Knochenblumen welken nicht

von Eleanor Bardilac
Rezension von Stefan Cernohuby | 27. Juli 2021

Knochenblumen welken nicht

Die menschliche Existenz ist vergänglich, aber noch stärker kann man die Beschränktheit des Seins an Blumen beobachten, deren Lebens- und Blütezeit wahrhaftig kurz ist. Es gibt allerdings Ausnahmen. Denn „Knochenblumen welken nicht“, das behauptet zumindest Eleanor Bardilac in ihrem gleichnamigen Debütroman.

Schon seit geraumer Zeit werden Bürger der Stadt Vhindona blutig ermordet. Als Aurelia neben der Leiche eines angesehenen Bürgers gefunden wird und dabei offenbar magische Kräfte im Spiel sind, wird sie von Oberspäher Beilschmidt erst einmal in Untersuchungshaft genommen. Es stellt sich heraus, dass sie ein magiebegabtes Kind ist, das niemals in der Handhabung der Kräfte geschult wurde. Ihre Eltern verstecken sie seit Jahren vor der Öffentlichkeit und nutzten Medikamente um das Wirken ihrer Macht zu unterdrücken. Auch wenn Beilschmitz nicht glaubt, dass sie für den Mord verantwortlich war, übergibt er sie in die Obhut eines sehr alten Freundes. Dies ist wörtlich zu verstehen, denn der Magier Marius Cinna ist über 400 Jahre alt. Obendrein ist er ein Diener der Herrin – im Volksmund als Totentänzer bekannt. Doch als ihr drogenumwölkter Verstand wieder klar wird und sie begreift, dass seine wahre Tätigkeit nicht darin besteht, Tote wieder zu unnatürlichem Leben zu erwecken, beginnt sie dem Magier zu vertrauen, der ihr die ersten Grundlagen des arkanen Handwerks beibringt. Und so gewöhnt sie sich sehr schnell an Absonderlichkeiten, etwa Gustav, das moosbewachsene untote Äffchen, das ihrem Meister als Haustier dient. Auch sein seltsamer Umgang mit dem der Natur zugewandten Magier Kilian, der das Grundstück nebenan bewohnt, wird zur Gewohnheit. Aber schließlich gibt es da immer noch die Mordserie, in die magisch Begabte verwickelt sind, wie die blutigen Rituale vermuten lassen.

„Knochenblumen welken nicht“ stellt eine neue Welt vor, von der dem Lesenden möglicherweise einige Elemente bekannt vorkommen könnten, und sei es auch nur auf Basis von Dialekten. Es treffen unterhaltsame und mitunter exzentrische Charaktere aufeinander. Man erhält ein wenig Einblick darin, wie Magie in der Welt von Eleanor Bardilac funktionieren kann, inklusive ihrer verschiedenen Spielarten. Die Entwicklung der Protagonistin von einem hilflosen Mädchen ohne Selbstvertrauen zu einer jungen und enthusiastischen Magierin ist herzerwärmend, genauso wie das Aufblühen des uralten Magiers gegenüber seiner jugendlichen Schutzbefohlenen. Dies hat ein wenig von der Stimmung aus „Der kleine Lord“. Sehr niederschwellig ist eine Liebesgeschichte zwischen dem mittlerweile älteren Oberspäher und dem alterslosen Magier Cinna eingebunden. Doch während sich Aurelia mit verschiedenen magisch begabten Personen anfreundet, schreiten die Ereignisse im Hintergrund weiter fort. Man darf sich als Lesender auf eine nicht zu erwartende Wendung freuen, die dann aber bereits andeutet, dass die Geschichte in diesem Band noch nicht zu Ende erzählt ist.

„Knochenblumen welken nicht“ lautet der Name des Debütromans der österreichischen Autorin Eleanor Bardilac. Sie erzählt von einer Welt, in der Magie zwar vorkommt, aber gefürchtet wird. Von einem jungen Mädchen an einem Wendepunkt in ihrem Leben und einem uralten dunklen Magier. Es geht um eine mörderische dunkle Göttin und Knochenblumen. Insgesamt ist der vorliegende Roman sehr lesenswert. Auch wenn manchmal einiges ein wenig zu schnell zu gehen scheint, werden Lesende durch eine spannende Wendung mehr als nur entschädigt.

Details

Bewertung

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