spielend Neues lernen

Die Lese-Ratte


Lesen, verstehen und gewinnen
von Klaus Kreowski
Rezension von Janett Cernohuby | 05. März 2017

Die Lese-Ratte

"Spielerisch lesen lernen" ist eine Phrase, die uns von vielen Erstlesebüchern entgegenspringt. Doch das ist meistens nur metaphorisch gemeint, denn beim Lesen wird nicht gespielt - maximal wenn Leserätsel im Buch enthalten sind.
Nun gibt es tatsächlich etwas zum Spielen und Lesen lernen. Im Ravensburger Verlag ist ein neues Brettspiel erschienen, das Erstlesern mit kurzen Sätzen zu mehr Lesekompetenz verhilft: "Die Lese-Ratte".

Die Lese-Ratte ist unterwegs - doch ist das keineswegs gut. Denn sie will sich im wahrsten Sinne des Wortes durch unser Bücherregal fressen. Nun heißt es schnell sein, um sie aufzuhalten und die wertvollen Bücher zu retten.

Das Spiel ist eine Kombination aus Schiebepuzzle und Lesekarten. Bevor es losgeht, müssen zunächst einige Vorbereitungen getroffen werden. Der Spielplan wird auf den Einsatz der Kunststoffschachtel gelegt. Er bietet zwei unterschiedliche Schwierigkeitsstufen an, für den Anfang eignet sich natürlich die leichte Variante am besten. Auf diesem Spielplan werden nun alle Schiebeplättchen flach nebeneinander aufgelegt. Die Karte mit dem Stern wird anschließend entfernt. So entsteht ein leeres Feld, das nötig ist, um die anderen Karten verschieben zu können.
Neben die Schachtel wird das Bücherregal mit den sechs Fächern gelegt. Auf das unterste Fach wird die Lese-Ratte gestellt. Als letztes werden noch sechs Aufgabenkarten als Stapel bereitgelegt. Diese Karten sind beidseitig bedruckt. Auf der blauen Seite findet sich der Text für Leseanfänger, auf der roten Seite der Text für bereits erfahrenere Leser.
Nun kann es auch schon losgehen.

Es wird kooperativ gespielt, das heißt alle Spieler versuchen zusammen die Lese-Ratte an der Vernichtung des Buchbestands zu hindern. Der jüngste Spieler beginnt und nimmt die erste Karte des Stapels auf. Nun liest er - je nach eigenem Können - entweder den Text der leichten oder der schweren Seite vor. Im Text kommen zwei Begriffe vor, die auf den Schiebeplättchen abgebildet sind. Diese beiden muss der Spieler nun zusammenschieben, das bedeutet, sie müssen Seite an Seite liegen. Beim Schieben ist jedoch Vorsicht geboten,  denn nach Möglichkeit soll keine Ratte oder kein Rattenloch dabei aufgedeckt werden. Hierfür darf man die Karten entweder einzeln schieben oder mehrere zusammen. Deckt man doch die Ratte auf, wird ihre Figur ein Regalfach höher gesetzt. Sieht man ihr Rattenloch, entschiedet nun das Würfelglück, ob die Ratte in ihrem Versteck bleibt oder herauskommt und ein Buch frisst.
Das Spiel endet, wenn man alle sechs Karten gelesen hat, bevor die Ratte das oberste Regalfach erreicht hat. In diesem Fall konnten die Spieler die wertvollen Bücher retten und haben gewonnen. Ist die Ratte jedoch zuerst oben angelangt, haben die Spieler verloren.

"Die Lese-Ratte" ist ein großartiges Spiel für ein bis vier Erstleser. Es motiviert, begeistert und bereitet darüber hinaus Spielspaß. Das kooperative Spielprinzip hilft hier vor allem dabei, dass Kinder nicht versuchen, einander auszustechen, im Lesen zu übertrumpfen und dabei Flüchtigkeitsfehler machen. Vielmehr fühlen sie sich motiviert, ihre Lesekompetenz unter Beweis zu stellen. Bei insgesamt 40 doppelseitigen Aufgabenkarten bekommen sie auch eine breite Palette unterschiedlicher Sätze angeboten. Diese sind abwechslungsreich und sprechen eben auch unterschiedliche Schwierigkeitsgruppen an. Zusätzlich wurden die Wörter nach der Mildenberger Silbenmethode bunt aufgedruckt und können von Kindern leichter gelesen werden.
Doch zurück zum Spiel. Das Prinzip ist einfach und begeistert. Es fordert und fördert Kinder in unterschiedlichen Bereichen. Zunächst natürlich im Bereich Lesekompetenz, aber auch das Leseverständnis ist wichtig. Worum ging es im jeweiligen Text und welche Begriffe werden gesucht? Als drittes sind auch Aufmerksamkeit und Konzentration gefragt. Kinder müssen sich merken, wo die Ratte oder das Rattenloch war. Schließlich will man das Tier ja nicht zum Festschmaus einladen.

Wenngleich das Spielprinzip einfach ist, bietet es dennoch einige Variationsmöglichkeiten. Zunächst kann nicht nur der Schwierigkeitsgrad der Lesetexte gesteigert werden, sondern auch der des Spielplans. Dieser ist nämlich doppelseitig bedruckt und zeigt unterschiedlich viele Ratten. Zudem wird neben der kooperativen Variante auch eine Wettbewerbs-Variante geboten. Hierbei werden alle Aufgabenkarten benötigt, denn in dieser Variante will man herausfinden, wer der beste Leser ist. Gelingt es, die gesuchten Plättchen nebeneinanderzuschieben, ohne dass die Ratte aus ihrem Loch kommt, darf der jeweilige Spieler die Aufgabenkarte behalten. Andernfalls muss er sie auf den Stapel zurücklegen.
Natürlich kann das Spiel auch alleine gespielt werden. In dieser Solovariante kann man herausfinden, wie viele Aufgabenkarten man sammeln kann, bis die Ratte sich durch das Regal fressen kann.

Man sieht, Spielspaß und Langzeitmotivation sind bei diesem großartigen Leselern-Spiel reichlich geboten. Gleichzeitig kann man hier zurecht sagen, die Lesekompetenz wird spielerisch gefördert. Kindern macht es große Freude, die Ratte daran zu hindern, sich durch das Bücherregal zu fressen. Sie üben Lesen, verbessern ihr Können und entwickeln Freude an dieser wichtigen Tätigkeit. Das Spiel eignet sich aber nicht nur für Familien, auch in Grundschulen kann es wunderbar zum Einsatz kommen.

Details

Bewertung

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