Salon Salami: Einer ist immer besonders

von Benjamin Tienti
Rezension von Janett Cernohuby | 12. April 2017

Salon Salami: Einer ist immer besonders

Die meisten Kinderbücher erzählen von Abenteuern und aufregenden Zeiten. Sie zeigen eine heile Welt, in der schwerwiegende Problem nur sehr selten existieren. Anders geht es in Benjamin Tientis Kinderbuch "Salon Salami: Einer ist immer besonders" zu. Und das nicht nur, weil es gleich mit einem Banküberfall beginnt, ausgeführt von einem 12jährigen Mädchen.

Salami-Witze und andere Probleme

Eigentlich könnte Hani ein ganz normales Mädchen sein. Ihr Papa schneidet Haare im Friseursalon, ihre Mama hilft ihm dabei und die beiden jüngeren Geschwister gehen noch in den Kindergarten. Eigentlich. Denn als eines Tages Hanis Mama nicht mehr da ist, wird das Leben der Zwölfjährigen ziemlich turbulent und chaotisch. Von nun an wird Hani zum Dreh- und Angelpunkt der Familie. Sie soll den Haushalt schmeißen und sich um die jüngeren Geschwister kümmern. Durch einen Zufall erfährt Hani, dass ihre Mama nicht auf Dienstreise ist, sondern im Gefängnis sitzt. Die Sehnsucht nach ihr ist groß, zudem wächst Hani die ganze Familiensituation über den Kopf. Also beschließt sie, zu ihrer Mama ins Gefängnis zu gehen. Und das klappt natürlich am einfachsten, wenn man selbst eine Straftat begeht - zum Beispiel einen Bankraub.

Komisch und traurig zugleich

Herrlich komisch, aber auch unglaublich traurig und gefühlvoll erzählt Benjamin Tienti die Geschichte der zwölfjährigen Hani. Von heute auf morgen muss das Mädchen sich plötzlich um die Familie kümmern, weil die Mutter weggegangen ist. Wohin? Ihr erzählt man, auf eine Dienstreise. Tatsächlich sitzt sie aber im Gefängnis.
Gefühlvoll und authentisch erzählt Benjamin Tienti seine Geschichte über eine interkulturelle Familie. Dabei scheut er nicht vor Umgangssprache und mancher überzeichneter Formulierung zurück. Doch genau das macht das Buch so authentisch. Man kann sich gut in Hani hineinversetzen, versteht ihre Not und ihre Sehnsucht nach der Mutter. Neben der Familiengeschichte kommen auch andere Themen zur Sprache: Vorurteile, Akzeptanz und Hilfsbereitschaft. Aber hier will der Autor nicht anklagend mit dem Zeigefinger auf jemanden zeigen, er streut diese Themen völlig wertfrei in die Handlung ein.
Doch zwischen all der Tragik und Schwermut blitzt auch immer wieder Komik hervor. Streckenweise total schräg erzählt, lässt man sich treiben und taucht ein in Hanis skurrile Welt, die man manchmal gar nicht richtig ernst nehmen kann. Das Mädchen nimmt ihre Situation mit Humor und versucht das Beste daraus zu machen. Selbst als ihr alles über den Kopf wächst. Tapfer und mutig meistert sie die Schwierigkeiten und zeigt, wie groß sie eigentlich schon ist.

"Salon Salami: Einer ist immer besonders" ist ein urkomisches und trauriges, warmherziges und skurriles Kinderbuch. Es erzählt von einer normalen Familie, in der so ganz und gar nichts normal ist. Mit einer frechen, bildreichen Sprache und viel Humor erzählt Benjamin Tienti seine Geschichte vor dem Hintergrund des multikulturellen Berlins.

Details

Bewertung

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