Verkühl dich täglich

Antolin Quiz
von Melanie Laibl, Susanne Göhlich (Illustrator*in)
Rezension von Janett Cernohuby | 15. November 2017

Verkühl dich täglich

Wir Eltern machen uns fast immer Sorgen um unsere Kinder und übertreiben dabei auch gerne mal. Vor allem, wenn die Jahreszeiten wechseln. Dann ziehen wir unserem Nachwuchsgerne schon im September warme Jacken und Schuhe an, selbst wenn ein Spätsommer uns mit warmen Temperaturen verwöhnt. Aber man weiß ja nie, ob das Wetter hält. Und außerdem…
Eine Gruppe von Freunden begeht nun gegen die Eltern und ihre übertriebene Fürsorge auf. Davon erzählt Melanie Laibl in ihrem Kinderbuch "Verkühl dich täglich".

Vorbei ist die Badehosenzeit, nun beginnt die Nordpol-Zeit

Pauli und seine Freunde haben es satt. Pünktlich zum Herbstbeginn, wenn uns die Sonne noch mit warmen Temperaturen verwöhnt, beginnen ihre Eltern, die Sommersachen im Kleiderschrank nach hinten zu schieben und die warmen Wintersachen hervorzuholen. Nun haben lange Strumpfhosen, Thermounterwäsche, Mützen, Schals, Handschuhe und dicke Jacken Saison. Bei 18°C und Sonnenschein. So kann es nicht weitergehen, beschließen die fünf Freunde und gründen den Verein "Verkühl dich täglich". Alles was irgendwie aus Wolle besteht und nordpoltauglich ist, wird verweigert und bewiesen, dass man auch ohne dem ganzen Zeugs gut durch den Winter kommt. Wie die Großen darauf wohl reagieren?

Humorvoll, schräg und ein kleines bisschen wahr

Es ist das Streitthema Nr. 1, das Melanie Laibl in diesem wunderbar unterhaltsamen Kinderbuch aufgreift: Wollsachen in der kalten Jahreszeit. Wohl jedes Kind muss sich damit quälen und liegt regelmäßig (also jeden Morgen) mit seinen Eltern im Streit darüber. Melanie Laibl greift das wunderbar in ihrer Geschichte auf und überzeichnet es sogar noch. Der Humor, der Witz kommt von der ersten Seite an durch und reißt sofort alle Leser mit. Sie schlagen die Hände über dem Kopf zusammen, wenn sie von den Bergen an warmen Klamotten lesen, die den Kindern von ihren Eltern aufgezwungen werden. Sie lachen über die verrückten Ideen der Freunde und deren coole Mutproben. Und sie applaudieren, wenn sich Pauli & Co. nicht unterkriegen lassen, sondern ihren Protest erfolgreich durchsetzen. Das Buch ist gerade aufgrund seiner witzigen Art, seiner flotten Sprache und seiner frechen Dialoge mitreißend und fesselnd. Hat man es angefangen zu lesen, will man es unbedingt bis zum Ende lesen und kann es nur schwer aus der Hand legen. Es gibt wohl kaum ein Kind, das sich mit Pauli und seinen Freunden nicht identifizieren kann und das mit Begeisterung die "Unterwäsche des Grauens" anzieht. Höchstens vielleicht im Skiurlaub.
Und so finden wir uns sofort mittendrin im Schulalltag fünf aufgeweckter, sympathischer Kinder, die genug haben von der Bevormundung ihrer Eltern und gegen diese aufbegehren. Oder zumindest gegen warme Wollklamotten. Sie gründen einen Verein - Verkühl dich täglich - dessen Name von der Autorin nicht ganz willkürlich gewählt wurde. Denn tatsächlich gab es um 1920/30 in Wien einen Verein mit diesem Namen. Einige Mutige zog es mitten im Winter hinaus auf die Donau, um im Eiswasser auf Tauchstation zu gehen.
Das machen unsere kindlichen Helden zwar nicht, aber sie zeigen ihren Familien ganz deutlich, dass man sich nicht sofort verkühlt, wenn die Temperaturen etwas kühler werden. Und am Ende sind sie es die Eltern, die mit Fieber im Bett liegen. Warum, das müsst ihr selbst lesen.
Begleitet wird die Geschichte von ebenso witzigen Illustrationen von Susanne Göhlich. Ihre kindlichen, flotten und frechen Zeichnungen begeistern und spiegeln vieles aus der Erzählung wunderbar wider. Etwa den mit einem Schal zu Mumie gewickelten Pauli.

"Verkühl dich täglich" wird in diesem Herbst und Winter wohl das Motto unzähliger Kinder werden. Vor allem derjenigen, die Melanie Laibls herrlich witziges und freches Kinderbuch gelesen haben. Es begeistert mit einer herrlich überspitzen Handlung, die das Streitthema Nr. 1 während der kalten Jahreszeit aufgreift und mit einem Augenzwinkern wunderbar erzählt. Ja, das Buch ist vom wahren Leben inspiriert und vielleicht werden sich nicht nur so manche Kinder hier wiederfinden, sondern auch ihre Eltern.

Details

Bewertung

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  • Anspruch:
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