Vom Glück des Wanderns


Eine philosophische Wegbegleitung
von Albert Kitzler
Rezension von Manfred Weiss | 04. Juni 2019

Vom Glück des Wanderns

Wandern ist im Wesentlichen ein Akt der physischen Fortbewegung. Aber nicht nur. Der ganze Mensch bewegt sich und mit ihm nicht nur der Körper, sondern natürlich auch der Geist. Die Ausgewogenheit der beiden schafft den Zauber des Wanderns.

„Vom Glück des Wanderns“ stellt verschiedene Aspekte des Wanderns aus philosophischer Perspektive vieler Jahrtausende dar, vom I Ging über die Ilias bis zu den Philosophen der Gegenwart. Wobei der Fokus im Buch eindeutig bei den antiken Weisheitslehren liegt. In den einzelnen Kapiteln geht es um konkrete Themenschwerpunkte, wie die positiven gesundheitlichen Auswirkungen des Wanderns, die Stärkung der Naturverbundenheit, aber ebenso um persönliche Einsichten, die sich dem Wanderer in seinem Tun möglicherweise leichter erschließen, wie etwa der persönlichen Zugang zum Tod, aber auch der Liebe für andere Menschen.

Wandern, vom Sonnenaufgang …

Albert Kitzler beschreibt die verschiedenen Wandermotive in kurzen Kapiteln, wobei er einerseits manche eigene Wandererfahrung einfließen lässt, andererseits aber viele Textstellen aus unterschiedlichen philosophischen Texten mehrerer Jahrtausende als Fundus nutzt. Eingeleitet und beschlossen werden die Kapitel mit je einem Zitat aus diesen Texten. Zusätzlich wird jeder Themenschwerpunkt am Kapitelende auch noch in einer kurzen Zusammenfassung dargestellt.
Das Buch hat demgemäß eine umfangreiche Bibliographie und Quellenverzeichnis bzw. ein Personenregister der verschiedenen zitierten Autoren (es sind durchwegs Männer).
Auch wenn Albert Kitzler die eigene Wanderbegeisterung und das darin Erfahrene immer wieder ins Zentrum seiner Überlegungen stellt, so erzählt er kaum konkrete Wanderbegebenheiten, sondern mehr gewonnene Eindrücke und Einsichten. Das Buch bleibt damit in einer Ambivalenz aus Begeisterung aber auch Distanz hängen, weil der Fokus nahezu vollständig auf die innere Wandererfahrung gelegt ist. Wenn man die mit den oft sehr aus dem Konkreten kommenden Einsichten der zitierten Autoren vergleicht, wirken sie manchmal viel mehr theoretisch als praktisch.

… bis zum Sonnenuntergang

Der Wille die eigene Begeisterung für das Wandern und die daraus gezogenen positiven Erkenntnisse darzustellen wird teilweise von den umfangreich zitierten verschiedenen philosophischen Texten überlagert. Der einfache Tatbestand des Wanderns verschwindet fast dahinter. Das titelgebende Glück des Wanderns verliert in der Ausführlichkeit der Analyse der verschiedenen Aspekte ein wenig seinen Glanz. Irgendwie sind Wandern und Philosophie Themen, die sich offensichtlich anziehen, aber nur bedingt wirklich ergänzen. Trotzdem regen viele der ausgewählten Zitate zum Nachdenken an und können so ein guter Wanderbegleiter für einsame Wanderstunden sein.

„Vom Glück des Wanderns“ ist ein Buch für alle, die schon diverse Wanderbücher und Beschreibungen kennen und mal einen anderen, neuen Zugang zum Thema suchen. Damit richtet es sich ganz stark an Wanderliebhaber und weniger an Neulinge, die vermutlich mit einem praktischeren Zugang mehr anfangen werden können. Doch, wie es im Buch wenig überraschend ohnedies auch mal heißt: „Der Weg ist das Ziel.“ Und wenn dieses Buch für den einen oder anderen eine Etappe hin zum glücklichen Wandern ist, so ist die Aufgabe bestens erfüllt.

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