Krähe und Bär

von Martin Baltscheit, Wiebke Rauers (Illustrator*in)
Rezension von Janett Cernohuby | 21. Februar 2017

Krähe und Bär

Nach dem Geniestreich "Nur ein Tag" des Autorenduos Martin Baltscheit und Wiebke Rauers müssen Fans nicht lange auf ein neues, mindestens genauso witziges Kinderbuch warten. Auch dieses basiert auf einem erfolgreichen Theaterstück und trägt den Titel "Krähe und Bär". Wir waren natürlich neugierig.

Ein Zoo.
Ein Bärengehege.
Der Schauplatz dieser Geschichte.
In diesem Gehege sitzt, wie sollte es anders sein, ein Bär. Wenn er nicht sitzt, geht er im Kreis und vertieft die Spuren des Os - oder er steht an der Wand und schläft.
Doch an diesem Tag wird seine Ruhe - oder sollte man sagen, seine Trostlosigkeit - gestört. Mit einem lauten Platschen landet eine Krähe im Pool des Bären. Abgesoffen wäre sie, hätte der Bär sie nicht herausgezogen. Er bereut es aber gleich wieder, denn anstatt die große Flatter zu machen, quatscht die Krähe den Bären voll. Wie gut er es hier im Zoo hat, bekommt regelmäßig was zu fressen und kann ein ruhiges Leben genießen.
Das tut der Bär aber nicht. Im Gegenteil. Er genießt kein ruhiges Leben, er fristet eine trostlose Existenz, eingesperrt in einem Zoo.
Dann bietet sich beiden Tieren die Chance ihres Lebens. Die Schlange besitzt einen Zaubertrank, durch den Krähe und Bär die Körper tauschen können. Frei und leicht schwingt sich der Bär in der Krähe, der Krähenbär, auf in den Himmel und fliegt seiner Freiheit entgegen.
Währenddessen sitzt die Krähe im Bär, die Bärenkrähe, glücklich und zufrieden hinter Gittern und frisst, was man ihr vorsetzt.
Doch schnell stellen beide fest, dass dieses neue Leben auch seine Schattenseiten hat.

Witzig und tiefgründig, voller Weisheit und Anspielungen - so präsentiert sich das Kinderbuch "Krähe und Bär". Was einst als Theaterstück begann, als Hörbuch adaptiert wurde, hat nun als Kinderbuch seine finale Form erreciht. Es ist eine Geschichte für Erwachsene und für Kinder. Es ist eine Geschichte die unterhält, witzig ist, aber auch sehr viele und tiefgründige Anspielungen enthält. Da ist der Bär, geboren und aufgewachsen in Gefangenschaft. Regelmäßig bekommt er seine Malzeiten vorgesetzt und sein Gehege gereinigt. Er hat einen Pool, eine ruhige, gemütliche Höhle und eigentlich keinen Grund, sich zu beschweren. Dennoch ist er unglücklich. Wie viel lieber würde er in Freiheit leben, gehen wohin er will und wann immer er will. Er beneidet die Krähe, die genau das kann. Die wiederum beneidet den Bären, der sich um nichts sorgen muss. Sie stattdessen muss um ihr Überleben kämpfen. Alles dreht sich bei ihr um die Futtersuche. Durch Mülltonnen wühlen, im Bärengehege betteln.
So spinnt Martin Baltscheit philosophische Themen und transponiert sie in eine Sprache, die Kinder verstehen.Sie lachen wenn die Krähe den Bären mit Schimpfworten bedenkt, sie denken aber auch nach, wenn der Bär über Gefangenschaft spricht, über Trostlosigkeit und die Eintönigkeit seines Daseins. Und sie lauschen voller Neugierde, wenn sich Bär und Krähe die einmalige Gelegenheit bietet, das zu bekommen, was sie so gerne hätten. Die Welt einmal mit den Augen desjenigen zu betrachten, den sie beneiden.
So gelingt es Martin Baltscheit wieder einmal eine Geschichte für Kinder zu erzählen, die einerseits urkomisch und witzig ist, andererseits aber auch sehr tiefgründig und philosophisch. Seine Sprache ist einfach, kindgerecht und mitreißend. Er erreicht seine jungen Leser, gewinnt aber auch die Sympathien der Eltern. Es ist ein großartiges Kinderbuch, das man unbedingt lesen sollte.

"Krähe und Bär" ist der neue Geniestreich von Martin Baltscheit, mit tollen Illustrationen von Wiebke Rauers. Erneut präsentiert der Autor philosophische und tiefgründige Themen einfach und natürlich witzig erzählt. Das Buch ist ein toller Lesespaß für die ganze Familie, regt zum Lachen und Nachdenken zugleich an. Einfach empfehlenswert.

Details

Bewertung

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