Keiner gruselt sich vor Gustav

Antolin Quiz
von Guido van Genchten
Rezension von Janett Cernohuby | 23. Dezember 2015

Keiner gruselt sich vor Gustav

An Kinder werden ganz bestimmte Erwartungen gestellt. Wie sie sein, sich verhalten und sie sich entwickeln sollen, welche Interessen sie und was sie zu lernen haben. Dieses vorgefertigte Schema haben Kinder zu durchlaufen und zu meistern. Doch was ist, wenn das Kind keine Freude daran hat, es ihm nicht gelingt? Das Kinderbuch "Keiner gruselt sich vor Gustav" greift das Thema Anderssein auf und zeigt, warum es völlig in Ordnung ist.

Gustav ist ein kleiner Geist, der gerne mit seinen Geisterfreunden spielt und natürlich auch zur Geisterschule geht. Hier lernt er fleißig und passt auf - bis zu jenem Tag, als der Direktor den Kindern das Spuken beibringen will. Alle sollen ganz schaurig "Buhuhuuu" rufen und alle bringen ein schüchternes, brummendes, zitterndes "Buhuhuuu" heraus. Alle, bis auf Gustav. Denn ihm gelingt es gar nicht, egal wie oft er es probiert. Der Direktor ist darüber so verärgert, dass er den kleinen Geist in den Verlassenen Turm verbannt. Dort soll er so lange bleiben, bis er ordentlich spuken kann. Was anfangs fürchterlich erscheint, ist es dann gar nicht. Denn zusammen mit dem Kater Miau macht es sich Gustav im Turm richtig gemütlich.

"Wenn alle gleich wären, wäre das Leben langweilig", ist eine geflügelte Redensart, die wir Erwachsene gerne einmal sagen. Natürlich, wenn Kinder nicht die gleichen Geschichten, Spielsachen, Schauspieler mögen. Solange sich dieses Anderssein auf solche trivialen Dinge beschränkt, sind wir sehr tolerant. Das ändert sich, wenn Kinder nicht den von uns geplanten und gewünschten Bildungsweg, Berufsweg gehen oder wenn das Äußere nicht mehr unseren Vorstellungen entspricht. Plötzlich wird Anderssein nicht mehr so einfach hingenommen.
Dabei ist es nicht schlimm, anders zu sein. Nicht ins Schema-F zu passen. Denn es kommt auf die inneren Werte an, die zählen. Genau das gibt auch Autor Guido van Genechten seinen jungen Lesern mit auf den Weg. Sein kleiner Protagonist, Geist Gustav, ist von Geburt an anders. Mit seinem rosa Laken fällt er unter all den weißen Geistern auf. Doch nicht jeder kommt damit klar, dass Gustav etwas Besonderes ist. Er aber lässt sich nicht beirren und geht seinen Weg, der während der Schulzeit sehr holprig wird. Auf diesem findet er einen Freund, der sich ganz wesentlich von ihm unterscheidet, aber trotzdem (oder vielleicht genau deswegen) zu ihm hält. Ohne Vorurteile gehen beide aufeinander zu und schließen Freundschaft. Doch nicht nur dieser neue Freund steht hinter Gustav, auch seine Schulfreunde mögen ihn nach wie vor. Für sie ist es nicht wichtig, ob Gustav spuken kann. Im Gegenteil, sie genießen es sogar, sich bei ihm einmal höflich und wohlerzogen benehmen zu dürfen.
Die Geschichte ist nett und spritzig erzählt. Es ist keine klassische Geistergeschichte, die Angst machen will. Stattdessen ist es eine fröhliche Erzählung von einem Geisterkind, das eben etwas anders ist. Kinder werden von dieser sofort in den Bann gezogen und hören mit Begeisterung dem Vorlesenden zu. Die großflächigen Illustrationen unterstreichen die Geschichte zudem wunderbar. Eine klare Pinselführung, dunkle aber nicht düstere Farben zu Beginn und wärmere Töne am Ende, überzeugen sofort. Das kommt bei Kindern ebenso gut an wie die Geschichte selbst. Als besonderes Extra gibt es dann noch ein Fensterbild des kleinen Gespensts Gustav, das sich jedes Kind natürlich sehr gerne in sein Zimmer klebt.

"Keiner gruselt sich vor Gustav" ist kurz gefasst eine fröhliche und ganz und gar nicht gruslige Geschichte. Kinder ab drei Jahren hören dieser gebannt zu und betrachten neugierig die Bilder. Das Buch unterhält und zeigt, dass Anderssein in Ordnung ist und man so bleiben soll, wie man ist.

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