Searching Lucy

Antolin Quiz
von Christina Stein
Rezension von Emilia Engel | 09. Mai 2021

Searching Lucy

Zwei deiner geliebten Menschen verschwinden innerhalb weniger Wochen spurlos. Was würdest du tun? Dich auf die Polizei verlassen, die selbst nur im Dunkeln tappt? Nicht so Amber. Das Wissen, dass das Verschwinden von Personen oft durch Menschen aus der unmittelbaren Umgebung geschieht, bestärkt sie in einem Plan, der sie in Teufels Küche bringen kann. Sie wird in jedes Haus und jede Wohnung in der Umgebung einbrechen und jeden Keller durchforsten. Doch sie muss ihren Vater und ihre Schwester einfach finden. Sie MUSS.

Zuerst verschwindet Ambers und Lucys Vaters spurlos. Natürlich stürzt das Ambers Familie in eine Krise. Doch ganz schlimm wird es, als nur wenige Wochen später Ambers Zwillingsschwester Lucy nach einer Partynacht verschwindet. Auch von ihr gibt es keine Spur, so sehr sich die Kommissare auch bemühen. Nachbarn, Lehrer, Mitschüler und Freunde - alle wurden befragt, mehrfach sogar. 
Ihre verträumte und wunderschöne Schwester Lucy ist weit mehr für Amber, als nur eine Schwester. Ihr Verschwinden kann und wird Amber einfach nicht akzeptieren. Mithilfe diverser Youtube Videos schafft sie es, sich die Skills zuzulegen, die sie braucht um bei Nachbarn, Mitschülern und Lehrern einzubrechen und sich dort umzusehen. Ihr ist klar, dass einer von ihnen Lucy in seinem Keller eingesperrt haben muss.
Zu all dem kommt die Situation in Ambers Zuhause, die immer unerträglicher wird. Ambers steckt Mutter in einer Depression, in der selbst alltägliche Aufgaben unüberwindlich sind. Dann gibt es da noch den kleinen fünfjährigen Bruder Tommy, um den sich Amber kümmern muss und den das Verhalten seiner Mutter auch sehr mitnimmt.
Beinahe jeder in Schule und Umgebung scheint Amber verdächtig. Jeder muss genauestens unter die Lupe genommen und überwacht werden, so nett er auch scheinen mag. Allen voran ist Ambers Exfreund Taylor verdächtig. Aber da ist auch noch dieser neue Junge an, Jamie, der in die Stadt kam, kurz bevor ihr Vater verschwand. Kann er etwas mit dem Verschwinden ihrer Familie zu tun haben? 

 “Searching Lucy” ist ein überaus spannender und sehr emotionaler Jugendbuch-Thriller. Auf so vielfache Weise berührt er das Herz der Leser. Denn es ist weit mehr als nur ein Thriller. Es gibt so viele Dinge, die Amber im Laufe ihrer “Ermittlungen” enthüllt, beziehungsweise erfährt. Da sie beinahe jeden verdächtigt, muss sie viele Menschen beobachten und erfährt dabei, dass die meisten Menschen etwas zu verheimlichen haben. Dass das Leben manch einer, das nach außen hin glamourös erscheint, in Wirklichkeit einfach nur trist ist. Im Allgemeinen erfahren die Leser, dass wenn man hinter die Fassade der Menschen blickt, oft ein anderer steckt, als man dachte. Was den Leser und die Leserin daran erinnert, dass man Menschen nicht vorschnell be- und verurteilen sollte.
Amber ist eine sehr sympathische Protagonistin, die stark und sensibel zugleich ist, und auch etwas aufmüpfig. Obwohl sie all diese Bürden auf ihren Schultern trägt, schafft sie es dennoch aufrecht zu bleiben und weiterzumachen. Und doch weiß sie, dass es so nicht weitergehen kann.
Von der ersten Seite an begleitet der Leser Amber bei ihren Einbrüchen, erlebt ihre Angst, Hoffnung und Verzweiflung. Man kann gar nicht anders als mitzufiebern.
Selten ist es beim Lesen so schwer gefallen wie bei diesem Buch nicht bis zum Ende vorzublättern, ob es eh gut ausgeht.

“Searching Lucy” ist nicht nur ein überaus fesselnder Thriller für Jugendliche, er ist auch psychologisch interessant. Er würde sich ideal anbieten, um es gemeinsam in der Schule zu lesen. Es regt auf jeden Fall zum Nachdenken an: Wie schnell beurteilst oder verurteilst du deine Umgebung? Wieviel weißt du wirklich über Nachbarn und Mitschüler - was davon sind Fakten und was davon weißt du nur aus zweiter oder dritter Hand? Sehr empfehlenswert, auch für Erwachsene!

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