Das Tolkien Lesebuch

von J. R. R. Tolkien
Rezension von Stefan Cernohuby | 04. März 2017

Das Tolkien Lesebuch

Manchen Autoren muss man sich erst annähern, vor allem wenn ihr Schaffen angeblich epochal, die Zahl ihrer Werke lang und die Länge derselben beträchtlich ist. Greift man zum falschen Werk, erhält man möglicherweise einen ganz falschen Eindruck. Im Fall von John Ronald Reuel Tolkien, meist bekannt als J. R. R. Tolkien, gibt es für diesen Fall jedoch Abhilfe. „Das Tolkien-Lesebuch“ kann man gleichermaßen als Querschnitt, wie als ersten Berührungspunkt mit dem britischen Autor verstehen.

Das Buch beginnt mit einem Besuch beim Autor im Jahr 1967. Humphrey Carpender trifft auf die Welt und die Arbeitsweise Tolkiens. Er sellt dabei Fragen zu dessen Arbeit und fühlt sich dabei sehr ernst genommen – als größtes Privilig empfindet er, wiederkommen zu dürfen.
Danch wird es wechselhaft. Zuerst geht es zu Band II der „verlorenen Geschichten“, dann folgen Briefe an seine Ehefrau Edith Bratt.
Vieles aus dem ersten Abschnitt widmet sich der Schöpfungsgeschichte Mittelerdes. Darunter der Fall Gondolins, die Geschichte von Tinúviel und der Untergang von Númenor.
Der zweite Abschnitt des Buchs besteht größtenteils aus Briefen, darunter etliche an seine Söhne Christopher und Michael. Kombiniert wird dies mit einem Brief vom Weihnachtsmann und einem des Polarbären – und einem denkwürdigen Rätselwettbewerb im Inneren eines Berges.
Der dritte Abschnitt beschäftigt sich hauptsächlich mit dem Dritten Zeitalter und bringt viele prominente Ausschnitte aus Texten, darunter der Rat von Elrond, einer Begegnung mit Baumbart und den Palantíri. Danach gibt es einige Briefe zu lesen – besonders unterhaltsam der letzte, in der Tolkien über einen Entwurf für eine damals angedachte Verfilmung schreibt, der nicht allzu gelungen gewesen sein dürfte.
Abschließend behandelt das Buch den letzten Lebensabschnitt von Tolkien. Hauptsächlich handelt es sich um Briefe an Verwandte, einer davon dreht sich um das Grab seiner Frau und die Inschrift darauf.

Es ist relativ schwierig, etwas über das Buch zu sagen, wenn man über die Intention dazu nichts weiß. Etwas Recherche macht das schnell klar. Es soll einerseits einen Überblick über Tolkiens Schaffen bieten, bestimmte Teilaspekte desselben in einem neuen Licht beleuchten und neue Verbindungen herstellen. Das passiert auch. Die Ernsthaftigkeit, mit der Tolkien seine Arbeit an Mittelerde vorantrieb, steht den Werken selbst gegenüber, die zum Teil witzig und amüsant sind. Dann gibt es düstere Abschnitte aus seinem Fundus, die wieder hoffnungsvollen Gedichten gegenüberstehen. Witzige Briefe und gleichzeitig sehr ernsthafte, viele Seiten lange Antworten auf schriftliche Anfragen zeigen ebenfalls, wie sehr er Diskussion und Kommentare schätzte. Denn hier gab er auch Fehler zu, falsche Herleitungen von Worten und Ungereimtheiten in verschiedenen Erzählungen.
Allerdings muss man auch kritischen Stimmen recht geben, die behaupten, dass das Buch weder Fisch noch Fleisch sei. Denn weder ist es das, was es von sich behauptet – ein reines Lesebuch – noch ist es rein Sekundärwerk. Fans, die Spurensuche mit Texten verbinden wollen um sich neu für J. R. R: Tolkien zu begeistern, werden diesem Werk dennoch etwas abgewinnen können.

„Das Tolkien Lesebuch“ ist eine Art Hybride. Es enthält eine Zusammenstellung von prägnanten Stellen aus unterschiedlichen Werken, eine grobe Chronologie des Werdegangs des Autors und eine große Zahl an Briefwechseln mit unterschiedlichen Empfängern. Diese Mischung macht das Werk zwar einerseits interessant, lässt andererseits aber nicht zu, dass es durchgängig begeistert. Insofern ist es Fans zwar der Vollständigkeit halber zu empfehlen, aber letztendlich nicht überdurchschnittlich gelungen.

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Erschienen:
    10/2012
  • Umfang:
    448 Seiten
  • Typ:
    Taschenbuch
  • ISBN 13:
    9783423214148
  • Preis (D):
    9,95 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:

Könnte Ihnen auch gefallen: