Was ist nur mit Opa los?

von Andrea Behnke, Dorothea Kraft (Illustrator*in)
Rezension von Janett Cernohuby | 10. September 2019

Was ist nur mit Opa los?

Wenn ein Familienmitglied alt wird, dann wird das nicht nur an der Zahl seiner Geburtstage deutlich, an seinem Aussehen, sondern oftmals kommen auch Altersgebrechen hinzu. Das Familienmitglied beginnt Dinge zu vergessen, ist nicht mehr so beweglich und aktiv wie früher und verfällt vielleicht auch in depressive Verstimmungen. Alt werden ist schwer, und zwar für alle Familienmitglieder. Andrea Behnke setzte sich mit diesem Thema behutsam auseinander und verfrachtete es in die Welt der Tiere

Der Rattenopa möchte nicht mehr

Lustlos und niedergeschlagen liegt Opa Ratte schon seit Tagen auf seinem Lager. Er frisst nichts mehr, er spricht nicht mehr, er geht nicht mehr hinaus und er pflegt sich nicht mehr. So kann das nicht weitergehen, wissen Papa, Mama, Oma und das Rattenkind. Sie überlegen fieberhaft, wie sie Opa Ratte wieder motivieren und seine Freude am Leben zurückbringen können. Das Rattenkind findet einen alten Rollschuh, auf den sie Opa setzen und mit ihm einen Ausflug machen. Ein altes Radio spielt fröhliche Musik, die zum Tanzen einlädt. Doch nichts scheint Opa aus seiner Lethargie zu holen. Bis plötzlich ein kleines Rattenwunder geschieht…

Was ist nur mit Opa los?

Über Altsein und Familienzusammenhalt

Andrea Behnke erzählt in ihrem Bilderbuch eine berührende Geschichte über das Älterwerden. Auf behutsame Weise zeigt sie am Beispiel des Rattenopas, wie es sich anfühlt. Der Rattenopa leidet sehr darunter. Er fühlt sich nutzlos und überflüssig. Er schämt sich für seine Vergesslichkeit und hat das Gefühl, allen nur noch ein Klotz am Bein zu sein. Natürlich ist dem nicht so, denn seine Familie liebt ihn nach wie vor. Durch die Übertragung dieser Gefühle und Gedanken auf Ratten, wird es Kindern ermöglicht, einen leichten und spielerischen Zugang zum Thema zu bekommen. Es sind keine Menschen, die hier betroffen sind. Niemand, der vielleicht Ähnlichkeiten zur eigenen Familie aufzeigt. Nein, die Geschichte spielt sich im Reich der Tiere ab. Wohlbemerkt Tiere, die als sehr sozial gelten. Daher stecken hier auch viele Elemente, die auf uns Menschen umgelegt werden können. Allen voran das Gefühl von Gemeinschaft, Zusammenhalt und Unterstützung. Eigenschaften, die in einer Familie an erster Stelle stehen. Denn wenn die Familie zusammenhält, kann sie gemeinsam auch die größten Probleme meistern und schwierigsten Zeiten überstehen. Genau das macht auch Andrea Behnke an vielen Stellen deutlich. Egal wie sehr Opa sich selbst aufgibt, seine Familie tut es nicht. Diese Botschaft Kindern mit auf den Weg zu geben, ist unglaublich wichtig und wertvoll. Doch keine Sorge, die Botschaft kommt nicht mit dem Holzhammer rüber, sondern wurde feinfühlig in der Geschichte verpackt.

Was ist nur mit Opa los?

Neben der Geschichte selbst gefallen auch Dorothea Krafts Illustrationen. Sie sind eine Collagenmix aus gezeichneten Bildern und  eingeklebten Papierschnipseln. Die Farbgebung des Hintergrunds ist so gewählt, dass man das Gefühl hat, tief unten im Kanal zu sein, dort, wo die Ratten leben. Auch wenn es nicht direkt gezeigt wird, spürt man die Umgebung anhand der vielen Stein- und Erdtöne. Zwischendurch gibt es Ausflüge in den Hinterhof oder einen Garten, was man auch wieder an gezielt eingesetzten Elementen erkennt. Insgesamt lassen die Bilder Raum für eigene Gedanken und Interpretationen.

Was ist nur mit Opa los?

Für Kinder kann es schwer nachvollziehbar sein, was das Älterwerden bedeutet und welche Veränderungen es mit sich bringt. Veränderungen, die vor allem sehr auf das Gemüt schlagen können, unseren Großeltern das Gefühl geben, überflüssig und störend zu sein. Behutsam führt Autorin Andrea Behnke an dieses Thema, ebenso wie an Altersdepression heran und zeigt ihrer jungen Leserschaft, dass auch die schwersten Probleme gemeistert werden können, solange die Familie zusammenhält. Ein sehr gefühlvolles und Kraft spendendes Buch.

Details

Bewertung

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