Die Frau im grünen Regenmantel

von Laura Lippman
Rezension von Emilia Engel | 17. Mai 2020

Die Frau im grünen Regenmantel

Zur absoluten Bettruhe verdonnert, ist wohl für keine schwangere Frau ein Vergnügen. Doch für Tess Monaghan scheint es noch viel mehr Strafe zu sein. Die 35 jährige Frau hat eine Risikoschwangerschaft, die sie Tag und Nacht ans Bett fesselt. Für die Detektivin ist es eine Qual, denn die einzige Möglichkeit ihre unbändige Neugierde zu stillen, ist der Blick aus dem Fenster. Davor tummeln sich zahlreiche Spaziergänger mit ihren Hunden in dem herbstlichen Park. Doch eine Person sticht ihr besonders ins Auge…

Endlich kann Tess alles nachholen, was sie immer verpasst hat - Filme und Serien anschauen, die sie schon immer sehen wollte, die ungelesenen Bücher lesen, die sich angesammelt haben, vom Bett aus ihre beiden geliebten Hunde streicheln. Doch in Wirklichkeit bereitet ihr all das nur wenig Freude. Ihr Freund Crow, der Vater des ungeborenen Kindes, gibt sich unglaubliche Mühe um seiner Liebsten eine schöne und erholsame Bettruhe zu bescheren - mit ihrem Lieblingsessen und hingebungsvoller Pflege. Doch Tess ist unruhig. Sie macht sich Sorgen um ihre Arbeit. Wie soll sie später mal gute Arbeit als Detektivin leisten, wenn sie ein Kind hat? Die Arbeit, die sie sich aufgebaut hat, hängt in der Schwebe, auch wenn ihre Assistentin in ihrer Abwesenheit gute Arbeit leistet. So eine Leidenschaft für eine Tätigkeit lässt sich eben nur schwer unterdrücken. Da ist es nicht wirklich verwunderlich, dass Tess von ihrem Beobachtungsposten namens Bett etwas entdeckt, das mehr als verdächtig ist. Die junge Frau im grünen Regenmantel, die täglich mit ihrem Windhund durch den Park geht, ist eines Tages verschwunden und nur der Hund irrt alleine durch den Park. Tess bleibt quasi nichts anderes übrig als einzugreifen. Da sie ans Bett gefesselt ist, muss sie alles im Liegen koordinieren - kein Problem für die schwangere Frau. Denn ihre beste Freundin Whitney - reich und wunderschön - langweilt sich ohnehin und wird gerne eingesetzt, um verdeckt zu ermitteln.
Doch gibt es hier wirklich ein Verbrechen? Der Ehemann der Verschwundenen scheint sie nicht zu vermissen. Da muss doch etwas faul sein.
Crow hingegen ist nicht begeistert von Tess’ Aktivitäten. Einerseits ist es sicher nicht bekömmlich für das Baby, sich in diese Sache hineinzusteigern, andererseits muss Tess sich als zukünftige Mutter überlegen, wie das Muttersein mit ihrem Beruf zusammenpasst.


“Die Frau im grünen Regenmantel” ist nicht der erste Roman der Tess Monaghan-Reihe der amerikanischen Autorin Laura Lippman. Doch es ist der erste, den der Kampa Verlag aus dem Englischen übersetzt und herausgebracht hat. Der Quereinstieg ist absolut kein Problem für das Lesevergnügen. Der Leser kann problemlos in die Geschichte einsteigen, ohne das Gefühl zu bekommen, etwas nicht zu wissen, das wichtig gewesen wäre.
Tess Monaghan ist eine sympathische Protagonistin. Sie ist eine neugierige, toughe Frau, die eigentlich aus der Journalisten-Branche kommt und die sich dann mehr oder weniger unfreiwillig nach einer anderen Tätigkeit umsehen musste. Die Detektivarbeit scheint perfekt zu ihr zu passen. Wie Tess Monaghan arbeitet wenn sie nicht ans Bett gefesselt ist, können wir zwar nicht beurteilen, aber sobald die nächsten Bände übersetzt werden, werden wir davon berichten. Ihre Schwangerschaft ist ungewollt - beinahe eine Unmöglichkeit - und Tess tut sich noch schwer in ihre (zukünftige) Mutterrolle zu schlüpfen. Auch ein netter Fakt, der dem Ganzen einen mitfühlenden Touch gibt, denn Zweifel und Unsicherheit stehen wohl bei vielen werdenden Müttern an der Tagesordnung.
Der Krimi an sich ist jetzt nicht so krimilastig wie manch anderer. Tendenziell könnte man dieses Buch auch gut der Unterhaltungsliteratur zuordnen. Er ist vom Schreibstil einfach und mitreißend gehalten und anders als schnell und in einem Rutsch, kann man ihn bestimmt nicht lesen.

Wer einen Krimi lesen möchte, der wirklich unterhaltsam und mit so einigen lustigen Momenten versehen ist, ist mit diesem Buch bestens beraten. Aber auch Nicht-Krimi-Leser können zu diesem Buch greifen, wenn sie eine leichte Lektüre für zwischendurch suchen.
Wer von diesem Krimi so begeistert ist wie wir, ist sicher erfreut zu hören, dass der Kampa-Verlag für das Herbstprogramm schon den ersten Teil der Tess-Monaghan-Reihe geplant hat.

Details

  • Autor*in:
  • Originaltitel:
    The girl in the green raincoat
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    03/2020
  • Umfang:
    192 Seiten
  • Typ:
    Hardcover
  • ISBN 13:
    9783311125143
  • Preis (D):
    16,90 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:

Könnte Ihnen auch gefallen: