Survive the night

von Danielle Vega
Rezension von Janett Cernohuby | 23. Juli 2016

Survive the night

Seit es Fernsehsendungen und urbane Legenden gibt, kursieren Gerüchte von Baby-Alligatoren, die Kinder in New York in den Abfluss gespült haben. Dasselbe gilt für Goldfische, Tintenfische und etliche andere Kreaturen. Durch (radioaktiven) Müll und Chemikalien mutieren diese Wesen zu riesigen Monstern, die bis heute auf unvorsichtige Menschen lauern. Wenn das nicht Stoff für nervenaufreibende Romane ist. Auch Danielle Vega dachte sich das, als sie ihren Jugendroman "Survive the night" schrieb.

Casey hat gerade einen Drogenentzug durch und ist nun auf dem Weg zur Pyjamaparty ihrer Mädchenclique. Die Stimmung ist angespannt und keiner weiß, wie er sich ihr gegenüber verhalten soll. Da kommt es Casey recht, als Shana sie abholt, ein Mädchen dessen Ruf nicht gerade der Beste ist. Shana nimmt Casey mit auf eine der legendären "Survive the night"-Parties. Eine Party in einem stillgelegten Schacht der New Yorker U-Bahn. Dass der Name bald Programm werden soll, ahnen Casey, Shana und vier weitere Freunde zunächst noch nicht. Bis ein Mädchen von ihnen verschwindet und Casey sie später grausam zugerichtet auffindet. Ihnen ist klar, sie müssen hier raus. Doch wo ist der Ausgang? Immer tiefer rennen die Teenager in den Untergrund von New York und plötzlich ist ihnen klar, dass jemand hinter ihnen her ist. Jemand, der mit unbändiger Gier nach ihnen schnappt, sie zerdrückt und zerquetscht. Ein grausamer Wettlauf beginnt…

Was als sozialkritischer Jugendroman beginnt - Medikamentenmissbrauch, Drogenkonsum, Rückkehr in das alte Leben - endet in einem Horror-Thriller. Oder zumindest versucht es dort zu enden. Der Beginn des Jugendromans ist spannend. Autorin Danielle Vega stellt zunächst die Protagonistin Casey vor. Die Sportverletzung, die Schmerzmittel, das Abrutschen in die Sucht, der Entzug. Der Leser begegnet Casey, als sie erst seit kurzem aus der Klinik entlassen ist und nun versucht, an ihr Leben anzuknüpfen. Doch sie verkehrt letztendlich mit den falschen Leuten und es zeichnet sich schon jetzt ab, dass sie wieder auf die falsche Schiene gerät. Doch darum geht es in diesem Roman nicht. Die Autorin will hier keinen Problem-Jugendroman präsentieren, sondern einen Horror-Thriller. Dafür dient ihr die "Survive the night"-Party in einem aufgelassen U-Bahn-Schacht. Und tatsächlich dauert es auch nicht lange, bis Casey die ersten Drogen in den Drink gemixt bekommt, Horror-Halluzinationen hat und über die zerschundene Leiche einer ihrer Freundinnen stolpert. Spätestens jetzt ist klar, dass Danielle Vega die Horror-Psychoschiene weiterverfolgen will und die noch lebenden fünf Teenager versuchen, den Schacht zu verlassen. Natürlich nicht über den Weg, den der Rest der Feiernden nimmt (die Polizei sprengt die Party), sondern immer tiefer ins Dunkle und hinein in mit Abwasser gefüllte Kanäle. Zunächst glauben die Teenager noch an einen Mörder in Menschengestalt, bald wird daraus ein Alligator und tatsächlich sind es am Ende Tentakel mit Klauen, die nach ihnen greifen. Ab diesem Zeitpunkt kann man die Reihenfolge, in der die Teenager sterben, vorhersehen, ebenso bei welchen Handlungen sie den Tentakeln zum Opfern fallen. Dem nicht genug, selbst nach der Rettung ist das Grauen nicht vorbei, denn das Wesen, was auch immer es war, will Casey und wird alles dran setzten, sie irgendwie zu bekommen. Achja, natürlich glauben ihr Polizei und Eltern nicht, schließlich wurde ihr die Einnahme von Ecstasy nachgewiesen. Und so behaupten die Erwachsenen, Shana wäre die Mörderin.
Das Buch liest sich insgesamt gut und flüssig, aber nicht übermäßig spannend. Man spürt nur wenig von dem aufwühlenden Psychothrill, mit dem die Buchbeschreibung wirbt. Die Autorin schreibt einen soliden Jugendroman, mit schockierenden und grausamen Stellen. Doch an manchen Stellen wird das Buch zu vorhersehbar. Auch das Grauen im Untergrund kann nicht gänzlich überzeugen. Dafür ist es zu wenig schaurig ausgearbeitet.

Alles in allem ist "Survive the night" ein solider Jugendroman, der schockieren will, eine düstere Handlung bereit hält, aber ganz gewiss keine Psycho-Horror-Thriller ist, schlaflose Nächte bereitet und an Stephen King oder "From dusk till dawn" heranreicht. Denn dafür ist das Werk nicht außergewöhnlich genug.

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    07/2016
  • Umfang:
    272 Seiten
  • Typ:
    Hardcover
  • Altersempfehlung:
    14 Jahre
  • ISBN 13:
    9783407747310
  • Preis (D):
    14,95 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Gewalt: