Märchenhafte Kraftplätze. Wandern im Mühlviertel

von Nina Stögmüller, Robert Versic
Rezension von Sandra Kolbinger | 14. Mai 2018

Märchenhafte Kraftplätze. Wandern im Mühlviertel

Hügelige Landstriche, steinerne Schalen und versteckte Winkel in Wäldern. Das alles ist das Mühlviertel. Sagen, Heilungen und historische Begebenheiten. Auch das alles ist das Mühlviertel und beides – die Schönheit der Landschaft und die geheimnisvolle Kraft, die von den Orten ausgeht – ist Thema in der Koproduktion „Märchenhafte Kraftplätze. Wandern im Mühlviertel“ von Wanderprofi Robert Versic und Märchenfee Nina Stögmüller.

Das im Verlag Pustet neu erschienene Werk will sowohl ein gelungenes Wandererlebnis bieten, als auch über die Kraftplatzerfahrungen berichten und bekam so zur Freude der LeserInnen eine sowohl strukturierte als auch verspielte Gestalt. Dies fällt gleich zum Beginn der Lektüre durch zwei Punkte auf. So wurden die gewählten Strecken, allesamt Rundwanderungen, die im Normalfall mit dem PKW zu erreichen sind, nach geografischer Lage geordnet und anschaulich durch Schrift und Bild illustriert. Als praktisch, wenn auch nicht zu hundert Prozent transparent, macht sich hier besonders die kurze Einleitung und eine Einschätzung aus, die einem die Wegbeschaffenheit, Schwierigkeitsgrade und dergleichen ebenso zusammenfasst, wie auch Höhepunkte zur schnellen Orientierung bietet. Nicht zu hundert Prozent transparent ist dies, da sich die durch ein Ampelsystem ausgestellte zu erwartende Schwierigkeit aus verschiedenen Komponenten zusammensetzt, welche dann doch wieder genauer unter die Lupe genommen werden müssen, um wirklich zu informieren. Neben dieser strukturierten Herangehensweise, welche äußerst kompetent und lustmachend die Routen beschreibt – und sogar die kleinsten Hilfestellungen zur Orientierung erwähnt – findet sich hinter jeder dieser Kapitel Wissenswertes zur Gegend und vor allem zu den Kraftorten. Diese Texte von Stögmüller wurden nicht einfach auf weißem Papier abgedruckt, sondern äußerst formschön auf mit Blattornamenten geschmückten Seiten. Auch diese Schilderungen sind durchaus wissenswert und die Märchen klassisch kreiert.

Die beiden Autoren verstehen es, die gewählten Schwerpunkte gelungen auszuarbeiten und durch das Layout und den schönen Fotografien entsteht Tourismuswerbung 2.0. Wer die Texte liest, sieht sich die Wege entlangwandern, bei den Augenbründln einen kräftigen, angeblich heilsamen Schluck trinken und nach besagtem Bauernhaus Ausschau halten, bei dem man links abbiegen muss. Die Begeisterung, diese Wege selbst gehen zu wollen und an den geschilderten spirituellen Erfahrungen teilzuhaben, ist sofort da. Wer aber nicht gleich zu den Wanderschuhen greifen kann oder will, dem wird diese Lektüre dennoch Spaß machen. Sie ist anschaulich, aber auch verschlungen und besonders die Märchen für Jedermann gedacht. Einzig würde man sich wünschen, dass diese vielleicht etwas mehr Platz gehabt hätten. Nicht weil ein Ungleichgewicht herrschen würde oder andere Teile dieses Buches weniger schön wären, sondern vielmehr aufgrund von nicht völlig ausgeschöpftem Potenzial. Es bleibt bei manchen Geschichten das diffuse Gefühl, dass da noch etwas zu erzählen gewesen wäre. Wenn beide Parts – der märchenhafte und der wanderaffine – noch stärker verzahnt wären, hätte man sich so eventuell den nötigen Platz erkaufen können, indem gewisse Dopplungen getilgt worden wären. Vielleicht dann beim nächsten Projekt.

Nina Stögmüller und Robert Versic sind Könner auf ihren jeweiligen Gebieten und stehen sich zum Glück gegenseitig nicht im Weg. Jeder entfaltet ein Mühlviertel zum Träumen. Der eine sagt, wie man hinkommt und die andere, was man dort erspürt. So entsteht mit „Märchenhafte Kraftplätze. Wandern im Mühlviertel“ ein praktischer und kompakter Wanderführer, der auch etwas für Rasten zu bieten hat, und ein Lesebuch für jene mit Fernweh – und das obwohl das Mühlviertel doch eigentlich ums Eck liegt und freudig auf einen Besuch einlädt.

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