Marco Martin ermittelt in Wien


30 Rätsel-Krimis
von Christian Klinger
Rezension von Stefan Cernohuby | 03. Februar 2017

Marco Martin ermittelt in Wien

Es gibt Städte, die haben eine Menge zu bieten. Doch nur selten macht man sich dessen bewusst. Ein Autor, der selbst Wiener ist, hat auch einen Hang dazu in seinen Geschichten ein wenig Fremdenführer zu spielen. So sind die im Gmeiner Verlag erschienenen 30 Rätsel-Krimis aus „Marco Martin ermittelt in Wien“ nicht nur zum Raten geeignet, sondern auch zum Kennenlernen der Stadt.

Der private Ermittler Marco Martin heißt weder Marco noch Martin, aber in Wien ist das einfach ein besserer Name als Markus Martinec – so findet er zumindest und fährt damit gut. Und mit Erfolg, denn die High Society vertraut ihm und ruft ihn immer, wenn kleinere oder größere Fälle auftauchen, die man besser einem diskreten und fähigen Detektiv anvertraut. Denn die Polizei sieht man in den besseren Kreisen sehr ungern. Ob es sich nun um mutmaßlichen Drogenhandel in der Familie des Stadtpolitikers, den verschwundenen Taktstock des Stardirigenten, eine verschwundene Römerrüstung im nahen Carnuntum handelt, alles Kinderspiele für den Meister aller Krimiklassen. Lediglich in Form könnte er besser sein, der Marco. Und zum Glück kann er bei Kochduellen auch Fälle lösen, denn als Koch kann er nicht auftrumpfen. Das Schwarze Kameel, die Anker-Uhr und – in einer Bonusgeschichte – eine alte Bassgitarre von Falco haben Gastauftritte. Alle Geschichten werden dabei durch echte und beinahe echte Wiener Elemente ergänzt. Während der Autor durchaus auf reale Orte Bezug nimmt, kommen aber auch hunderte Elemente wie der erfolgreiche Krimiautor Thomas Kräh, der Musikproduzent Peter Dohlen oder der Volks-Ragge-Muffn Adrien Crevalier vor. Diese Anspielungen machen das Buch zu einer Fundgrube für Insider.

Wie schon im Inhaltsteil angedeutet, hat das das Buch zwei Hauptfunktionen. Es lässt den Leser einerseits Kürzest-Kriminalfälle in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden verfolgen und andererseits die Stadt Wien kennenlernen. Denn Marco Martin nimmt sich bei der Anreise zu seinen Klienten immer ein wenig Zeit um auch die lokale Architektur zu bewundern, auf historische Gebäude hinzuweisen und denkt auch über historische Begebenheiten nach – die bei etlichen Geschichten noch zusätzlich in eigenen Absätzen näher ausgeführt werden. Alle Lösungen der Kriminalfälle sind verkehrt herum auf der Seite nach den Geschichten abgedruckt, sodass man das Werk wenden muss um an die Lösung zu kommen. Es empfiehlt sich also die Fälle besser selbst zu entschlüsseln, um in der U-Bahn keine verwunderten Blicke auszulösen. Die Fälle selbst bewegen sich von sehr einfach bis zu ziemlich gefinkelt. Manchmal steckt die Lösung in einem einzelnen Wort eines Dialogs oder einem nur scheinbar völlig unwichtigen Detail. Für Hobbyknobler ist das das Buch dementsprechend eine Empfehlung wert. Auch Wienfans und -kenner werden auf ihre Kosten kommen. Da die Krimis selbst allerdings ein wenig Luft nach oben hätten, ist das Werk insgesamt als solider Durchschnitt zu bezeichnen.

„Marco Martin ermittelt in Wien“ ist eine Sammlung von 30 (plus Bonus) Rätsel-Krimis, die alle in Wien angesiedelt sind. Gleichermaßen Reiseführer, Werbung und Rätselspaß bedienen sie eine breite Leserschaft und besitzen unzählige Anspielungen. Wenn man mit diesen allerdings nichts anfangen kann, ist man möglicherweise etwas irritiert. Davon abgesehen verheißt das Werk Zerstreuung und solides Krimi-Feeling, allerdings ohne das gewisse Extra.

Details

Bewertung

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