Die Räuber

von Frank Hoffmann (Regie)
Rezension von Stefan Cernohuby | 03. Oktober 2015

Die Räuber

Als Friedrich Schiller 1781 das Drama „Die Räuber“ verfasste, ging es ihm um den ewigen Wettstreit der Gefühle mit dem Verstand. Diese Gegensätze wurden durch zwei völlig verschiedene Brüder dargestellt. 2015 ist nun ein Film auf DVD erschienen, der eine Adaption des Stoffs bietet, sowie einen Maximilian Schell in seiner letzten Rolle. Uns hat diese Konstellation interessiert, weswegen wir den Film näher unter die Lupe genommen haben.

Der Zuschauer wird mit einer dunklen, freudlosen Welt konfrontiert. Das Lebenswerk einer ganzen Familie ist dem Ende nahe. Denn die beiden Banken der Familien Escher und Fields müssen verschmelzen, um zu überleben. Um sich noch weiter abzusichern will. Bankier Escher (Maximilian Schell) seine Tochter Amalia (Isild Le Besco) mit einem Sohn aus dem anderen Bankenhaus verheiraten. Diese will jedoch in erster Linie, dass ihr Bruder Karl (Éric Caravaca), das schwarze Schaf der Familie, wieder nachhause kommt, nachdem er aus dem Gefängnis entlassen ist. Er wurde für ein Verbrechen verurteilt, an dem er nicht wirklich beteiligt war, hat aber die Strafe auf sich genommen. Doch er hatte drei Jahre, um für das „danach“ zu planen. Gemeinsam mit einigen Spießgesellen, die er kennengelernt hat, entführt er den Besitzer der anderen Bank und zwingt ihn dazu, ihnen die Geldreserven zu übergeben. Ihr Bruder Franz (Robinson Stévenin), der letztendlich auch für die Verhaftung von Karl verantwortlich war, ist auch jetzt noch in unsaubere Geschäfte verwickelt. Als Karl seiner Schwester Dokumente zeigt, die beweisen, wer die Bank gerade mit Geldwäsche in den Abgrund führt, eskaliert die Situation. Amalia konfrontiert ihren „Freund“ Henry (Wolfram Koch), der sie nur auslacht.
Doch in Karls Räuberbande gibt es Unruhe. Der „Hauptmann“ (Tchéky Karyo) möchte ihn als neuen Stellvertreter und Nachfolger, was dem bisherigen Liebling Hermann (Luc Schiltz) überhaupt nicht gefällt. Daher verrät er Franz für Geld, wo sich Karl und die Räuber verstecken. Karl informiert seinen Boss. Zu dritt versuchen sie, von der Polizei verfolgt, durch den Wald zu entkommen. Dabei wird der Räuberhauptmann angeschossen und stirbt kurz darauf in einem Versteck. Somit ist Karl wieder ohne Familie und sich des Verrats seines Bruders schmerzlich bewusst. Kurz taucht er bei einer alleinlebenden Mutter in einem Haus im Wald unter, bevor er sich wieder in die Stadt wagt und seine Schwester Amalia aufsucht.
Dann konfrontiert Karl seinen Vater und will mit seiner Schwester das Land verlassen. Doch dem Strudel aus Neid und Gewalt können sie sich nicht entziehen...

Der Film wird in Deutschland auch unter dem Aushängeschild „Der letzte Film von Maximilian Schell“ beworben. Dem ist auch so, und der ehemalige Oscarpreisträger spielt seine Rolle gekonnt bis zum Ende. Auch insgesamt geht die schauspielerische Leistung weitgehend in Ordnung, berücksichtigt man die Tatsache, dass es im ganzen Film keinerlei ungetrübte positive Emotionen gibt. Karl wird aus dem Gefängnis entlassen, will sich aber gegen die Familie stellen. Dann findet er im alten Räuberhauptmann einen Freund, wird aber verraten. Verrat und Lügen sind darüber hinaus große Themen, die letztendlich auch den bis dahin unbestechlichen Anti-Helden korrumpieren. So bleibt sich das schwarze Schaf der Familie bis zum Schluss treu, wo man ihn dann überredet, die Rolle seines Vaters einzunehmen. Er wirft anderen zuliebe seine Überzeugungen über Bord. Die Gegensätze von kaltem Verstand und Gefühl, welche die Grundlage für Schillers Drama boten, verwischen hier zusehends. So hat der Verstandsmensch sehr heiße Rachegefühle und der Gefühlsmensch wirkt größtenteils frustriert und nicht gerade euphorisch. Die Adaption des Endes, die etwas weniger fatal für die Beteiligten ausgeht als im originalen Drama, stellt ein wenig die Konsequenz der Grundprämisse in Frage. So kann der Film trotz ordentlicher Leistung der Schauspieler, einem gut gewählten Umfeld und einem scheidenden ehemaligen Superstar nicht vollends überzeugen. Denn das Ergebnis ist eher durchschnittlich.

„Die Räuber“, in der aktuellen Version von Pol Cruchten und Frank Hoffmann in Szene gesetzt, kann trotz der letzten Rolle von Maximilian Schell nicht auf ganzer Linie überzeugen. Zu sehr wird die Grundaussage, beziehungsweise die Basis des Dramas von Friedrich Schiller, aufgeweicht. Selbst die überwiegend gute Schauspielleistung lässt den größtenteils in Frankreich, Belgien und Deutschland gedrehten Film nicht besser als durchschnittlich erscheinen.

Details

Bewertung

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