Beer + Food: Das Beste zum Bier

von Ross Dobson
Rezension von Elisabeth Binder | 15. August 2016

Beer + Food: Das Beste zum Bier

Der Australier Ross Dobson ist ein vielbeschäftigter Mann: Er ist Restaurantbesitzer in Sidney und schreibt unermüdlich Kochbücher, vorzugsweise über das „barbie“, die australische Variante des BBQ. Wenn sich in seinem vollen Terminkalender noch Lücken auftun, kann es auch schon vorkommen, dass er mit Freunden gemeinsam ein Bier trinkt. Ohne Essen geht das natürlich nicht ab und was liegt dann näher, aus dieser Koinzidenz das nächste Kochbuch entstehen zu lassen?

Im Vorwort schreibt Dobson: „Aber nichts schmeckt besser zu salzigem, frittiertem und fettigem Essen als ein kaltes Bier.“ (S. 10) Diese kulinarische Binsenweisheit liefert den einzigen erkennbaren roten Faden durch „Beer + Food“. Es geht also hauptsächlich um das Essen zum Bier und nicht um Bier im Essen, nur hin und wieder wird Bier auch als Zutat verwendet. Was das Bier betrifft, so schrammt Dobson mit großem Abstand am Craft Bier vorbei. Die Biere, die er zu seinen Gerichten empfiehlt sind teilweise bekannte Industriemarken oder grobe Biertypen, die inzwischen von handwerklichen Kleinbrauereien in geschmacklich komplexeren Varianten angeboten werden.

In diesem Zusammenhang ist nicht ganz erklärbar, warum der Titel des englischsprachigen Originals „Food + Beer“ für den deutschsprachigen Raum mit „Beer + Food“ (nicht wirklich) übersetzt wurde. Irgendwer wird sich dabei schon etwas gedacht haben, Bierkenner sollten sich allerdings nicht davon verwirren lassen: im Vordergrund steht auf jeden Fall das Essen.

Das Buch gliedert in sich in fünf ungefähr gleich große Kapitel, die von Appetizern („Anstoß“) über kleine, große und schwimmende Tiere reichen und mit einer Coda von kohlehydratlastigen Gerichten endet. Ein Großteil der Rezepte stammt aus dem ostasiatischen Raum oder bezieht zumindest von dort seine Inspiration, beziehungsweise die Namensgebung. Was allerdings die Authentizität der Rezepte betrifft, ist ein gesundes Maß an Skepsis angebracht. Spätestens beim Gulasch (S. 132) wird der gelernte Mitteleuropäer stutzig: auf 1 kg Rindfleisch kommen hier nur matte zwei Zwiebel und – Sakrileg! - eine Dose Tomaten. Das Ganze wird noch mit Wasser aufgegossen und dann bei geschlossenem Deckel geschmort. Es ist zwar an einigen Stellen von den Vorzügen des Slow Food die Rede, aber alle Rezepte, die normalerweise Geduld benötigen, werden mit entsprechenden Tricks wieder auf eine erträgliche Zubereitungszeit zurechtgestutzt. Das höchste der Gefühle sind drei Stunden Zubereitungszeit, und das für Pulled Pork, das normalerweise einen ganzen Tag im Smoker oder Backofen verbringen sollte.

Abgesehen von diesen bedauerlichen Abkürzungen in der Zubereitung sind die Rezepte klar strukturiert und verständlich geschrieben. Zutaten und Anzahl der Portionen sind auf einen Blick und beim Durchblättern schnell zu erfassen. Der gesamte Zeitaufwand von Vorbereitung bis zum fertigen Gericht erschließt sich nur indirekt über die Zutaten (1 kg Lammnacken in Würfel schneiden kann erfahrungsgemäß schon ein schönes Stück Zeit in Anspruch nehmen!) und die Kochdauer in den einzelnen Zubereitungsschritten. Jedes Rezept wird mit einem kurzen Text zum Hintergrund des Gerichts und einer Bierempfehlung eingeleitet und fast immer mit ein- oder zweiseitigen Fotos ergänzt. Was man der Redaktion auf jeden Fall zugutehalten muss, ist ein durchdachtes Register, das zahlreiche Querverweise enthält, und auf jeden Fall mehr ist als nur eine alphabetische Auflistung der Rezepte.

Beer + Food ist ein schönes Bilderbuch mit mittelmäßigen, wenig originellen Rezepten, die selten bis gar nicht mit dem titelgebendem Bier in Zusammenhang stehen. 

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    08/2016
  • Umfang:
    240 Seiten
  • Typ:
    Hardcover
  • ISBN 13:
    9783881171120
  • Preis (D):
    24,95 €

Bewertung

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