Fair Play

Antolin Quiz

Spiel mit, sonst verlierst du alles
von Kerstin Gulden
Rezension von Emilia Engel | 09. Mai 2021

Fair Play

Mit der App “Fair Play” überlegst du es dir drei Mal, bevor du zu einer Plastikflasche greifst oder eine Avocado kaufst. Stundenlanges Fernsehen oder Daddeln am Handy? Leider nein, denn das verbraucht zu viel Strom. Jeder kann online sehen, wenn du in den roten Bereich kommst und damit zum Umweltsünder wirst. Was als gut gemeintes Experiment angefangen hat, bekommt schnell ein Eigenleben, mit dem so niemand gerechnet hat.

Für einen Schulwettbewerb, den ein bekannter Politiker initiiert hat, sollen sich die Schüler in Keras Klasse etwas einfallen lassen. Es geht darum, eine Lösung für das Klimaproblem zu finden. Drei Monate sollen die Schüler ihr Experiment oder ihre Kampagne laufen lassen.
Kera hat eine zündende Idee, die von ihrer Lehrerin und einigen Mitschülern sofort aufgegriffen wird. “Fair Play” soll dazu motivieren. aktiv sein Leben so zu gestalten, dass man möglichst wenig Schaden an der Umwelt anrichtet. Das Ganze soll als App entwickelt werden. Vier Schüler sollen die Sache ins Rollen bringen: die schlaue Kera, die sich für Umwelt und Politik interessiert. Leonard, der Einzelgänger, der das technische Know How hat um die App zu programmieren. Elodie, die Queen der Social Media und Expertin wenn es darum geht, sich selbst zu vermarkten. Und Max, der zwar allseits beliebt ist, aber schulisch nicht gerade glänzt. 

Diese Vier könnten unterschiedlicher nicht sein. Dennoch schaffen sie es gemeinsam eine fabelhafte App an den Start zu bringen. Jeder für sich bringt eine Eigenschaft mit, die das Experiment zum Erfolg führen kann. Jeder der “Fair Play Four”, wie sie genannt werden,  macht aus einem anderen ganz bestimmten Grund mit, und der ist mehr als eigennützig.
Zu Beginn des Experiments melden sich nur wenige Schüler. Daran teilzunehmen bedeutet immerhin, sich in seinem Leben einzuschränken, und das drei Monate lang. Doch schon bald werden es immer mehr Schüler, die mitmachen. Bald bekommt das Spiel einen unangenehmen Beigeschmack, denn wer nicht mitmacht wird zum Außenseiter. Und wer in den roten Bereich wechselt, gefährdet das ganze Experiment. Grün zu bleiben ist nämlich alles andere als einfach, das muss sogar unsere Musterschülerin Kera feststellen.
Kann aus diesem Experiment denn trotzdem etwas Gutes werden? Wird man so der Klimakrise die Stirn bieten können? Können die Schüler es gemeinsam schaffen oder bringen sich die Jugendlichen durch ihr Verhalten und ihre Geheimnisse und Lügen selbst zu Fall?

Mit ihrem ersten Jugendbuch “Fair Play” hat die Autorin Kerstin Gulden ein fabelhaftes Debüt hingelegt. Selten gibt es ein Buch, das auch nach der Lektüre noch so lange im Leser nachhallt. Die Autorin hat einige Themen wunderbar miteinander kombiniert, die das Ganze zu einer runden, aufregenden Story machen. Umweltschutz und Klimakrise sind die zentralen Themen, doch auch Gruppenzwang und Mobbing sind ein wichtiger Teil des Buches.
Unter den Protagonisten gibt es so einiges Misstrauen, denn schließlich verbirgt sich jeder hinter einer Fassade, die niemand durchschauen soll. Der Leser bekommt vor Augen geführt, dass man sich vom ersten oder oberflächlichen Eindruck nicht täuschen lassen darf. Dass es zum Beispiel gerade der Social-Media-Diva, die Werbung macht für Nagellack, so leicht fällt sich an die App zu halten und “grün” zu bleiben, hätte niemand erwartet.
Das ist das Schöne an dem Buch: Es zeigt die verschiedenen Grautöne, kein schwarz und weiß. Der Leser wird dazu angeregt, die Menschen, nicht nur die im Buch, mit wachem Blick zu betrachten und dabei vielleicht weniger vorschnell zu verurteilen.
Die Geschichte führt einem auch vor Augen, wie schnell manchmal etwas gut gemeintes in etwas Unangenehmes umgewandelt werden kann. Aus der guten Idee, die das Klimaproblem lösen soll, wird etwas, das auch Angst einflösst - die ständige Überwachung, die Verurteilung durch die Mitschüler und damit die psychische Belastung.
Ganz grandios führt uns die Autorin mit der App “Fair Play” vor Augen, wie sehr wir mit unserem alltäglichen Leben zur Klimakrise beitragen. Für die Leserschaft kann das durchaus einen Anstoß geben, selbst im Leben etwas genauer hinzusehen was die eigenen “Umweltsünden” betrifft.
Das Ende des Buches kann sich auch sehen lassen. Es ist ein sehr gelungenes Ende, mit dem man wirklich zufrieden sein kann. Dabei sei noch eine mitreißende Rede eines Schülers gegen Ende des Buches erwähnt, die eindeutig einen Gänsehaut-Faktor hat und wir gleich mehrfach gelesen haben.
Nur mit dem Cover sind wir nicht ganz zufrieden, denn es wird der Geschichte nicht gerecht. 

Rundum sind wir total begeistert von “Fair Play”. Es geht um ein überaus wichtiges Thema, das uns alle betrifft - jetzt und hier. Der Roman ist spannend und mitreißend geschrieben mit Charakteren, die den Leser überraschen. “Fair Play” können wir herzlich empfehlen. Aber es sollten nicht nur Jugendliche zu dem Buch greifen, auch die erwachsenen Leser werden dadurch nicht nur bestens unterhalten, sondern können dadurch profitieren. Wenn wir - die Leser - uns etwas aus diesem Buch mitnehmen und unser Verhalten nur ein klein wenig ändern, können wir gemeinsam die Welt ein Stück besser machen.

Details

  • Autor*in:
  • Genre:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    03/2021
  • Umfang:
    336 Seiten
  • Typ:
    Hardcover
  • Altersempfehlung:
    14 Jahre
  • ISBN 13:
    9783499006289
  • Preis (D):
    17,66 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
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