Jenseits des Karussells

von Ju Honisch
Rezension von Stefan Cernohuby | 23. Mai 2011

Jenseits des Karussells

Irgendwann kommt für jeden Helden die Zeit, sich zurückzulehnen, die Dinge etwas differenzierter zu betrachten und Abenteuer wie Verfehlungen gleichermaßen der nächsten Generation zu überlassen. So sollte man zumindest meinen. Und doch gelingt es der jüngeren Garde oft, sich in unerwartete Probleme zu bringen. So auch im neuesten Roman von Ju Honisch, der den Titel "Jenseits des Karussells" trägt.

Nicht für alle wendet sich das Leben zum Besseren, nur weil sie in besseren Schichten aufwachsen. So hat Catty nach dem Tod ihrer Mutter eine schreckliche Zeit durchzumachen. Ihre junge Stiefmutter weiß alles am besten und hält ihren Vater an der kurzen Leine. Doch auch Thorolf Treynstern, Sohn der Richterswite Sophie, macht alles andere als erfreuliche Erfahrungen. Nachdem er sich gegen den Anwaltsberuf und für eine Karriere als Künstler in München entschieden hat, begegnen ihm nicht nur seltsame Wesen, er erfährt darüber hinaus weit mehr über seine Herkunft, als er jemals wissen wollte. Denn dabei stellt sich heraus, dass er nicht der Sohn seines "offiziellen" Vaters ist, sondern der Bastard eines blutsaugenden Feyons namens Graf Arpad. Dieser, wie Sophie Treynstein treuen Lesern bereits bekannt, versucht sowohl seinem Sohn als auch einer alten Freundin beizustehen. Dabei wird er, wie auch seine früheren Gefährten Asko von Orven und Ian McMullen, in Ereignisse verwickelt, die von überaus mächtigen Wesen bestimmt werden. Einmal mehr soll es eine gefährliche Maschine geben, welche in diesem Fall den Lauf der Geschichte selbst verändern können soll. Oder ist das nur ein Deckmantel für einen völlig anderen Plan?

Ju Honisch hat schon in ihren früheren Werken bewiesen, dass sie in der Lage ist, einen Leser komplett in den Bann ihrer Geschichte zu ziehen. Selbst wenn das Werk weit über 1000 Seiten lang ist und auf zwei Bücher aufgeteilt. Auch diesmal nimmt sie dem Leser schnell die Möglichkeit, sich der Handlung zu entziehen und spinnt verschiedenste Erzählfäden, die nach einiger Zeit ein komplexes Muster ergeben. Kein Ereignis geschieht ohne Bedeutung und keiner der Charaktere weiß wirklich, was ihm blüht. Somit kann sich der Leser auf eine spannende Geschichte in hervorragendem Schreibstil freuen. Einzig und allein die Tatsache, dass wieder eine vage Idee einer Maschine für den Masterplan des Bösen herhalten musste - wenn auch in diesem Fall nur vordergründig - könnte dem einen oder anderen Leser missfallen. Denn Menschen und Fey selbst sowie ihre Pläne sind im Grunde ausreichend für die Spannung der Handlung. Es benötigt keine mysteriöse, möglicherweise mit Dampf betriebene Maschine, um den Leser zu unterhalten. Zumindest wurde diesmal auf das "Branding" des Romans für das marketingwirksame Genre "Steampunk" verzichtet - sehr erfreulich. Abgesehen vom stolzen Preis von knapp 17 Euro für etwas über 800 Seiten gibt es keinen Grund, warum man "Jenseits des Karussells" nicht empfehlen sollte. Das Werk bietet Spannung, Phantastisches, ein wenig Romantik und vor allem eine stilistisch hervorragende Erzählung.

"Jenseits des Karussells" ist der nunmehr dritte Roman oder das vierte Buch von Ju Honisch, das einerseits bei Feder & Schwert erscheint und andererseits in ihrer historischen Fantasywelt handelt. Wieder ist es der Autorin gelungen, eine spannende, phantastische und vor allem wundervoll zu lesende Geschichte zu schreiben. Dementsprechend kann der aktuelle Roman nicht nur treue Fans überzeugen sondern auch Quereinsteiger. Seine knapp 17 Euro ist das Werk definitiv wert.

Details

  • Autor*in:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    10/2010
  • Umfang:
    832 Seiten
  • Typ:
    Taschenbuch
  • ASIN:
    3867620776
  • ISBN 13:
    9783867620772
  • Preis (D):
    16,95 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
  • Gefühl:
  • Erotik:

Könnte Ihnen auch gefallen: