide.

Andreas Gruber - als erster vor Ort

Andreas Gruber - als erster vor Ort

Der Autor ist bereit

Der Autor ist bereit

Die Ankündigung von Seiten der Veranstalter

Die Ankündigung von Seiten der Veranstalter

Einer der (un)heimlichen Stars der Veranstaltung

Einer der (un)heimlichen Stars der Veranstaltung

Ein Teil des Publikums vor Beginn der Lesung

Ein Teil des Publikums vor Beginn der Lesung

An wem will sich die Dame von der Buchhandlung wohl gerade rächen?

An wem will sich die Dame von der Buchhandlung wohl gerade rächen?

Der Pullover ist weg - Andreas Gruber hat sich warmgeredet

Der Pullover ist weg - Andreas Gruber hat sich warmgeredet

Bücher werden signiert...

Bücher werden signiert...

eine Menge Bücher!

eine Menge Bücher!

Nachher...

Nachher...

und vorher... zum Vergleich.

und vorher... zum Vergleich.

Rathauskellerlesung mit Andreas Gruber